Velbert. . Während der nächsten 40 Tage verzichten Menschen auf der ganzen Welt. Für viele ist es eine Chance, sich auf Wesentliches zu besinnen.

Für viele Velberter waren die letzten Tage geprägt von Feiern, Überfluss und Konsum: Die Karnevalszeit ist nicht unbedingt als Paradebeispiel für asketische Lebensweise bekannt. Wer Karneval feiert, der tut das meist im Einklang mit grenzenlosem Verzehr von Alkohol und ungesunden Speisen. Auf die sechs Tage purer Konsum-Ekstase folgen laut christlichem Kalender vierzig Tage der Enthaltsamkeit: Von Aschermittwoch bis Karsamstag soll gefastet werden. Diese Zeitspanne überbrückte der Überlieferung nach einst auch Jesus ohne Nahrung zu sich zu nehmen, nachzulesen im Evangelium nach Matthäus: „Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.“

Kirche ruft zum Fasten auf

Auch heute noch fasten einige Menschen aus religiösen Gründen. Seit einigen Jahren ruft die Evangelische Kirche zu einer konkreten siebenwöchigen Fastenaktion auf. Der Name „Sieben Wochen ohne“ ist hier Programm. „Wir laden Sie ein, sieben Wochen auf etwas zu verzichten und damit in dieser Zeit etwas freizulegen und in Bewegung zu bringen. Der Verzicht macht Appetit – auf das Leben“, lassen die Protestanten auf ihrer Internetpräsenz verlauten.

Auch die katholische Kirche appelliert an die Gläubigen, vierzig Tage lang Verzicht zu üben. Gisbert Punsmann, Pastoralreferent von St. Michael und Paulus, erklärt: „In dieser Zeit können die Menschen sich von Gewohnheiten lösen, die sie unfrei machen.“

Fasten auch in anderen Religionen

Das Christentum ist nicht die einzige Religion, die zum Verzicht aufruft. Im Islam ist das Fasten gar eine der fünf Säulen der Religion. Dort findet es allerdings nie zur selben Zeit statt. Vielmehr fasten Muslime während des Ramadan, dem neunten Monat des islamischen Mondkalenders – dieser wird für jedes Jahr anhand der astronomischen Begebenheiten berechnet. In diesem Jahr (Jahr 1438 des islamischen Kalenders) beginnt er am 27. Mai und endet am 24. Juni.

Im Judentum dagegen gibt es nur wenige vorgeschriebene Fastentermine. Der höchste und wichtigste Tag zum Fasten ist auch gleichzeitig der höchste jüdische Feiertag: Jom Kippur. Dieser im „Tischri“ (September oder Oktober), dem siebten Monat des religiösen jüdischen Kalenders, stattfindende „Versöhnungstag“ ist laut Zentralrat der Juden „der Höhepunkt der zehn Bußtage“.

Gesundheit steht im Vordergrund

Zwar verzichten viele Menschen religiös motiviert auf Nahrung und Genussmittel, für andere steht aber besonders der gesundheitliche Faktor im Vordergrund. Denn: Maßvolles Fasten ist überaus gesund. „Der Mensch, der während des Jahres Dinge zu sich nimmt, die ihm nicht unbedingt guttun, kann während des Fastens kürzertreten“, sagt die Velberter Ernährungsberaterin Nicola Herrmann, die in den nächsten sechs Wochen ebenfalls fastet: Sie verzichtet auf Zucker.

>>VOR DEM FASTEN IMMER MIT DEM ARZT REDEN

  • Grundsätzlich sollten weder Kinder noch alte und kranke Menschen fasten. Auch Schwangere sollten eher nicht auf Nahrung verzichten, da Mutter und Kind bereits genug belastet sind.
  • Wer fasten möchte, sollte vorher grundsätzlich einen Arzt konsultieren, um mit ihm die Vor- und Nachteile sowie die Risiken des Fastens zu besprechen. Auch Ernährungsberater geben Tipps.