Velbert. Die IG Metall Velbert und die WKW-Gruppe sprechen über eine Standortsicherung und Beschäftigungsgarantien für den Standort Velbert-Neviges.
Emotional und laut seien sie gewesen – die beiden Betriebsversammlungen bei der WKW AG und der Erbslöh Aluminium GmbH. So berichtet es Hakan Civelek, Geschäftsführer der IG Metall Velbert. Der Unmut in den Belegschaften beider Unternehmen, die zur WKW-Group gehören und in Velbert-Neviges an der Siebeneicker Straße ansässig sind, sei spürbar groß, so der Gewerkschafter weiter.
Hintergrund des Unmuts: Beide Unternehmen sind in einer vertraglich vereinbarten Sanierungsphase, in der die Beschäftigten seit Jahren auf Geld verzichten bzw. mehr arbeiten. Der neue Vorstandschef Dr. Wolfgang Braun soll jedoch kürzlich sowohl gegenüber den Betriebsräten als auch gegenüber Civelek über eine Verlagerung der Produktion – oder zumindest Teilen davon – ins Ausland gesprochen haben. So berichteten es sowohl Betriebsräte als auch Gewerkschaft gegenüber der WAZ.
Worte des Vorstandschefs haben Gewerkschaft und Betriebsräte alarmiert
Zwar sei Braun nicht konkret geworden – dennoch seien einige Formulierungen (so sollen Sätze wie „Es besteht ein Missverhältnis bei der Anzahl der Beschäftigten zwischen deutschen und ausländischen Standorten, das umgedreht werden muss“ gefallen sein) hochgradig alarmierend gewesen, so Civelek. Denn: Der vor zwei Jahren geschlossene Transformationsvertrag, der solch eine Verlagerung weitestgehend ausschließt, läuft Ende 2024 aus.
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In der WAZ fanden die Betriebsräte dann auch klare Worte: Dass das ein „starkes Stück“ sei, war da fast noch eine der harmloseren. „Da fühlt man sich schon hinters Licht geführt“, formulierte es Spiridon Grammozis, Tarifkommissionsmitglied und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der WKW AG, beispielsweise noch drastischer.
Haben einzelne Produktionsbereiche in Velbert keine Zukunft mehr?
Während Unternehmenssprecherin Monika Kocks auf Anfrage der WAZ vor gut zwei Wochen vehement betonte, die Aussage, die Produktion ganz oder teilweise verlegen zu wollen, sei von Dr. Braun niemals getätigt worden und es sich dabei „komplett um Nonsens und eine absolute Fehlinformation“ handele, die von der Gewerkschaft kolportiert werde, bleibt Civelek auch nach den beiden Betriebsversammlungen bei seiner Darstellung: „Und auf den Betriebsversammlungen wurde das vom Vorstand auch weder revidiert noch relativiert.“ Im Gegenteil sei, so Civelek, auf den Betriebsversammlungen vom Vorstand mitgeteilt worden, dass zumindest einzelne Produktionsbereiche am Standort Neviges keine Zukunft mehr hätten.
WKW will künftige Aufträge bezüglich des Standorts „kritisch analysieren“
Monika Kocks sagt dazu auf Anfrage: „Der Wettbewerbsdruck auf unsere Produkte hat sich über die letzten Jahre massiv erhöht, insbesondere durch den Markteintritt von neuen, asiatischen Marktbegleitern. Die WKW-Group reagiert darauf seit Jahren durch eine Verstärkung der Automatisierung einzelner Fertigungsprozesse und einer Verschlankung der Produktionsabläufe, aber auch durch Auf- und Ausbau von Standorten im Ausland. Im Rahmen zukünftiger Auftragsvergaben wird jeweils sehr kritisch analysiert, inwieweit eine Produktion in Deutschland kostendeckend bzw. gewinnbringend dargestellt werden kann. Dies wurde durch Herrn Dr. Braun auf den beiden Betriebsversammlungen verdeutlicht.“
Gewerkschaft erwartet Standort-Zusagen und Lohnerhöhungen
Unmittelbar nach den Betriebsversammlungen seien Gespräche mit dem Vorstand aufgenommen worden, so Civelek – mit dem Ziel, eine Standort- und Beschäftigungsgarantie auszuhandeln, zudem eine Entgelterhöhung und einen Inflationsausgleich für die Beschäftigten, die durch den Transformationstarifvertrag von allgemeinen Tariferhöhungen abgekoppelt wurden.
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Die Erwartung der IG Metall: Eine Standort- und Beschäftigungsgarantie bis mindestens Ende 2028 – verbunden mit einer vereinbarten Mindestanzahl von Beschäftigten und der Zusage, platzierte Aufträge und Produktionen nicht aus Neviges abzuziehen. „Die Belegschaft hat dem Unternehmen in schlechten Zeiten geholfen, nun erwarten wir, dass die Belegschaft vom Unternehmen nicht im Stich gelassen wird“, sagt Civelek, der die bisherigen Gespräche mit dem Unternehmen als „konstruktiv“ bezeichnet und nun die konkreten Angebote der Arbeitgeber-Seite abwarten will.
Zu den Gesprächen will die WKW-Gruppe erst Stellung beziehen, wenn es einvernehmliche Ergebnisse gibt, teilt Monika Kocks mit.
>>> Transformationstarifvertrag
Vor zwei Jahren hatten sich IG Metall und der Vorstand der WKW-Gruppe auf einen Transformationstarifvertrag verständigt.
Dieser sieht unter anderem vor, dass Mitarbeitende entweder auf die Hälfte von Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten oder aber mehr arbeiten, ohne dies ausgezahlt zu bekommen.
Zudem beinhaltet der Vertrag, dass bei einem Tarifabschluss – egal, wie hoch dieser ausfällt – die Löhne der Beschäftigten nur um 0,5 Prozent steigen.