Langenberg/Neviges. Die S9 und der RE49 halten in Velbert – nur fahren die Züge nicht sehr zuverlässig. Die Bahn hat nun Gründe für die Unpünktlichkeit genannt.
Mal zu spät, mal gar nicht, selten pünktlich: Immer wieder ärgern sich Pendlerinnen und Pendler über die Zuverlässigkeit der S-Bahn-Linie S9 und des Regionalexpress RE49. Einer, der auch nicht zufrieden mit der Pünktlichkeit ist, ist der Langenberger Frank von Hagen. Er hat sich mit seinem Unmut an die Landtagsabgeordnete Elisabeth Müller-Witt gewandt, die die Anfrage weitergeleitet hat.
Die Antwort der Bahn fällt ausführlich aus. Nach dem Anbieterwechsel von Abellio zur Deutschen Bahn im Dezember 2019 sei die Pünktlichkeit deutlich gesunken, hat die Bahn festgestellt. Anfallende Verspätungen würden dabei zwischen den Linien bzw. Zügen übertragen.
Bahn macht Infrastruktur verantwortlich
Ein Grund laut Stellungnahme der Bahn: die vorhandene Infrastruktur, insbesondere eingleisige Streckenführung in einige Abschnitten. „Die Linien S3 und S9 sind hierbei besonders negativ betroffen“, teilt das Unternehmen mit.
Die Linie S9 habe im Verlauf von Haltern am See bzw. Recklinghausen bis Hagen mehrere eingleisige Abschnitte, in denen sich Verspätungen auf die Gegenrichtung übertragen könnten. „Die Verschlechterung der Pünktlichkeit“, so die Bahn weiter, „ist betreiberunabhängig und betraf sowohl die Abellio Rail NRW GmbH als auch die DB Regio AG“. Ob Änderungen geplant sind – also etwa der Bau eines zweiten Gleises – ist der Mitteilung des Unternehmens nicht zu entnehmen. Eine Antwort auf unsere Anfrage steht noch aus.
Neue Züge sind zu schwer
Ein weiterer Grund für die zunehmende Unzuverlässigkeit sieht die Bahn im Material: So habe der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) für den Betrieb der Linien RE49 und S9 eigene Fahrzeuge des Schweizer Herstellers Stadler Rail angeschafft.
Diese Fahrzeuge seien allerdings schwerer als die zuvor auf dieser Strecke eingesetzten der DB Regio, wögen nämlich 145 statt 112 Tonnen. Außerdem hätten die neuen Modelle eine bezogen auf die Fahrzeugmasse geringere Antriebsleistung und deswegen eine geringere Beschleunigungsfähigkeit. Zudem würden nur vier statt acht Achsen angetrieben, so dass sich die Traktionsleistung schlechter auf die Schienen übertragen lässt, was sich insbesondere bei feuchten Schienen bemerkbar mache.
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Ob das nun bedeutet, dass diese neuen Fahrzeuge daher den Fahrplan, der noch auf Grundlage der alten Züge geplant worden ist, nicht einhalten können, lässt die DB in ihrer Antwort offen, auch hier steht eine Rückmeldung auf unsere Anfrage noch aus.
Massive Folgeverspätungen möglich
Stattdessen geht das Unternehmen auf einen weiteren Punkt ein: Das veränderte Fahrplankonzept, heißt es dort weiter, führe bei einer nur gering gesteigerten Auslastung der Infrastruktur – also bei nur wenigen zusätzlich eingesetzten Zügen – zu erheblichen Verspätungsübertragungen. Das heißt: „Die gegenseitige Beeinflussung der Züge hat extrem zugenommen; schon geringfügige Verspätungen einzelner Züge lösen massive Folgeverspätungen bei anderen Zügen aus.“ Ob dieses Problem angegangen wird? Auch dazu kein Hinweis in der Antwort des Unternehmens – und auch hierzu steht eine Rückmeldung auf unsere Anfrage noch aus.
Keine Zweigleisigkeit geplant
Das Problem der eingleisigen Streckenführung will die Bahn derzeit auch nicht angehen, ist dem Schreiben zu entnehmen: „Es gibt zurzeit kein Projekt mit dem Ziel eines zweiten Gleises über die Ruhr in Essen-Steele noch der erweiterten Herstellung einer Zweigleisigkeit zwischen Essen-Steele und Essen-Überruhr im Zuge der Linien S9 und RE49“, heißt es da.
Ein zweites Gleis „verbessert die Situation selbstverständlich“, jedoch wäre hierbei der gesamte eingleisige Streckenabschnitt von Essen-Steele bis Essen-Überruhr zu betrachten, „um positive Effekte zu erzielen“. Der Aufwand dafür sei „besonders groß“, wenn man den ganzen Abschnitt betrachte.
Bahnübergang Bleibergstraße wird erneuert
Und schließlich gibt es noch eine Rückmeldung zum Bahnübergang Bleibergstraße, auch der ein Dauerärgernis – diesmal aber für Autofahrer. „Der Bahnübergang wurde nach dem starken Hochwasser im Juli 2021 durch unseren Fachbeauftragten bewertet und als nicht betriebssicher eingestuft“, heißt es von Seiten der Bahn.
Daher müsse der Übergang vollständig erneuert werden. „Die Inbetriebnahme des neuen Bahnübergangs ist für das 2. Quartal 2023 geplant.“ Die Verzögerung sei einfach erklärt: „Lieferengpässe und Preiserhöhungen haben leider auch bei der DB Netz Einfluss auf die Verfügbarkeit von benötigten Materialien.“
>>>Die Abellio-Pleite<<<
Abellio, ein Tochterunternehmen der niederländischen Staatsbahn, war 2021 zweitgrößter Anbieter von Personenverkehr auf der Schiene in NRW, hatte dabei aber tiefrote Zahlen geschrieben und steckte Anfang 2022 in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren.
Nach langen Verhandlungen hatten in der Nacht vom 31. Januar 2022 auf den 1. Februar 2022 drei andere Bahn-Unternehmen die einzelnen Strecken übernommen. Für die S-Bahn-Linie S 9 ist zumindest bis 2024 die DB Regio NRW zuständig.