Velbert/Kreis Mettmann. Die IHK spricht im Kreis Mettmann von einem befriedigenden Jahresauftakt. Wirtschaftlich sei der Start 2023 geglückt. Doch es gibt auch Risiken.
Jahresauftakt für fast alle Branchen zufriedenstellend. Risiken abgeschwächt, Unsicherheit bleibt groß. Auslastung der industriellen Kapazitäten stabil, im Bau gesunken. Und zu guter Letzt: Arbeitsmarkt bleibt weiter noch stabil. – So lauten die Schlagworte in der aktuellen Konjunkturumfrage von der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Düsseldorf. Sie sagen schon recht viel über Lage und Befindlichkeit in der Wirtschaft im Neanderland aus. So viel vorweg: Es ist in den zurückliegenden Monaten nicht ganz so, ja eigentlich bei weitem nicht schlimm gekommen, wie die Kammer zuletzt noch ihre Herbst-Umfrage überschrieb. Da sah man die „Wirtschaft vor einem harten Winter“.
Besser dargestellt als im Kreis Mettmann befürchtet
Ja, das sei zu dem Zeitpunkt „sehr im Trüben, in Moll und im Dunkeln“ gewesen, „fast wie zur Lehman-Krisenzeit“, blickt Gerd Helmut Diestler heute zurück. Es habe sich nunmehr zwar „alles deutlich besser dargestellt als befürchtet“, bilanziert der IHK-Volkswirt, er geht allerdings nicht so weit zu sagen, dass eine Rezession bereits abgesagt sei. „So optimistisch sind wir noch nicht.“ Vielmehr sehe man durchaus noch Risiken, dass es tatsächlich zu einem Abschwung kommen könne.
Einschätzungen weiterhin leicht positiv
Doch nun zum Positiven. Auf den Energiemärkten ist es zu einer gewissen Entspannung gekommen; die Preise sind von ihren Höchstständen wieder deutlich gesunken. Akute Energieengpässe mit Rationierungen sind bislang nicht eingetreten und werden zumindest für die nächsten Monate so gut wie ausgeschlossen. „Da zugleich die Engpässe bei Rohstoffen, Materialien und Vorprodukten allmählich abnehmen und für den Handel das Weihnachtsgeschäft passabel war, schätzt die Wirtschaft im Kreis Mettmann ihre Geschäftslage zu Jahresbeginn 2023 weiterhin leicht positiv ein“, umreißt der Konjunkturexperte der Kammer das Ergebnis der Befragung. Das gelte für alle Branchen mit Ausnahme der Dienstleister, bei denen sich positive und negative Meldungen genau die Waage hielten: „Der Start ins neue Jahr ist damit geglückt.“
Nicht mehr so negativ wie gehabt
Angesichts der weniger trüben Rahmenbedingungen blicke die heimische Wirtschaft nicht mehr so ausgemacht negativ auf das Jahr 2023. Laut IHK berichten über eine aktuell gute Geschäftslage 36 Prozent der Betriebe, 17 Prozent sehen sich hingegen in einer schlechten Lage. Der Geschäftslageindikator beträgt derzeit 19 Punkte, das ist sogar etwas mehr als das Konjunkturbarometer vom Herbst mit zwölf Punkten.
Es bleiben große Herausforderungen
Das schlimmste Szenario einer tiefen Wirtschaftskrise scheine abgewendet zu sein, analysiert Diestler. Doch die Herausforderungen blieben groß: durch das weiter hohe Energiepreisniveau, die infolge Inflation deutlich geminderte Kaufkraftminderung und die bereits seit geraumer Zeit rückläufige Nachfrage nach Industrieprodukten. Letzteres sei bisher weitgehend durch die Bearbeitung bestehender Aufträge kompensiert worden, so dass die Auslastung von Maschinen und Anlagen sogar in etwa gleichgeblieben sei. Das dürfte bei anhaltender Nachfrageschwäche absehbar ein Ende haben.
Nachholbedarf privater Verbraucher
Entsprechend vorsichtig sind die Geschäftserwartungen der Industriebetriebe. Die Bauwirtschaft scheint nach Auskunft der IHK „ganz gut“ über den Winter zu kommen. Die Einzelhändler seien leicht zufriedener als zuletzt; sie befürchteten jedoch wegen der großen Belastungen der privaten Verbraucher durch Reallohnverluste und hohe Energiekosten eine Eintrübung ihrer Geschäfte. Bei den Dienstleistern zeigt sich das mittlerweile gewohnte gespaltene Bild: Allerdings stehen nun personenorientierte Dienstleister wie Touristiker und Gastronomen sowie die Freizeit- und Unterhaltungsbranchen besser da als etwa die Logistiker. Die erste Gruppe profitiert weiterhin vom Nachholbedarf privater Verbraucher. Und die Logistiker bekommen die hohen Treibstoffkosten und eine nur verhaltene Nachfrage ihrer gewerblichen Kunden zu spüren.
Arbeitsmarkt zeigt sich robust
Ein Lichtblick ist nach wie vor der heimische Arbeitsmarkt. Er erweist sich bislang als sehr robust, und in 2023 wollen nun doch wieder etwas mehr Betriebe zusätzliches Personal einstellen als ihre Mitarbeiterzahl reduzieren. „Eigentlich eine schöne Botschaft“, findet Gerd Helmut Diestler. Wenn bloß das Wörtchen wenn nicht wär. Denn die Einstellungswilligen berichten davon, dass sie dabei mit anhaltenden Schwierigkeiten hadern, zügig geeignete Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden.
Antworten und Einschätzungen von 244 Betrieben mit 18.300 Leuten
Die Aussagen für den Kreis Mettmann basieren auf der großflächigen Konjunkturumfrage zweier Kammern in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein, von der die IHK Düsseldorf wiederum eine spezielle Auswertung für das Neanderland vorgenommen hat.
Diese enthält Antworten und Einschätzungen von kreisweit insgesamt 244 Betrieben mit zusammen 18.300 Beschäftigten. Die erwähnte „große“ Umfrage fand vom 5. bis 20. Januar statt.