Neviges. Minigolf-Betreiber Uwe Binder ist sauer und enttäuscht: Die Stadt Velbert hat ihm den Pachtvertrag gekündigt. Die Anlage sei nicht zeitgemäß.
Wenn sonntags bei schönem Wetter etwas los ist in Velbert-Neviges, dann bei Minigolf Binder am Schloss Hardenberg. Gemütlich eine Runde über den Platz gehen, danach Waffeln oder Eis essen – das gehört für Generationen seit 1967 einfach zum Sonntags,- oder auch Ferienprogramm. „Die Saison beginnt zwar erst am 1. März, aber wenn die Sonne scheint, mach ich auch schon mal eher auf. Die Leute kommen auch aus dem Ruhrgebiet hierher. Und jetzt das.“ Uwe Binder, Betreiber der Minigolfanlage am Schloss Hardenberg, ist noch immer „völlig geschockt, enttäuscht und traurig“, wie er sagt: Die Stadt Velbert hat ihm den Pachtvertrag für das Gelände seiner Anlage gekündigt, das Pachtverhältnis endet am 31. Dezember 2024.
Minigolf in Velbert-Neviges soll es weiter geben
Zwar soll es hier noch weiter Minigolf geben – aber anders, moderner. Da tröstet es Uwe Binder auch nicht, wenn unter der vom Beigeordneten Jörg Ostermann unterzeichneten Kündigung der Satz steht: „Ich möchte nochmals betonen, dass es unser gemeinsames Anliegen ist, dass die Minigolfanlage in Neviges weiterhin und dauerhaft betrieben wird und in Ihren Händen liegen soll.“ Doch es sei ja dann nicht mehr sein alter Platz, so Binder traurig. Dass der nicht mehr gut genug sein soll, will dem 66-Jährigen nicht in den Kopf.
Anlage passt nicht in das neue Konzept
Wenn das Schloss Hardenberg samt den neu gestalteten Außenanlagen zum „Erlebniszentrum Natur“ umgewandelt werde, passe die beliebte Anlage mit ihren Büschen und Sträuchern, dem Kiosk und der Mini-Windmühle nicht mehr ins Konzept, so heißt es im „Masterplan für das Freianlagenkonzept“, der zuvor auch im BZA vorgestellt wurde. Beschlossen auf dem Haupt- und Finanzausschuss am 15. November, mit zwei Gegenstimmen von FDP und Piraten. Die Anlage sei zwar als Austragungsort für den Sport auf Bundesliga-Niveau von hoher Bedeutung, „deren Erscheinungsbild und Gestaltung fügt sich jedoch nicht in das geplante Ensemble ein“. Einige Bahnen sollen nach Westen versetzt, die komplette Anlage modernisiert werden. Die Hütte, hier gibt’s die legendären Waffeln, soll abgerissen werden, auch die Mini-Scooter-Anlage ist nicht mehr vorgesehen.
Ein Eldorado vor allem für Kinder
Uwe Binder indes versteht die Welt nicht mehr. „Das ist doch hier alles tippitoppi, eine anerkannte Turnieranlage, Bundesliga-tauglich.“ Was ihn besonders schmerze: Das Werk seines mit 88 Jahren verstorbenen Vaters werde mit den Füßen getreten. Zusammen mit guten Freunden hatte Vater Martin Binder von nunmehr 56 Jahren das städtische Grundstück hergerichtet, die komplette Anlage aufgebaut, Bäume und Sträucher gepflanzt. „Mein Vater wollte damals vor allem den Kindern hier etwas bieten“, erzählt Uwe Binder weiter, der das Erbe in jeder Beziehung weiter pflegt: „Bei mir kommen ganze Schulklassen, die machen hier ihren Ausflug. Ich richte auch Kindergeburtstage aus. Das wird jetzt alles kaputt gemacht.“
Enttäuscht vom Bürgermeister
Enttäuscht sei er vor allem von Bürgermeister Dirk Lukrafka und dem Beigeordneten Jörg Ostermann: Er habe sich da „mehr Ehrlichkeit“ gewünscht, so Uwe Binder: „Die beiden kamen im Oktober her, haben sich die Anlage angeschaut und ganz entspannt eine Runde Minigolf gespielt.“ Damals, so schildert es Binder, sei nur von einer „Verschönerung“ der Anlage die Rede gewesen, nicht jedoch von Verlegung. Was den 66-Jährigen bei aller Nostalgie vor allem umtreibt: Während der Umbauarbeiten, finanziert durch Fördermittel, habe er massive geschäftliche Einbußen zu befürchten. „Das kann ja monatelang dauern. Und wenn hier Bahnen verlegt werden, kann auch der Verein nicht trainieren.“ Er befürchtet, der Bundesligist und amtierende Deutsche Meister BGS Hardenberg Pötter könne auseinanderbrechen, die Spieler sich andere Plätze suchen und nicht wiederkommen. „Und wenn die einmal weg sind, dann war es das.“
Sorge um den Erhalt der Bäume
Und nicht zuletzt: „Auf dem städtischen Grundstück ist ja ne Menge Eigentum von mir. Die Hütte, der Scooter, und die ganzen Pflanzen, das hab ich alles finanziert. Wie werde ich da entschädigt?“ Vor allem um die Bäume und Sträucher auf der Anlage habe er Sorge. „Und mal ganz abgesehen vom Naturschutz, haben hier zwei Generationen eine Menge Herzblut rein gesteckt.“ Er werde auf jeden Fall für den Erhalt seiner Anlage kämpfen, kündigte Uwe Binder an: „Zur Saisoneröffnung am 1. März lege ich eine Unterschriftenliste aus, und dann hole ich mir Rat, um einen Bürgerentscheid auf die Beine zu stellen.“ Für die Anlage zu kämpfen, das sei er auch seinem Vater schuldig. „Am 20. Januar hat er dritten Todestag. Wenn ich zum Friedhof gehe und ihm das erzähle, der dreht sich im Grabe um.“
Die Stadt Velbert, so kündigt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach an, werde in Kürze Stellung nehmen.
>>>Planungsbüro aus Bochum
Das Ensemble Schloss Hardenberg mit Herrenhaus, Mühlengebäude, Vorburg und Außenanlagen wird umgestaltet zum „Erlebniszentrum Natur“. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 8.9 Millionen Euro.
Die Sanierung des Herrenhauses und des Mühlengebäudes wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit 4,164 Millionen Euro gefördert. Alle weiteren Sanierungskosten trägt die Stadt Velbert.
Im Herrenhaus soll 2024 mit den Arbeiten begonnen werden.
Bei den Außenanlagen setzte sich das Bochumer Planungsbüro wbp mit seinem Entwurf beim Ideen-Wettbewerb gegen 30 Mitbewerber durch.