Neviges. Seit 50 Jahren betreibt die Familie Binder die Minigolf-Anlage am Schloss Hardenberg. Für das Rezept der Waffeln wurde schon viel Geld geboten.

Mütter sonnen sich in Strandkörben, die Kleinen buddeln im Sand. Ein paar Meter weiter raufen sich zwei Jungs die Haare – der Ball will partout nicht ins Loch rollen. Minigolfspielen am Schloss Hardenberg – nicht nur von Nevigesern seit Generationen heiß geliebt.

Auf diesem Platz spielt auch der Landesmeister

Kaum ein Kind, das sich hier nicht mit Oma und Opa auf die legendären Waffeln freute, ob mit oder ohne Spiel. Seit 50 Jahren betreibt die Familie Binder einen der schönsten Minigolfplätze Deutschlands, auf dem sich auch Turniermannschaften wie der Landesmeister BGS Hardenberg wohlfühlen.

Den kleinen Autopark gibt es inzwischen nicht mehr auf der Anlage.
Den kleinen Autopark gibt es inzwischen nicht mehr auf der Anlage. © Uwe Möller

Alles begann auf einem der sonntäglichen Spaziergänge, die Vater Martin Binder mit den Kindern unternahm, während Mutter Sigrid das Essen vorbereitete. „Wir haben dann Bäume bestimmt, sind durch den Wald, und dabei hab ich am Schloss diese wilde Kippe entdeckt“, erinnert sich der heute 85-Jährige. Zuvor hatte er bei einem Familienausflug in Traben-Trarbach gesehen, wieviel Spaß Minigolf machen kann – und seitdem spukte die Idee von einer Anlage in Neviges in seinem Kopf herum: „Mein Gedanke war: Die Kinder sollten sonntags etwas zu tun haben.“

35 Baulaster Muttererde wurden abgekippt

Die fixe Idee ließ ihn nicht los. „Nichts auf der Juppe, also kein Geld, aber ich legte los.“ Ein Jahr lang kannte Martin Binder, der damals in der Poststelle der Stadt Velbert arbeitete und nebenbei die Verwaltungsschule besuchte, weder Feierabend noch Wochenende: „Fünf große Baulaster Abfall und Müll haben wir entsorgt, dafür 35 Baulaster Muttererde auf das Gelände gebracht. Wir haben malocht bis zum Umfallen.“ Zusammen mit fünf guten Freunden stellte Martin Binder die komplette Anlage selbst auf die Beine, pflanzte 73 Tannen, dazu Rhododendren und Wacholderbäume, legte Wege an.

So sah die Attraktion im Mai 1967 aus. Bis auf die Bepflanzung ist die Anlage noch heute im Originalzustand.
So sah die Attraktion im Mai 1967 aus. Bis auf die Bepflanzung ist die Anlage noch heute im Originalzustand. © Uwe Möller

Unvergesslich dann der 13. Mai 1967, als Bürgermeister Willi Anker und einige Ratsherren bei der Einweihung des 3000 Quadratmeter großen Geländes zum Schläger griffen. „Die Stadtverwaltung hatte mir das wohl nicht zugetraut. Auch ein paar neugierige Nevigeser kamen und schauten, es war ein wundervoller, sonniger Tag.“ Eine der Attraktionen für Kinder: die kleinen Autos, die über die Piste flitzten.

Konditor bot Sohn Uwe einst Geld fürs Waffelrezept

Unter den „paar Nevigesern“ sprach sich in Windeseile herum, wieviel Spaß dieser Sport macht – und zwar bei Familien als auch unter Turniersportlern. „Ich weiß, dass meine Eltern immer sehr spät nach Hause kamen, der Betrieb ging auch in der Woche oft bis Mitternacht“, erinnert sich Sohn Uwe, der die Anlage im Jahr 1995 übernahm. Sein Vater ergänzt: „Meine Frau, auf deren Name die Anlage ja lief, war nachmittags da, ich kam dann später von der Arbeit dazu. Da wartete dann ein ganzer Berg Geschirr.“

Vieles hat sich seitdem geändert, noch mehr ist geblieben: So kann der Spieler heute zwischen 170 verschiedenen Schlägern wählen, Sohn Uwe baute eine „Wohlfühl-Lounge“ nebst Fischteich, auch hat die 27 Jahre alte Windmühle einen würdigen Nachfolger gefunden

Eim prima Team: Sohn Uwe führt seit 1995 die Anlage weiter, die Vater Martin einst erbaute.
Eim prima Team: Sohn Uwe führt seit 1995 die Anlage weiter, die Vater Martin einst erbaute. © Uwe Möller

Geblieben ist das Herzblut, mit dem Sohn Uwe das Werk seines Vaters weiterführt. So ist die Bahn dank der guten, permanenten Pflege noch im Originalzustand erhalten – was neben Geld vor allem viel Zeit kostet: „Jedes Jahr die Bahnen streichen, und auch das Hinweis-Schild aus Holz, das ein Bekannter vor 50 Jahren für Vater schnitzte, wird jährlich bearbeitet. Das muss sein, damit alles gut in Schuss bleibt.“

Eines wird Uwe Binder garantiert nicht ändern: die Speisekarte. „Eis, Würstchen, Kartoffelsalat, und natürlich unsere Waffeln.“ Stolze 1500 Mark hatte ihm ein Konditor einst zu D-Mark Zeiten für das Rezept seiner inzwischen verstorbenen Mutter geboten. Uwe Binder lächelt. „Keine Chance.“ Auch das bleibt in der Familie.

<<< DIE ANLAGE HAT TÄGLICH BIS 22 UHR GEÖFFNET

Als einer der zahleichen Titel gewann der BGS Hardenberg den Europacup für Vereinsmannschaften.

Die Anlage ist geöffnet: Montag bis Freitag von 14 bis 22 Uhr; Samstag und Sonntag von 11 bis 22 Uhr. Auch Familien, die nur Kaffeetrinken möchten, sind gern gesehen. Mehr auf www.minigolf-binder.de.