Langenberg/Neviges. Seit dem Hochwasser 2021 ist der Bahnübergang an der Bleibergstraße in Velbert defekt – auch die Ortsbusse müssen dort immer wieder lange warten.

Wer aus Langenberg die Hauptstraße in Richtung Neviges fährt, kann oft schon kurz vor der Zassenhauskurve sehen, dass sich mal wieder der Verkehr vor dem Bahnübergang Bleibergstraße staut.

Da kann sich glücklich schätzen, wer nicht dort lang muss. Und wer weiter Richtung Kuhlendahl fährt, wundert sich dann, dass, angekommen an der großen Kreuzung, immer noch kein Zug zu sehen gewesen ist – denn das bedeutet, dass die Warteschlange vor dem Bahnübergang auch noch besteht.

Juli-Hochwasser 2021 beschädigte die Technik

Das Problem ist lange bekannt: Die Technik an dem Bahnübergang ist beim Hochwasser im Juli 2021 stark beschädigt worden, das Schalthaus stand damals komplett unter Wasser. Lange Zeit musste ein Mitarbeiter die Schrankenanlage bedienen, inzwischen kommt ein so genanntes TH BÜP zum Einsatz – also ein „Technisches Hilfsmittel – Bahnübergangsposten“.

„Die Schließzeit der Schranken, auch zwischen zwei Zugfahrten, kann zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer nicht verkürzt werden“, heißt es in einem Schreiben der Bahn, das der WAZ Langenberg vorliegt. Die Polizei warnt davor, die Schranken aus lauter Ungeduld zu umfahren.
„Die Schließzeit der Schranken, auch zwischen zwei Zugfahrten, kann zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer nicht verkürzt werden“, heißt es in einem Schreiben der Bahn, das der WAZ Langenberg vorliegt. Die Polizei warnt davor, die Schranken aus lauter Ungeduld zu umfahren. © Kreispolizei Mettmann

Doch auch dadurch haben sich die Wartezeiten an der geschlossenen Schranke nicht geändert. Ein Ärgernis nicht nur für Privatleute oder Handwerker, sondern auch für die Verantwortlichen der Verkehrsgesellschaft Velbert (VGV). Schließlich fährt die Ortsbuslinie OV 6 über die Bleibergstraße.

Busse haben massiv Verspätung

„Wir haben durch die Wartezeit massive Verspätungen auf der Linie“, klagt eine Mitarbeiterin gegenüber der WAZ. Bis zu 15 Minuten stehen die Busse, „da fliegt uns alles auseinander“. Abgesehen davon, dass die Fahrgäste möglicherweise ihren Anschluss verpassen, gibt es auch Schwierigkeiten für folgende Fahrten – „denn die Fahrer müssen ja auch ihre Pausenzeiten einhalten, das wird streng kontrolliert.“

Gleichzeitig belaste die Situation nicht nur die Fahrgäste, sondern auch die Fahrerinnen und Fahrer. Denn die bekämen den geballten Ärger und Frust ab. „Das kann ich auch verstehen“, sagt die VGV-Mitarbeiterin. Wer in Velbert-Mitte lange auf die OV6 warte, müsse nicht verstehen, dass sich der Bus verspätet, weil in Langenberg ein Bahnübergang defekt ist.

Für die Bahn hat der Übergang an der Bleibergstraße aber nur geringe Priorität. „Wir haben alles mobilisiert, was geht“, berichtet die Mitarbeiterin. „Politik, Busverkehr Rheinland (BVR) und den Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR).“

VGV prüft Alternativroute

Statt über die Bleibergstraße könnte die OV6 künftig über den Bökenbusch (im Bild) Richtung Velbert fahren und dann von oben die Bleibergquelle anfahren.
Statt über die Bleibergstraße könnte die OV6 künftig über den Bökenbusch (im Bild) Richtung Velbert fahren und dann von oben die Bleibergquelle anfahren. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Nun denkt die VGV über eine Alternativroute nach, da sich die Reparatur nach Auskunft der Bahn noch mindestens bis April 2023 hinziehen werde. „Im November haben wir da erste Erfahrungen gesammelt“, berichtet die Mitarbeiterin, denn für ein Wochenende waren nicht nur der Übergang an der Bleibergstraße sondern auch der am Haus Stemberg gesperrt.

„Wir könnten uns vorstellen, dass die Busse künftig den Bökenbusch nehmen und dann die Bleibergstraße von oben herab fahren, um die Bleibergquelle anzufahren.“ Allerdings müsse so eine Alternative sehr sorgfältig geprüft werden. „Wenn wir da jetzt einen Fehler machen, dann wird alles nur noch schlimmer.“

„Velbert hat gutes Ortsbussystem“

Was die Mitarbeiterin besonders ärgert: Im Vergleich zu anderen deutschen Städten mit ähnlicher Einwohnerzahl „haben wir hier in Velbert ein wirklich gutes Ortsbussystem.“ Nur wenn die Busse nicht zuverlässig fahren, weichen die Menschen auf andere Verkehrsmittel aus. „Um jemanden, den wir einmal verloren haben, zu uns zurückzuholen, müssen wir uns fünf Mal so stark engagieren.“

Das gelte auch nicht nur für Velbert, schlägt die Mitarbeiterin gleich noch den Bogen zur Diskussion um die Verkehrswende: „All die großen Projekte bringen doch gar nichts, wenn wir solche Kleinigkeiten schon nicht in den Griff bekommen.“

Die Verkehrsgesellschaft Velbert

Die Verkehrsgesellschaft der Stadt Velbert mbH (VGV) wurde im Jahr 1991 gegründet. Ihre seinerzeitige Aufgabe begrenzte sich auf den Betrieb von drei Parkhäusern und einer Tiefgarage.

Mitte 1996 wurde der Gesellschaftszweck um die Aufgabe der Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) innerhalb des Stadtgebietes der Stadt Velbert erweitert.

An Weihnachten und Silvester fahren die Ortsbuslinien nach einem Sonderfahrplan. Den gibt es unter anderem über die Homepage der VGV zum Download.