Neviges. Rund 400 Arbeiter der WKW automotive in Velbert-Neviges demonstrieren vor dem Werk für faire Löhne. Sie fühlen sich vom Vorstand getäuscht.
Sie sind sauer, wütend, enttäuscht. Bei WKW automotive, einem der größten Arbeitgeber in Velbert, brennt der Baum. „Vorstand raus, Vorstand raus“, brüllen rund 400 Arbeiter vor den Werkstoren an der Siebeneicker Straße in Velbert-Neviges. Auf einer von der IG Metall angemeldeten Demonstration lassen sie ihrem Frust freien Lauf, werfen der Unternehmensspitze Vertragsbruch vor. „Wir haben 50 Prozent unseres Weihnachtsgeldes abgegeben. Und was passiert? Die Kohle wird im Ausland versenkt“, schimpft Dirk Mosbach, seit mehr als 30 Jahren in dem Traditionsbetrieb beschäftigt. „Wie schafft man das als Vorstand, immer die Weichen in die falsche Richtung zu stellen? Ich hab noch den alten Senior-Chef Gert Mayer gekannt, der ist etwa zehn Jahre tot, der hat nie Schulden gemacht, der sagte immer: Ich esse mich dreimal am Tag satt und den Rest bekommt die Firma.“
Vorwurf: Unternehmen investiert nicht in den Standort Velbert-Neviges
Was die Beschäftigen des Automobil-Zulieferers so auf die Palme bringt: In einem Transformationsvertrag, geschlossen zwischen Gewerkschaft und Unternehmen, wurde vor zwei Jahren nicht nur der Verzicht auf einen Teil des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes beschlossen. Auch sollten die Gehaltserhöhungen auf 0,5 Prozent begrenzt werden. Mit dem Ziel, dass das gewonnene Geld in den Nevigeser Betrieb fließt – und das sei nicht passiert, so Daniel Ullsperger, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Velbert: „Stattdessen wurden große Teile der Millionenbeiträge der Beschäftigten zum Stopfen von Löchern an ausländischen Standorten verwendet., ohne dass sich die Situation dort wesentlich verbessert hätte. Dieses Missmanagement muss unserer Auffassung nach Konsequenzen haben.“
WKW-Belegschaft in Neviges ist sauer und bangt um die Existenz
Laut Aussage der IG Metall soll WKW weltweit 230 Millionen Euro Schulden haben, auch soll es in den Reihen des Vorstandes bereits personelle Konsequenzen gegeben haben. „Jetzt ist Schluss mit reden, wir haben genug gegeben“, steht auf einem Schild, und Arbeiter Mehmet Daskin (34) spricht aus, warum sie hier nach der Frühschicht auf die Straße gehen: „Ich habe drei Kinder, und ich bin so sauer, was hier los ist. Wir arbeiten auch am Wochenende, arbeiten alle hart und wir fragen uns: Wo ist das ganze Geld?“
Belegschaft ist sauer und enttäuscht
Ute Zervas, seit Jahren tätig in der Oberflächenkontrolle, sieht sich von ihrem Arbeitgeber getäuscht, oder wie sie drastisch sagt: „Man fühlt sich schon verarscht. Man hängt sich voll rein, es wird alles teurer und wir müssen doch auch unsere Rechnungen bezahlen.“ Klare Worte findet auch Andreas Althaus, Betriebsratsvorsitzender WKW AG: „Ich erwarte von der Unternehmensführung, dass sie die Sorgen der Mitarbeiter ernst nimmt und ihnen der Situation entsprechend unter die Arme greift.“ Die Kernforderung: Mehr Lohn für ehrliche Arbeit.
Bei WKW arbeiten Generationen
Auch sein Kollege Vassilios Athanassiou, Betriebsratsvorsitzender Erbslöh Aluminium GmbH, appelliert an den WKW-Vorstand, sich mit der IG Metall an einen Tisch zu setzen. „Wir haben zu wenig Geld im Portemonnaie, alle hier haben Familie, die Kosten explodieren.“ Man dürfe auch die Tradition nicht vergessen, ganze Generationen hätten hier schon ihre Brötchen verdient, „Väter, Söhne, Enkel, wir bleiben ein Familienbetrieb.“ Und dann, leise, aber sehr eindringlich: „Wenn hier der Laden dicht ist, dann ist nicht Neviges, dann ist ganz Velbert tot.“
Seitens des Unternehmens gab es keinen Kommentar zu der Demonstration.
>>>Großer Arbeitgeber in Velbert
Die WKW automotive ist eine Tochtergesellschaft der Walter Klein GmbH in Wuppertal, seit den frühen 1970er-Jahren ansässig in Velbert-Neviges an der Siebeneicker Straße. In Neviges sind etwa 1500 Menschen beschäftigt, weltweit etwa 4500 Mitarbeiter.
Der Automobilzulieferer produziert Zier- und Funktionsbauteile, Dachrelingsysteme, Wärmetauschrohre für Pkw-Klimaanlagen sowie Aluminiumprofile für Industrieanwendungen. Kunden sind namhafte Autohersteller, aber auch Unternehmen wie Miele oder Bang&Olufsen.