Velbert. In der Velberter Villa B wurde es am Samstagabend laut: Bei einer Jugenddisco hatten die Teenies nicht nur Spaß, sie lernten dabei auch was.

Das Jugendzentrum Villa B hatte für seine Besucher den roten Teppich ausgelegt: Es war Zeit zum Tanzen. „Das ist das erste Mal, dass wir nach Corona wieder eine Jugenddisco für die Elf- bis 15-Jährigen anbieten können“, freut sich Maike Legut, die am Eingang die Gäste begrüßt.

Durch die Pandemie ist inzwischen eine neue Generation herangewachsen: „Viele kannten das Jugendzentrum noch gar nicht“, stellte die Leiterin der städtischen Jugendförderung fest, die sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen kann. „Sogar aus Wuppertal sind welche gekommen.“ Für den taschengeldgerechten Eintritt bekamen die Kids einiges geboten. Im Erdgeschoss ist Disco angesagt, wo unter dem Motto „Neon is a dancer“ mit effektvoller Beleuchtung abgezappelt wurde.

Velberter Kinder erfahren spielerisch die Auswirkungen von zu viel Alkohol

Bartosz, Jeremy und Julian, v.l., testen die Rauschbrillen in der Villa B in Velbert.
Bartosz, Jeremy und Julian, v.l., testen die Rauschbrillen in der Villa B in Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

In der oberen Etage kam der pädagogische Auftrag um die Ecke: Man kann ohne Alkohol feiern und Spaß haben. Stefanie Bickmeier und Nina Szynaniak von der Fachberatung Prävention der AOK Rheinland/Hamburg zeigten, wie sich ganz leicht fruchtige Drinks herstellen lassen: „Red Love“ besteht aus einem Püree von frischen Himbeeren, Limetten, Minzblättern, braunem Zucker, Eis und Mineralwasser. Zitronensaft, Tropicdirektsaft, Ginger Ale, gemixt mit Eis und kaltem Mineralwasser ergibt „Tropicfeeling“. Stefanie Bickmeier schiebt Kunststoffstrohhalme in die gelben Drinks und entschuldigt sich: „Eigentlich sollen die nicht mehr benutzt werden, aber weil so lange solche Veranstaltungen nicht stattfinden konnten, haben wir noch so viele davon. Die ungenutzt wegzuwerfen, wäre auch nicht nachhaltig.“

Welche Folgen Alkohol hat, macht Marisa Hamann von der Fachstelle Sucht der Bergischen Diakonie deutlich. Sie hat Rebecca eine Rauschbrille aufgesetzt. Jetzt hat die Zwölfjährige den visuellen Eindruck eines heftigen Alkoholrauschs und soll versuchen, aus einem passenden Schlüsselbund den richtigen Schlüssel herauszufinden, der dann auch noch ins Schlüsselloch gesteckt um umgedreht werden will. Kein einfaches Unterfangen in dem benebelten Zustand. „Jetzt stell Dir vor, es ist dunkel, es ist kalt, Du frierst und Du kommst nicht zu Hause rein“, dramatisiert die Sozialarbeiterin die mögliche Situation.

Jugendberater geben Tipps für den Umgang mit privaten Daten im Internet

Anschließend soll Rebecca 43 Cent aus einem Portemonnaie herausfischen: Unsicher greift sie zu den Münzen, dreht und wendet sie, betrachtet sie lange vor den Augen, bis die Summe endlich zusammen ist. Susanne macht ähnliche Erfahrungen: „Das ist unheimlich schwer.“ Die Elfjährige ist sich ziemlich sicher, dass sie Finger vom Alkohol lassen möchte. Indirekt hat sie bereits unerfreuliche Erfahrungen mit betrunkenen Menschen gemacht: „Das ist ekelhaft: Die meckern dann rum, beleidigen und sind völlig verändert.“

Emely, Finja, Anna, Lena, Angelika, Venus, Laura, v.l, hatten ordentlich Spaß in der Disco.
Emely, Finja, Anna, Lena, Angelika, Venus, Laura, v.l, hatten ordentlich Spaß in der Disco. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Nicht nur der Alkoholkonsum kann zu einer Gefahr für Jugendliche werden, sondern auch das Internet. Die Medienscouts der Gesamtschule Velbert-Mitte geben wertvolle Tipps zum sichern Umgang mit Tiktok, Instagram und Co. „Viele unterschätzen die Wirkung eines öffentlichen Profils“, sagt Venus Albert und rät ihren Altersgenossen, nicht zu viel von sich zu verraten und schon gar keine Nacktfotos zu verschicken. „Alles schon vorgekommen, dann entsteht Cybermobbing“, hat Katharina John vom erzieherischen Jugendschutz der Stadt Velbert erfahren, die froh ist, dass die jugendlichen Medienscouts aufklären: „Das hat eine ganz andere Wirkung, als wenn das Erwachsene machen.“

Spaß hatten die Teens auf jeden Fall: „Coole Musik, viele Freunde getroffen und Kicker gespielt“ beschreibt Dave die Party. „Das Highlight sind die UV-Tattoos, die in der Disco leuchten“, ist die zwölfjährige Sariat begeistert. „Blöd nur, dass die so lange trocknen.“

>>> Fabrikantenvilla

  • Die „Villa B“ wurde 1913 durch die Fabrikantenfamilie Berninghaus errichtet, später an die Stadt Velbert verkauft und wird seit 1979 als Jugendzentrum genutzt.
  • Nach einem Totalumbau können die vier Etagen seit 2017 barrierefrei und multifunktional genutzt werden.