Velbert. Fachbereichschefin Heike Möller verlässt die Stadt und wechselt nach Bochum: Anlass für einen Rückblick auf 20 Jahre Stadtentwicklung in Velbert.
Stadtentwicklung ist eine Langstrecken-Disziplin. Da bietet es sich an, mal einen konkreten Ausschnitt im Zeitraffer zu betrachten. In diesem Fall die 20 Jahre, die Heike Möller fast auf den Tag genau für die Stadt Velbert gearbeitet hat. „Irgendwann muss man einen Schritt weiter gehen“, sagt sie. Und übernimmt ab November in Bochum die Leitung des Amts für Stadtplanung und Wohnen. Angefangen hat Möller vor Ort als Stadtplanerin, hat zunächst Bebauungspläne für den Stadtbezirk Langenberg gemacht und zuletzt den Fachbereich Stadtentwicklung mit seinem rund 40-köpfigen Team geleitet. Festzuhalten bleibt: In den beiden Dekaden sind viele Millionen Euro vom Land, vom Bund und auch aus EU-Mitteln nach Velbert geflossen.
Velbert erhielt größte Förderzusage
Der Förderbescheid für das Forum Niederberg in Höhe von 28 Millionen Euro sei die größte Zusage, die hierzulande je gemacht worden sei, bilanziert die 50-Jährige und würdigt in diesem Zusammenhang die „Super-Zusammenarbeit mit den Ministerien“. Den Bereich der eigentlichen Stadterneuerung mit mittlerweile fünf Gebieten – „Das ist richtig viel“ – habe sie besonders intensiv beackert und die Anfänge „mit angeschoben, da sind wir echt gut“. Zudem sei Velbert beim Thema „Soziale Stadt“ von Anfang an sehr weit vorn gewesen. Birth/Losenburg ist so gut wie abgeschlossen, es gab den Stadtumbau in der Nordstadt, das Projekt „Städtebaulicher Denkmalschutz Langenberg“ umfasste nicht nur das Bürgerhaus, sondern z. B. auch das Jugendzentrum Vogteier Straße. Aktuell auf der Agenda sind Innenstadt Velbert-Mitte und -Neviges.
Das Credo in Velbert: Den Außenbereich schonen
Das Credo „Innen- vor Außenentwicklung“ habe vor Ort wirklich Vorrang bei der Flächenentwicklung, schließlich gelte es das Landschaftsbild zu erhalten, resümiert die Fachfrau und setzt nachdenklich fort: „Manchmal hat es sich nicht so ergeben, aber es war und ist der Wille da. Für eine Stadt dieser Größenordnung gehen wir relativ wenig in den Außenbereich.“ Man brauche natürlich auch Flächen, „aber immer maßvoll“.
Velberter sollen Vorzüge der Heimatstadt erkennen und schätzen
Wo Velbert wohl in zehn Jahren steht? „Dann komm ich gern. Ich weiß, dass es schwierig ist, Innenstädte attraktiv zu halten und gestalten. Aber ich bin wirklich positiv gestimmt und zuversichtlich.“ Alle drei Bezirke mit ihren Zentren hätten wirklich Qualitäten, betont Möller. Die Stimmung sei leider mitunter viel schlechter als die wirkliche Lage. Und überhaupt wünscht sie sich, „dass Velberter nicht Urlaub in Bayern machen, sondern mal in der Region und Umgebung“. Um dann zurückzukehren, sich in ihrer Heimatstadt umzuschauen und „hoffentlich zu erkennen, was sie hier alles haben“. Allerdings sei bei der Gestaltungsqualität noch Luft nach oben.
Natur ist gefragt: Konzept fürs Schloss Hardenberg ist für Heike Möller „stimmig“
Die Fachbereichschefin ist davon überzeugt, dass das „Thema Natur eine unheimlich große Rolle spielt“. Die Großstädter führen eben aufs Land, und dementsprechend glaubt sie fest, dass das Konzept „Naturerlebnis“ fürs Schloss Hardenberg stimmig ist und ankommen wird. „Es gibt ja schon eine Konzeption für die Ausstellung, wir haben ein ganz tolles Ausstellungsbüro.“ Man arbeite mit externen Architekten zusammen und stimme sich ab. „Ich habe den Entwurf der Nutzungskonzeption seit zehn Jahren intensiv mitbegleitet und möchte gerne die Eröffnung miterleben.“ Zuvor, schon im nächsten Jahr, will sie aber bei der Inbetriebnahme des neuen Forums dabei sein.
Einsatz fürs Klima verstärken
Ein Thema steht jedoch eigentlich über allen anderen: die doppelte Aufgabe namens Klimaschutz- und Klimaanpassung. Die Fortschreibung des integrierten Energie- und Klimakonzepts ist beschlossene Sache, die Anstrengungen sollen noch intensiviert und von einem Monitoring begleitet werden. Die Teilnahme am „European Energy Award“ 2013/14 habe die Erkenntnis gebracht, „da haben wir noch viel zu tun, dann lass uns doch lieber ein Konzept aufstellen“. Das habe man ab 2015 auf den Weg gebracht und zugunsten der Kontinuität mittlerweile die zuvor häufig befristeten Stellen „verstetigt“. Sie seien wieder voll besetzt, „es gibt nur noch eine geförderte“.
Nachfolger oder Nachfolgerin vollendet Mammutprojekt
Ein in Gang gesetztes „Mammutprojekt“ muss Heike Möllers Nachfolger oder Nachfolgerin vollenden. Es ist die digitale Bauakte. „Und zwar volldigital“, unterstreicht sie. „Eine halbseidene Lösung ist nicht zukunftsfähig. Damit sind wir in NRW ganz vorne dabei.“
>>>Studium in Architektur und Städtebau
Heike Möller stammt aus Norddeutschland und hat an der TH Aachen Architektur und Städtebau studiert.
Sie lebt mit ihrer Familie bereits seit längerem in Bochum und wird nunmehr in der dortigen Stadtverwaltung Amtsleiterin.