Langenberg. Die Schlafapnoe ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Wer betroffen ist, kann sich in der Selbsthilfegruppe Tipps abholen, seit nun 25 Jahren.
„Nur, wenn man Ahnung hat, kann man den anderen auch die richtigen Informationen geben“, sagt Manfred Steinhaus. Er ist seit 2014 Erster Vorsitzender der Selbsthilfegruppe mit dem etwas sperrigen Namen „Schlafapnoe/Atemstillstand e.V. Velbert und Umgebung“.
Ziel der Gruppe ist es vor allem, Betroffene von Schlafapnoe zu informieren, Hilfe zu leisten und die Krankheit der breiten Öffentlichkeit nahezubringen – und das ist wichtig: Schätzungen zufolge leiden ungefähr fünf Prozent der Männer und drei Prozent der Frauen an der sogenannten obstruktiven Schlafapnoe, bei der flache Atmung und Atemaussetzer von mehr als zehn Sekunden zu den Symptomen gehören.
Ab 40 ist jeder zweite Mann betroffen
„In der Altersgruppe der 40- bis 80-Jährigen sind bei den Frauen rund 25 Prozent, bei den Männern sogar 50 Prozent betroffen“, sagt Dr. Reinhold Beckmann. Er betreibt in Langenberg eine Praxis für Psychotherapie. Nicht von der schwersten Form, aber von der Krankheit allgemein.
Die Krankheit ist also verbreitet – kein Wunder, dass sich Betroffene in Velbert nun schon seit 25 Jahren in der Selbsthilfegruppe mit ihr befassen.
Die Erklärung der Krankheit ist eigentlich recht simpel: Die Muskulatur in den Atemwegen erschlafft im Schlaf. Der Körper kann nicht mit genügend Sauerstoff versorgt werden, Puls und Blutdruck sinken. Das Gehirn wird nervös und zwingt den Körper, aufzuwachen.
Erholsamer Schlaf bleibt aus
Passiert das mehrfach, ist an einen erholsamen Schlaf nicht mehr zu denken. Betroffene fühlen sich ständig schlapp und haben auch ein höheres Risiko, Folgekrankheiten zu erleiden. Tagesmüdigkeit, erhöhtes Schlaganfallrisiko, häufigere Herz-Rhythmus-Störungen zählt Psychologe Reinhold Beckmann als Beispiele für körperliche Folgen auf, psychische Störungen wiederum umfassen „etwa die Verstärkung von Angstzuständen oder einer Depression“.
Für die Bewertung der Schwere der Schlafapnoe gibt es den Apnoe-Index (AI) und Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI). Ersterer misst, wie viele Atempausen von mindestens zehn Sekunden jemand pro Stunde hat. Zweiterer, wie viele Phasen mit flacher Atmung. Drei Stufen werden dabei in der Regel angeführt: Von einer leichten Apnoe spricht man bei fünf bis 15 Atemaussetzer pro Stunde, von schweren Fällen ab 30 Aussetzern pro Stunde.
Verschiedene Gegenmaßnahmen
Um die Apnoe zu bekämpfen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Bei einer leichten Apnoe könne es schon helfen, das Körpergewicht zu reduzieren, auf der Seite zu schlafen oder keinen Alkohol mehr zu trinken, sagt der Langenberger Reinhold Beckmann.
Bei schwereren Fällen kann unter anderem eine Maske helfen, die an ein Atemgerät angeschlossen ist. Überdruck hält die Atemwege frei. „Manche Leute sagen mir: ‚Ich habe auch so eine Maske – im Schrank’“, erzählt Manfred Steinhaus von der Selbsthilfegruppe. „Dann antworte ich immer: ‚Aber Sie wollen schon morgens wieder aufwachen?’“ Denn natürlich kann Schlafapnoe im schlimmsten Fall auch zum Tod führen.
Selbsthilfegruppe ist seit 25 Jahren erreichbar
Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, lädt Steinhaus Experten zu den Sitzungen der Selbsthilfegruppe ein. „Aktuell haben wir ungefähr 50 Mitglieder“, erzählt er. Das sei zwar etwas weniger als noch vor einigen Jahren, trotzdem noch immer eine beachtliche Anzahl.
Dass das Thema Anklang findet, zeigt auch das Vierteljahrhundert-Jubiläum, das die Gruppe vor Kurzem im Langenberger Alldiekunst-Haus feierte; samt Vortrag eines Fachmanns, der über die Krankheit referierte, die all diese Menschen gezwungenermaßen zusammenbringt.
„Das war eine sehr schöne Feier“, sagt Steinhaus und verweist umgehend auf das nächste Treffen der Gruppe im November. Beraten dürfe die Gruppe natürlich nicht bei der Selbsthilfe, das ist weiterhin das Monopol der Mediziner; Informationen verteilen aber schon. Das tut Steinhaus unter 02056 255330 oder 0163 6777115. „Betroffene“, sagt er, „können einfach am besten Auskunft geben“.