Velbert. Jetzt ist klar, was aus dem Velberter Hertie-Areal wird: Der Projektentwickler „Interboden“ stellt sein Konzept „Stadtquartier offen & grün“ vor.

Gut Ding will Weile haben. Dieser Spruch bewahrheitet sich jetzt einmal mehr auf einem ganz besonderen Areal in der Velberter Innenstadt. Dort, auf dem Grundstück zwischen Friedrich-, Grün- und Offerstraße, wurde im August 2009 – so wie hierzulande acht weitere Hertie-Häuser – auch die Filiale Velbert der Kaufhaus-Kette geschlossen. Gut eine Dekade später dann der Abriss der Ruine. Und nun ist eine Entscheidung gefallen, gibt’s ein konkretes Konzept für diese Immobilie, ist absehbar, in welche Richtung die Reise geht: Der renommierte Projektentwickler „Interboden“ will dort das Vorhaben „Stadtquartier offen & grün“ realisieren. Der Titel greift nicht nur die Namen der Offer- und Grünstraße auf und ist weit mehr als reines Marketing, sondern verrät viel über die Intention des Ganzen: Grün soll eine gewichtige Rolle spielen; und das Konzept ist noch dynamisch und erklärtermaßen offen für Anregungen, Ideen und Impulse. Ja, auch aus der Bürgerschaft.

Vorhaben in Velbert langfristig betreuen

Die Fläche des ehemaligen Hertie-Geländes umfasst 7500 Quadratmeter.
Die Fläche des ehemaligen Hertie-Geländes umfasst 7500 Quadratmeter. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Das unterstrich Dr. Reiner Götzen bei der Vorstellung des Konzeptes. „Es soll ein funktionierendes Quartier „für unterschiedliche Nutzungen, Lebensphasen und Menschen“ sein und eben „nicht nur ein Treppenhaus mit zehn oder zwanzig Wohnungen links und rechts“, betont der geschäftsführende Gesellschafter. Das Quartier sei „sehr stark eine Lebenswelt“, die man ganzhaft entwickeln und langfristig betreuen wolle. Die „Interboden Gruppe“ mit Sitz in Ratingen sei ganzheitlich aufgestellt, so Götzen weiter, und ein aus einem Architekturbüro gewachsenes reines Familienunternehmen.

Es geht noch Zeit ins Land

Als prägendes Element ist eine große „grüne Treppe“ bzw. Terrassenanlage vorgesehen. Außerdem allenthalben Grün: im Gartenhof, auf Dachterrassen, an Rankgittern und in Gewächshäusern auf dem Dach. Der Entwickler verfolge einen wirklich guten, innovativen Ansatz, der wegweisend (nicht nur) für Velbert sei, urteilt Dirk Lukrafka, der von einem „architektonisch sehr anspruchsvollen Projekt mit großzügigen Grün- und Freiflächen“ spricht: „Die angestrebte Nutzungsmischung mit Schwerpunkt Wohnen bietet durch die verschiedenen Wohnungsgrößen die Chance, dem Bedarf an innenstadtnahem Wohnraum gerecht zu werden.“ Bis zum Projekt-Beginn werde noch Zeit vergehen, so der Bürgermeister, man werde dort „nicht so bald“ Bagger sehen. Der Beginn der Bauarbeiten ist grob für 2025 geplant, die Fertigstellung für 2027.

Partnerschaftlich im Dialog

Sebastian Künzl kümmert sich bei „Interboden“ um den Bereich Expansion.
Sebastian Künzl kümmert sich bei „Interboden“ um den Bereich Expansion. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Mit dem Zuschlag an die Ratinger hat der Stadtrat am Dienstag in nichtöffentlicher Sitzung das Vergabeverfahren abgeschlossen. Vorangegangen war ein so genanntes Investorenauswahlverfahren mit EU-weiter Ausschreibung und Jury, aus dem „Interboden“ letztlich siegreich hervorging. „Zum Glück mehrere“, sagt Jörg Ostermann lediglich auf die Frage nach der Zahl der Teilnehmer, „wir hatten eine sehr gute Auswahl.“ Das Konzept sei nicht Grundlage für den noch fälligen Bebauungsplan, stellt der Planungsdezernent klar. Stadt Velbert und Projektentwickler verstünden sich als Vertragspartner. Carsten Boell, „Interboden“-Geschäftsführer für den gewerblichen Bereich, lobt in diesem Zusammenhang den gepflegten „offenen Dialog“.

Wohnungen bezahlbar machen

Das Vorhaben für das 7500 Quadratmeter große Grundstück umfasst rund 14.000 qm Gesamtfläche, die sich auf rund 100 Wohnungen mit Balkonen und Terrassen, Büro- sowie Handels-, Gastronomie und Event- bzw. Multifunktionsfläche verteilen. Zum Mobilitätskonzept gehören Pkw-Stellplätze in einer Tiefgarage und rund 250 ebenerdige für Fahrräder. „Hier wird gewohnt, gearbeitet, gegessen, getrunken und gefeiert und vor allem gelebt“, sagt Reiner Götzen, demzufolge die Wohnungen „sehr kompakt“ angelegt werden: „Es soll ja bezahlbar sein.“ Es handelt sich um frei finanzierte Wohnungen, sowohl zur Miete als auch zu einem voraussichtlich „nennenswerten Anteil“ als Eigentum. „Ob wir viele Läden hinkriegen oder nicht, müssen wir sehen“, sagt der „Interboden“-Chef gelassen. Und sollten Büros weniger gefragt sein, könne man daraus auch Wohnungen machen. Man trete nicht in die Nachfolge des Einzelhandelsstandortes ein, bekräftigt Ostermann.

App für Dienstleistungen

Nachhaltig, wandelbar und zukunftsfähig

Laut „Interboden“ erfüllt das „Offen & Grün“-Konzept die Anforderung, „zukunftsfähig, nachhaltig und anpassungsfähig“ zu sein. „Was man wieder wandeln kann“, erläutert Sebastian Künzl (Leiter Expansion), um eben einem erneuten Abriss und Neubau vorzubeugen.

Hohen Stellenwert besitzen die Themen Nutzermix, Baumaterialien, Freiraumgestaltung, Regenwassernutzung sowie ein Energiekonzept unter Berücksichtigung von CO2-Emissionen und Photovoltaik.

Kontakt: „Interboden Gruppe“, Europaring 60, 40878 Ratingen, E-Mail an (www.interboden.de).

Andernorts bereits Praxis ist ein digitales Service-Angebot, das auch vor Ort Einzug halten soll. Über eine Quartiersapp können Dienstleistungen – etwa Paket-, Wäsche- oder Hausmeisterservice – hinzugebucht werden. Ferner soll die App mit externen Dienstleistern und Einrichtungen verknüpft werden, wie mit dem nahen Medizinzentrum.