Velbert-Mitte. „Wir kriegen alles klein“, verspricht die Firma „P & Z“. Zurzeit beweist sie das anhand der Hertie-Ruine in Velbert. Der Anfang ist schon gemacht

Bei dem Ortstermin kurz vor dem ersten Kommunalwahl-Durchgang mit Dirk Lukrafka – damals sowohl Amtsinhaber als auch erneuter Bürgermeister-Kandidat der CDU – musste der Bagger eigentlich nur eine Beton-Brüstung ein wenig hin- und herhieven. Das war’s eigentlich. Doch seither hat der an jenem Tag offiziell vorgestellte Auftragnehmer für den Hertie-Abriss in Velbert, das Unternehmen „Prangenberg & Zaum“ (P & Z) aus Viersen, schon ordentlich was geschafft und sein Versprechen auf dem roten Baustellen-Banner zu einem ansehnlichen Teil bereits eingelöst: „Wir kriegen alles klein“. Bei dem Parkhaus mit seinen sechs Decks ist das bereits zu etwa dreiviertel der Fall.

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300 Tonnen Beißkraft

Kai Mergel ist Bauleiter bei dem Unternehmen „Prangenberg & Zaum“ (Viersen), das den Zuschlag für den Abriss der Hertie-Immobilie erhalten hat.
Kai Mergel ist Bauleiter bei dem Unternehmen „Prangenberg & Zaum“ (Viersen), das den Zuschlag für den Abriss der Hertie-Immobilie erhalten hat. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Vorgehensweise funktioniert so: von der Seite ran, und dann mit der Abbruchzange – sechs Tonnen schwer und 300 Tonnen Beißkraft – von oben nach unten. „Wenn der kleine Bagger anfängt zu stemmen, finden sich eigentlich immer Zuschauer ein“, erzählt Silvio Stenzel. Viele warteten nur darauf, „dass was passiert, sich vielleicht was verschiebt, aber wir gehen ja planvoll vor“, versichert der „P & Z“-Polier. Im Einsatz sind momentan zwei Hydraulik-Kettenbagger mit 30 bzw. 65 Tonnen Eigengewicht – „Da kommen noch welche bei“ – und im Schnitt um die 20 Mitarbeiter.

Alles raus, was nicht mineralisch ist

Land trägt die Abrisskosten

Die Stadt Velbert hatte die Hertie-Immobilie im Jahr 2018 für 3,3 Millionen Euro gekauft – und somit deutlich unter ihrem damaligen Verkehrswert erworben.

Den Zuschlag für den Abriss hat laut Stadt unter 15 wertbaren Angeboten „Prangenberg & Zaum“ erhalten. Die Kosten – es handelt sich um zwei Millionen Euro – fördert zu 100 Prozent das Land.

Das Planvolle begann spätestens damit, dass sich Marc Meyer als zuständiger Projektleiter vom städt. Fachbereich Immobilienservice alles Wichtige aus der alten Bauakte gezogen hat. „Wir konnten damit gut arbeiten.“ Errichtet worden seien die Gebäude 1970/71. Leistungsverzeichnis und Pläne wurden an den Auftragnehmer weiter gereicht, ein Ingenieurbüro hat ein Abbruch- und Entsorgungskonzept aufgestellt – und dann ging’s mit dem Entkernen los. „Alles, was keine mineralischen Baustoffe sind, muss dabei raus“, erläutert Kai Mergel, nennt z. B. Metall, Holz, Kunststoff und Rigips. Sowohl aus dem Parkhaus als auch dem eigentlichen Warenhaus. U. a. vier Rolltreppen und sechs Fahrstühle. „Bis nur noch der Rohbau steht“, erklärt der „P & Z“-Bauleiter.

Bauschutt tut noch gute Dienste

Die Schneekanone bläst Wassertröpfchen weit in die Luft, um den Staub vom Abbruch zu bändigen. Die Treppenhäuser dürfen, ja müssen fast bis zuletzt stehen bleiben. Sie sind wichtig für die Stabilität.
Die Schneekanone bläst Wassertröpfchen weit in die Luft, um den Staub vom Abbruch zu bändigen. Die Treppenhäuser dürfen, ja müssen fast bis zuletzt stehen bleiben. Sie sind wichtig für die Stabilität. © FFS | Vladimir Wegener

Der Bauschutt wird zu einer Recyclinganlage transportiert. Aber erst ab Mitte Februar, wenn auch der „Rückbau“ des Warenhauses beginnt. „Wir brauchen den Bauschutt ja noch als Packlage“, erklärt Silvio Stenzel, „und um daraus Rampen zu bauen.“ Die Treppenhäuser bleiben übrigens bis zuletzt stehen, weil sie „zentral wichtig für die Stabilität“ (Meyer) sind. Die Immobilie sei eigentlich Standard-Architektur in der üblichen Skelett-Bauweise (deren Konstruktion und tragenden Teile nach und nach gut sichtbar werden) und vergleichsweise „schon eine gewisse Herausforderung“, meint Kai Mergel. „Innerstädtisch ist ja etwas anstrengend“, ergänzt sein Polier, „man muss auf alle vier Seiten Rücksicht nehmen.“

Schneekanone bläst Tröpfchen gegen den Staub

Im nächsten Sommer soll der 1970/71 errichtete Komplex komplett verschwunden sein. Ende Juni ist vertraglich fixiert.
Im nächsten Sommer soll der 1970/71 errichtete Komplex komplett verschwunden sein. Ende Juni ist vertraglich fixiert. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

So hat „P & Z“ während laufender Arbeiten im direkten Umfeld an der Offerstraße auch „Aufpasser“ postiert, vernebelt eine echte Schneekanone permanent Wasser und bläst feinste Tröpfchen weit in die Luft, um den Staub zu binden und niederzuschlagen. Das Abrissvolumen umfasst gut und gerne 100.000 Kubikmeter umbauten Raum; das summiert sich in der Folge auf etwa 20.000 bis 25.000 Tonnen Betonschutt. Bis zum 30. Juni soll alles erledigt sein; „so steht’s im Vertrag“, bestätigt Marc Meyer.

Ein Investor muss her

Und was kommt dann? Bis zur Entwicklung des Areals durch einen Investor wird die Fläche des Parkhauses mit Mutterboden aufgefüllt und mit einer Wildblumenwiese oder Staudenmischungen begrünt. Die Baugrube soll wahrscheinlich bestehen bleiben und entsprechend gesichert werden. Dort soll eine mischgenutzte Immobilie entstehen.

Noch mehr Bilder von den Hertie-Abrissarbeiten sehen Sie auf www.waz.de/velbert.