Langenberg. Das Gymnasium Velbert-Langenberg hat zum zweiten Mal zu dem Fotowettbewerb „Foture“ aufgerufen. Nun sind die besten Arbeiten ausgezeichnet worden.

Eine kleine grüne Schnapsflasche auf einem Fenstersims; eine Zigarettenkippe am Straßenrand; eine Plastiktüte, in der offenbar Marihuana gewesen ist: Mit diesen drei Fotos überzeugte Laura Högner die Jury beim Fotowettbewerb „Foture 2.0“, den das Gymnasium Langenberg nun zum zweiten Mal veranstaltet hat.

„Ich habe viel überlegt, was ich machen soll“, sagt die 14-Jährige, „ich wollte etwas Abstrakteres machen.“ Vorgegeben war das Thema „Nähe und Distanz“, ein Thema, das viel Spielraum zur Interpretation lässt. Und wo sind nun Nähe und Distanz bei den Siegerbildern?

„Technisch herausragende Arbeit“

Laura Högner hat „Nähe und Distanz“ abstrakter betrachtet – während Jugendliche vor Drogen gewarnt würden (Distanz), konsumiere das Umfeld (Nähe) regelmäßig welche.
Laura Högner hat „Nähe und Distanz“ abstrakter betrachtet – während Jugendliche vor Drogen gewarnt würden (Distanz), konsumiere das Umfeld (Nähe) regelmäßig welche. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Ganz einfach“, sagt die 14-Jährige. „Uns Jugendlichen wird immer gesagt: Lasst die Finger von Alkohol, Zigaretten und Drogen. Aber um uns herum wird uns das jeden Tag vorgelebt. Überall wird geraucht, getrunken oder Drogen konsumiert.“ Nähe - Distanz, abstrakter betrachtet.

Doch nicht nur die Idee überzeugte die Jury, der unter anderem Prof. Christopher Muller von der Folkwang Universität der Künste angehört. „Die Bilder sind auch technisch herausragend“, sagt Kunstlehrerin Angelika Stodt, „die Bildgestaltung, die Farbgestaltung. Laura hat echt Talent.“ Und deswegen sei es trotz zahlreicher sehr guter Beiträge nicht schwer gewesen, „Laura den ersten Preis zu geben.“

Sozialkritische Collage

Eines von drei Fotos, die Leonie Fragner eingereicht hat. Sie hat das Thema „Nähe und Distanz“ sozialkritisch interpretiert und die Schere zwischen Arm und Reich dokumentieren wollen.
Eines von drei Fotos, die Leonie Fragner eingereicht hat. Sie hat das Thema „Nähe und Distanz“ sozialkritisch interpretiert und die Schere zwischen Arm und Reich dokumentieren wollen. © Sascha Döring

Den zweiten Preis hat die Jury der Arbeit von Leonie Fragner zugesprochen. Die 16-Jährige hat ebenfalls drei Fotos eingereicht, die zusammengehören – jeweils als Collage gestaltet. „Die sind schon sehr gesellschaftskritisch, würd ich sagen“, beschreibt sie ihr Werk.

Sie hat eine zugedeckte Figur auf einer Bank fotografiert, eine Szene unter einer Brücke und einen Straßenmusiker. „Ich wollte damit die Schere zwischen Arm und Reich aufzeigen“, sagt sie. Auch das eine Interpretation der Begriffe Nähe und Distanz.

„Bei der Ausstellungseröffnung war auch eine Dame, die sich offenbar mit Collagen auskennt“, erzählt Lehrerin Angelika Stodt. „Und die war sehr kritisch, hat nach dem ersten Bild gesagt: ,Ob sie diesen Stil bis zum letzten Werk wohl durchhält?’“ Hat Leonie, „die Serie ist in sich stimmig“, lobt Angelika Stodt.

Zwei dritte Preise verliehen

Sophie Lundershausen hat ein Gesicht verfremdet: Das eine Auge schaut die Betrachtenden an, das andere in eine unbestimmte Ferne.
Sophie Lundershausen hat ein Gesicht verfremdet: Das eine Auge schaut die Betrachtenden an, das andere in eine unbestimmte Ferne. © Sascha Döring

Gleich drei Schülerinnen dürfen sich über den dritten Preis freuen. Sophie Lundershausen ist 17 und hat ein Foto eines Gesichts verfremdet: Ausgedruckt, zerschnitten, zusammengelegt, dann digital umgesetzt. Das Ergebnis ist verblüffend, verwirrend: Ein Auge des Gesichts schaut die Betrachtenden direkt an, das andere schweift in die Ferne. Dazu ist das Werk mit verschiedenen farblichen Aspekten versehen.

„Was Sophies Arbeit für mich ausmacht ist, dass sie konstruktivistisch ist“, lobt Christoph Schuhknecht, Kunstlehrer und selber studierter Fotograf. „Was sie gemacht hat, ist eigentlich schon eine grafische, malerische Arbeit.

Nähe und Distanz zeitlich betrachtet

Eine ganz andere Interpretation von Nähe und Distanz haben Nina Grieb und Finja Wieschermann gewählt. Sie sind das Thema auf der zeitlichen Schiene angegangen. „Es gibt drei Bände mit Fotos aus dem alten Langenberg“, beginnt die 17-Jährige zu erzählen.

„Wir haben uns dann Fotos ausgesucht und die Szene aus der gleichen Perspektive neu fotografiert.“ Damals und heute, was ist geblieben, was hat sich verändert. Doch damit nicht genug. Die historischen und die aktuellen Fotos nebeneinander zu stellen, wäre zu einfach gewesen.

Stattdessen haben Nina und Finja digital die Bilder ineinander übergehen lassen: Wer sich in der Ausstellung im Alldiekunst-Haus (s. Infokasten) anschaut, muss genau hinsehen: Da ist ein Teil des Fotos schwarz-weiß und geht nahtlos in ein Farbfoto über.

Sonderpreis Digital

Johann Rein hat für seine Arbeit den Sonderpreis Digital erhalten. Er hat mit einer 3D-Modelling-Software gearbeitet. Die hier zu sehenden Würfel sind kreuzförmig dreidimensional angeordnet und rotieren senkrecht um die Mittelachse.
Johann Rein hat für seine Arbeit den Sonderpreis Digital erhalten. Er hat mit einer 3D-Modelling-Software gearbeitet. Die hier zu sehenden Würfel sind kreuzförmig dreidimensional angeordnet und rotieren senkrecht um die Mittelachse. © Sascha Döring

Und dann ist da noch Johan Rein, der den Sonderpreis Digital erhalten hat – denn fotografiert hat er nicht. „Ich habe ursprünglich mal mit 3D-Modelling angefangen, um Videospiele zu programmieren“, sagt der 17-Jährige. „Und dann kam der Wettbewerb.“

Er wollte mitmachen, hat Objekte erstellt, die in Bewegung sind – Nähe, Distanz: Würfel, kreuzförmig dreidimensional angeordnet, die sich um eine Achse drehen. „Man modellt das Ganze“, beschreibt er sein Vorgehen, „gleicht dann Fehler aus oder fügt welche hinzu, setzt die Lichtverhältnisse ein, baut eine Textur für die Objekte und lässt die Software dann die Modelle rendern.“

„Als wir von der Jury diese Arbeit gesehen haben waren wir uns schnell einig, dass wir die auch honorieren müssen“, sagt Angelika Stodt. „Denn bei aller Technik“, ergänzt Christoph Schuhknecht, „ist das, was Johan gemacht hat, ja auch künstlerische Arbeit.“

Ausstellung bei Alldiekunst

Nicht nur die Gewinner-Fotos sind im Alldiekunst-Haus an der Wiemerstraße 3 ausgestellt. Auch gelungene Arbeiten, die keinen Preis erhalten haben, sind dort zu sehen.

Geöffnet ist die Ausstellung in den Öffnungszeiten des Corona-Testcenters: montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr, samstags und sonntags jeweils von 10 bis 14 Uhr.

Die Bilder kosten je nach Größe zwischen 15 und 25 Euro.

Alle Bilder, die im Alldiekunst-Haus ausgestellt sind, können auch erworben werden. Einige sind bereits verkauft.