Neviges. In Neviges kommen die Kunden gerne in die Bibliothek um zu stöbern oder aber auch, um sich von den Mitarbeitenden einen Lesetipp abzuholen.

Donnerstags, 10 Uhr in Neviges. Für die meisten, die vormittags Zeit haben, ist der Gang über den Markt ein festes Ritual. Und nach ein paar guten Gesprächen mit altbekannten Gesichtern lässt sich der Einkauf ideal mit einem Besuch in der Bibliothek verbinden. Hier sind die Türen für die Lesefreunde schon ab 9 Uhr geöffnet, aber meist kommen die Besucherinnen und Besucher erst nach dem Marktbummel her.

Bibliothekar Tim Hoffmann und sein Team haben derweil schon alles vorbereitet. Vorgemerkte Bücher herausgesucht und vielleicht sogar für den einen oder anderen Stammkunden einige Empfehlungen bereit gelegt. Denn viele Besucher und deren Lesevorlieben kennt Tim Hoffmann schon seit einigen Jahren.

Stammkunden bekommen manchmal einen Lesetipp mit nach Haus

„Wenn ich weiß, die Dame da vorne liest vornehmlich gern Krimis aus dem hohen Norden, dann habe ich oft eine Idee, welche Titel ihr noch gefallen könnten“, erklärt der 35 Jährige. Der persönliche Austausch, das weiß auch er, ist einer der großen Vorteile der Bibliothek. Und auch das Stöbern durch die rund 20.000 Medien auf zwei Etagen, die sich in der Nevigeser Stadtteilbücherei befinden, regt dazu an, die eine oder andere Neuentdeckung zu machen.

Tanja Vöth hingegen greift heute zielstrebig ins Regal. Mit einem Griff hat sie das gewünschte Buch von Comedian Florian Schröder in der Hand. „Ich hatte es auf meiner Merkliste und daher wusste ich, es ist verfügbar.“ Nicht immer ist ihr Gang durch die Reihen an Büchern so zielstrebig. „Wenn ich etwas Spezielles suche und es nicht finde, bin ich schmerzfrei und spreche da direkt die Mitarbeiter an“, erklärt sie. Doch als regelmäßige Nutzerin freut sie sich auch darüber, sich einfach beim Durchstreifen der Regale inspirieren zu lassen. „Die Onleihe habe ich auch schon genutzt, aber dann eher gezielt für spezielle Titel.“

Bibliothekar Tim Hoffmann weiß, dass eine Bücherei auch in Zukunft nicht out ist. Sie wird nur einen anderen Schwerpunkt haben, als noch vor zehn Jahren
Bibliothekar Tim Hoffmann weiß, dass eine Bücherei auch in Zukunft nicht out ist. Sie wird nur einen anderen Schwerpunkt haben, als noch vor zehn Jahren © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Das Titelbild entscheiden lassen

Um Neues zu entdecken nimmt sie die Bücher gern in die Hand, lässt manches Mal auch einfach das Titelbild entscheiden. Genauso wie Tim Hoffmann. Der frischgebackene Familienvater genießt es, nicht nur das Buch in seinen Händen zu fühlen, sondern mag auch den Geruch des Papiers und die Haptik der Seiten. Dennoch ist der davon überzeugt, dass die digitalen Medien nicht mehr wegzudenken sind. Jüngst erhielten die Bibliotheken eine Förderung, mit der sie insbesondere die digitalen Ausleihmöglichkeiten im Kinder- und Jugendbereich erweitern werden.

Digitale Ausleihe hat viele Vorteile

„Die Onleihe hat viele Vorteile“, fasst der Bibliothekar zusammen: „Jeder Titel, der verfügbar ist, ist sofort ausleihbar, man muss nicht auf die Öffnungszeiten der Büchereien warten und vor allem verpasst man nie wieder die Rückgabefrist.“ In den vergangenen Jahren haben Tim Hoffmann und sein Team festgestellt, dass die Nachfrage bei den Kunden nach digitalen Angeboten steigt. „Sowohl im Kinder- und Jugendbereich als auch bei älteren Menschen.“ Sicher sei die Pandemie da ein Antreiber gewesen. „Aber es ist auch praktisch, statt fünf schwerer Bücher nur ein Tablet mit in den Urlaub zu nehmen.“ Die intuitive Bedienung macht es auch der Generation, die nicht mit Smartphone und Notebook aufgewachsen ist, leicht, die digitalen Medien zu nutzen.

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Mitarbeiter helfen

Wer in der Bedienung aber unsicher ist, findet bei den Mitarbeitern Hilfe. Und auch sonst sieht Tim Hoffmann seinen Beruf nicht vom Aussterben bedroht. „In dem Begriff Bibliothek ist das Wort Buch ja irgendwie fest verankert, aber eine Bücherei wird künftig eher ein Aufenthaltsort sein, ein Ort, an dem man einfach sein darf“, findet er. Als Beispiel führt er die Velberter Bibliothek an, die im kommenden Jahr neu eröffnen soll. „Es wird ein großer, offener Bereich sein, an dem man Platz hat – die Bücherregale, die bei uns hier mitten im Raum stehen, werden weniger zentral sein und eher an den Außenwänden stehen.“

Bibliothek als Ort des Verweilens

Als ein Ort des Miteinanders, des Austauschs sieht er die Zukunft der Bibliotheken und auch als Platz mit WLAN. „Wir sind ja eine öffentliche Einrichtung. Bei uns kann man morgens kommen und abends gehen, das WLAN nutzen ohne dabei etwas, wie in einem Café oder Restaurant, konsumieren zu müssen.“ Eine Bibliothek 2.0 quasi.

Und dass eine Bibliothek kein verstaubter, lebloser Ort ist, zeigen auch die regelmäßigen Veranstaltungen, die bei den Kunden sehr beliebt sind. Wie an diesem Nachmittag, an dem Tim Hoffmann beim Bilderbuchkino „Der kleine Pirat“ vorliest. „Hier haben wir beides, vorlesen und dennoch digital“, sagt er und findet: „Eigentlich ist es doch egal, ob man von einer digitalen Seite oder einer aus Papier vorliest, das miteinander und die Interaktion, das ist doch das, was wichtig ist.“

>>>Bibliotheksausweis für 12 Euro im Jahr

Die Jahresgebühr für einen Bibliotheksausweis beträgt für Erwachsene 12 Euro, ermäßigt 9 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ist der Ausweis kostenfrei.

Mit dem Ausweis kann automatisch das gesamte digitale Angebot aber auch das Bestandsangebot der Büchereien genutzt werden. Neben Online-Ausleihen von Film, Musik, Büchern oder Lernmedien gibt es auch mehr als 7000 Zeitschriften, die digital entliehen werden können sowie ein Duden Kompaktwissen für Schüler von der ersten bis zur 13. Klasse.

Alle Informationen zu den drei Bibliotheken in Velbert, Neviges und Langenberg gibt es im Internet www.stadtbuecherei.velbert.de