Langenberg. Der Bürgerverein Langenberg feiert das 50-jährige Bestehen. Vor zahlreichen Gästen gibt es einen Blick zurück und die Hoffnung auf Nachwuchs.

„Bitte erheben Sie Ihr Glas und lassen Sie uns auf die nächsten 50 Jahre anstoßen!“ Eine Wolke lachenden Gemurmels zieht durch den Festsaal der Vereinigten Gesellschaft. Der Toast vom 1. Vorsitzende des Bürgervereins Langenberg, Wolfgang Werner, wirkt als würdig erheiternde Begrüßung der durchaus betagteren Gäste. Werners Worte läuten damit den Beginn des Festaktes zum 50-jährigen Bestehen des überparteilichen Vereins für Langenberg ein.

Zur 50-Jahr-Feier sind die Tische im Saal belegt. Viele der Gäste begrüßt Wolfgang Werner namentlich, mal früher mal später und immer charmant. „Es ist aufregend so viele nette, bekannte und wichtige Menschen zu begrüßen“, sagt er und freut sich über jeden Angereisten.

Blick in die bewegte Geschichte

Dann steigt er schon in die bewegte Geschichte des Bürgervereins der letzten 50 Jahre ein: „Alles kommt in Langenberg an“, so der Vorsitzende Werner, „nur zehn Jahre später.“ Er berichtet vom Planungsziel Langenberg zum 36.000-Einwohner-Ort zu machen.

Dazu sei die Sanierung des Ortskernes avisiert. Drei Dienstleistungszentren seien geplant gewesen sowie ein neues Rathaus, dazu viele neue Terrassenwohnungen, um den potenziellen Einwohner ansprechenden Wohnraum anbieten zu können. Werner stellt klar: Es gab wenig Widerstand seitens der Bürger. Erst als die Pläne aushingen, regte sich Unmut. Zwei Drittel des Altstadtbereichs sollten damals abgerissen werden.

Vorsitzender muss parteilos sein

Volles Haus in der VG: Zahlreiche Gäste gratuliertem dem Bürgerverein Langenberg zum 50-jährigen Bestehen.
Volles Haus in der VG: Zahlreiche Gäste gratuliertem dem Bürgerverein Langenberg zum 50-jährigen Bestehen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ein Treffen in der Bahnhofsgaststätte im April oder Mai 1972 (siehe Kasten) leitet die Wende ein, namentlich mehrfach genannt: Paul Sauter, Ernst Schreiber und Gerd Frauenhoff und als kommissarischer erster Vorsitzender für 22 Tage, Karl Brückmann.

Kommissarisch, weil er einen SPD-Vorstandsposten inne hatte. Der Vereinsvorsitz, so die auferlegte Regel, darf nur von Parteilosen übernommen werden. Zwei Damen gehörten ebenfalls dazu. Knapp vor dem 90. Lebensjahr, kommt Brückmann der Aufforderung nach, unvorbereitet ein paar Sätze zu berichten.

Der ehemalige Sonderschullehrer tut es, und berichtet sogleich von der Verhaftung des für ihn eigentlichen Bürgerverein-Initiators und Freundes Sauters wegen Beleidigung des Stadtrates für ein Wochenende. Dieser, mit anderen kreativ, läuft im anschließenden Karneval mit Sträflingsanzug durch die Straßen.

Abgeordnete gratulieren

Die Vereinigte Gesellschaft gab den festlichen Rahmen für die Feier zum 50-jährigen Bestehen des Bürgervereins Langenberg.
Die Vereinigte Gesellschaft gab den festlichen Rahmen für die Feier zum 50-jährigen Bestehen des Bürgervereins Langenberg. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

MdB Kerstin Griese (SPD) drückt ihre Glückwünsche aus, genau wie MdL Martin Sträßer (CDU) und die 1. stellvertretende Bürgermeisterin Dr. Esther Kanschat (Die Grünen). So verschieden die Parteizugehörigkeit, so einig sind sich die drei in der Anerkennung der geleisteten Arbeit – nicht nur, weil durch den Bürgerverein der Fachwerkort im bergischen Stil erhalten werden konnte. Sondern auch beispielsweise für die geleistete Arbeit während der Flutkatastrophe.

Betroffenheit löst im Publikum die Erinnerung an das erst besetzte, dann abgerissene Lyzeum aus. Den Erhalt, genau wie den des Freibads, können die Langenberger nicht durchsetzen. Dafür aber kann sich Rose Goldmann durchsetzen und pünktlich zum Jubiläum die Chronik des Bürgervereins Langenberg mit vielen Anekdoten veröffentlichen. Zwei Jahre habe sie gebraucht und viel Hilfe. Ein erster Applaus ist ihr Lohn, nachdem sie einige Seiten vorgetragen hat.

Musik zum Auflockern

Vorgetragen haben auch Annalena Grün und Jorin Grädig – und zwar vierhändig auf dem Flügel. Zwischen vielen Worten zwei belebende und flinke Musikstücke von den Preisträgern „Jugend Musiziert“ 2018. Die zwei waren mit großem Abstand die Jüngsten im Saal. Daher verwundern die abschließenden Worte vom 1. Vorsitzenden Werner nicht: „Wir freuen uns über junge Mitglieder, gerne schon ab 50 Jahre.“ Es gibt noch viel zu tun in der Bücherstadt – und das lohnt sich.

Das Gründungsdatum gibt Rätsel auf

Ehrenamtliche sind unersetzbar. Das sei vorweggesagt. Ohne sie läuft kaum ein Gemeinwesen. Sie engagieren sich, manches Mal bis an den Rand der Erschöpfung. Davor sei der schriftliche Hut gezogen. Dabei gibt es auch Meinungsschwierigkeiten zu meistern. Chapeau, auch davor.

Und, es gibt Schmunzeln, so auch beim Bürgerverein: Während des Festaktes ist der Gründungstag genannt worden: zwei Mal mündlich – am 11. April 1972 und 2. Mai 1972 – sowie einmal schriftlich – am 5. April 1972. Wenn es mal keine großen Projekte mehr gibt, ein Klitzekleines hat sich aufgetan: Wann war noch mal das genaue Gründungsdatum?