Langenberg. Mit 43 Schülern hat die Villa Wewersbusch in Langenberg 2012 angefangen. Das Kollegium hat sich zum Zehnjährigen ehrgeizige Ziele gesteckt.

Groß geworden ist die Privatschule in der Villa Wewersbusch, ordentlich gewachsen in den zehn Jahren seit ihrer Gründung. Gestartet ist das Internat 2012 mit 43 Schülerinnen und Schülern, mittlerweile sind es gut fünf Mal so viele.

„Das ist quasi Maximal-Belegung“, sagt Felix Kolewe. Er ist Geschäftsführer der Einrichtung und seit acht Jahren dabei. „Das war damals eine ganz knappe Kiste“, weiß er zu erzählen, „die Genehmigung gab’s erst in allerletzter Sekunde.“ Es ging wohl um den Brandschutz, sagt er lachend. Wie so oft.

Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Welt

Die Schülerinnen und Schüler kommen mittlerweile aus der ganzen Welt nach Langenberg, „die meisten aber aus dem Essener Raum, aus Velbert und Umgebung“, sagt der Geschäftsführer. 13 Busse hat die Schule im Einsatz, um die Jungen und Mädchen einzusammeln.

Ganz eng arbeitet die Villa Wewersbusch auch mit dem Bergischen Internat in Erkrath-Hochdahl zusammen, der Schwesterschule. Die ist noch ein paar Jahre älter, „bietet aber Unterricht nur bis Klasse 10 an“, sagt Felix Kolewe. Wer in der Oberstufe weitermachen wolle, komme dann nach Langenberg. Los geht es hier – wie auch in Hochdahl – in der fünften Klasse.

Digitale Infrastruktur ist großes Plus

Schülerin Pauline spricht übers Internet mit ihrer Klassenkameradin Cana, die sich Zuhause befindet: Die digitale Infrastruktur der Villa Wewersbusch ist „ein ganz großes Plus“, sagt Geschäftsführer Felix Kolewe.
Schülerin Pauline spricht übers Internet mit ihrer Klassenkameradin Cana, die sich Zuhause befindet: Die digitale Infrastruktur der Villa Wewersbusch ist „ein ganz großes Plus“, sagt Geschäftsführer Felix Kolewe. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Einen Schub habe die Schule in der Corona-Zeit bekommen. „Da wir hier sehr stark digital arbeiten, ist unsere Bekanntheit gewachsen“, sagt er Geschäftsführer. „Durch unsere Infrastruktur hat der Fernunterricht in den beiden Lockdowns gut funktioniert.“

Und dass obwohl die Schule – wie auch das in der Nähe liegende Gymnasium – erst noch ans Glasfasernetz und damit an das schnelle Internet angebunden werden: „Wir rechnen im ersten oder zweiten Quartal 2023 mit dem Anschluss“, sagt Felix Kolewe. Bis dahin müssten „zwei 50er-Leitungen und Satelliten-Verbindung über Starlink“ ausreichen.

Vorbild für andere Schulen

Immer wieder – ein bisschen Stolz schwingt da in der Stimme des Geschäftsführers mit – kommen auch Vertreter anderer Schulen zur Villa Wewersbusch, hospitieren und lassen sich zeigen, wie Unterricht auch funktionieren kann.

„Das ist schon toll“, sagt Felix Kolewe, „aber wir müssen natürlich auch auf uns schauen.“ Schließlich wolle man bei den immer rasanter werdenden technischen Fortschritten stets vorne dabei sein.

Neues Unterrichtsfach in Arbeit

Vorne dabei sein will die Schule auch in anderen Bereichen. Ein neues Unterrichtsfach soll die Schülerinnen und Schüler auf Themen vorbereiten, die in Zukunft wichtig werden könnten – Arbeitstitel: „Nachhaltigkeit und Wirtschaft“.

„Wir haben hier die Möglichkeit zu experimentieren“, sagt Felix Kolewe, „und wollen Vorreiter sein.“ In dem neuen Fach – an der Namensfindung beteiligen sich auch die Schülerinnen und Schüler – geht es etwa um die Blockchain-Technologie, um NFTs, „eben um Entwicklungen, die irgendwann einmal das Arbeitsleben unserer Schüler bestimmen werden.“

Inhalte an Lebenswirklichkeit anpassen

Unterricht anders gestalten – hier sieht sich die Privatschule in Langenberg als Vorreiter und will das auch bleiben. Schüler Maiki, Lehrer Cihan Sazak und Schüler Emil demonstrierten am Tag der offenen Tür 2019, wie so ein Unterricht aussehen könnte.
Unterricht anders gestalten – hier sieht sich die Privatschule in Langenberg als Vorreiter und will das auch bleiben. Schüler Maiki, Lehrer Cihan Sazak und Schüler Emil demonstrierten am Tag der offenen Tür 2019, wie so ein Unterricht aussehen könnte. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Für Felix Kolewe ist das ein Aspekt, der die Schule der Zukunft bestimmen wird. „Die Inhalte werden nicht mehr nach spezifischen Fächern unterrichtet, sondern projektbezogener“, glaubt er. „Ziel dabei ist es, dass die Schüler den Sinn hinter den Inhalten erkennen und die Beziehung zu ihrer Lebenswelt herstellen können.“

Dementsprechend müssten die Themen lebensnah sein, müsse fächerübergreifend gearbeitet werden. Beispiel Naturwissenschaften: „Es gibt so viele Überschneidungen zwischen Bio und Physik oder Bio und Chemie“, sagt der Geschäftsführer der Villa Wewersbusch.

Interesse am Handwerk wecken

Ebenso, auch davon ist er überzeugt, müssten Schülerinnen und Schüler sehen, „dass modernes Handwerk absolut interessant ist“, sagt er. Daher gebe es an der Schule diverse Clubs – „so etwas wie AGs“ –, in denen das Interesse für handwerkliche Berufe geweckt werden solle.

Ein anderer Weg: „Wir haben auch schon einmal einen Handwerker im Matheunterricht. Der kann dann erläutern, wo und wie Mathe im ,echten Leben’ benötigt wird.“ So hätten die Schüler einen viel besseren Bezug „und lernen nicht nur für die Prüfung, sondern verstehen auch die Zusammenhänge“.

Immer wieder hospitieren Verantwortliche aus anderen Schulen in der Villa Wewersbusch, nehmen Ideen für den eigenen Schulalltag mit.
Immer wieder hospitieren Verantwortliche aus anderen Schulen in der Villa Wewersbusch, nehmen Ideen für den eigenen Schulalltag mit. © Stephan Sturm | Villa Wewersbusch

Aber, sagt er lachend, „wir können jetzt nicht einfach neue Wege gehen, wir müssen ein gesundes Mittelmaß wahren.“ Schließlich „sind wir dieses Schulsystem gewohnt und wollen und können niemanden gedanklich überfordern“. Daher: Neue Wege ja, aber wohldosiert.

Räume anders gestalten

Zu diesen neuen Wegen gehören für den Geschäftsführer auch ansprechende Unterrichtsräume. „So, wie die meisten Räume heute gestaltet sind, hat das ja nichts mit guter Lernumgebung zu tun.“ In Firmen gehe man schließlich auch dazu über Räume so zu gestalten, dass Arbeitnehmer sich dort wohl fühlten.

„Da haben wir als Privatschule natürlich einen entscheidenden Vorteil“, sagt Felix Kolewe. „Wir haben zwar pro Schüler wahrscheinlich auch nicht mehr Geld zur Verfügung als eine städtische Schule.“ Aber, sagt der Geschäftsführer, „wir sind freier bei der Verteilung der Mittel und können schneller handeln.“ Schließlich sei das Gebäude ja auch Eigentum.

Nach der Feier zum Zehnjährigen – die hat schon stattgefunden – hat die Schule nun aber erst einmal Pause: Alle, also auch die Köche und die Haustechniker, die Schülerinnen und Schüler und das Lehrerkollegium, sind gemeinsam auf Schulfahrt. „Das ist gut für das Zusammengehörigkeitsgefühl“, sagt Felix Kolewe. Der sich auf die nächsten – mindestens – zehn Jahre an der Villa Wewersbusch freut.

Von Anfang an dabei

Geschäftsführer Felix Kolewe ist schon ein alter Hase an der Villa Wewersbusch und seit acht Jahren dabei. Doch es gibt auch einige, die von Anfang an zum Team gehören.

Florian Kessler etwa, der Sohn des Gründers, gehört dazu. Ebenso Küchenchef Ferdinand Kaufmann, Schulleiter Michael Löser und dessen Stellvertreterin Beate Mittag sowie Busfahrer Axel Dinter.

Eine ganz besondere Geschichte verbindet einen Haustechniker und eine Verwaltungsangestellte: René und Nadine Gies sind seit zehn Jahren dabei, haben sich an der Villa Wewersbusch kennengelernt und sind inzwischen verheiratet.