Langenberg. Fünf Schülerinnen und Schüler der Villa Wewersbusch aus Langenberg dürfen in gut einer Woche das erste Mal an die Wahlurne treten.

Noch gut eine Woche, dann fällt die Entscheidung, wer als Nachfolgerin oder Nachfolger von Angela Merkel ins Kanzleramt einzieht. Für Marius Grünhagen, Tim Bunderla, Eric Jöllenbeck, Tim Glettenberg und Kira Isenberg vom Internat Villa Wewersbusch ist es die erste Bundestagswahl, bei der sie ihre Kreuzchen machen dürfen.

Und für alle fünf ist diese Wahl etwas Besonderes: „Mir ist diese Wahl sehr wichtig“, sagt der 19-jährige Eric. „Gerade in den letzten Jahren sind viele Themen aufgekommen, die mich betreffen.“ Sein Gefühl dabei: „Die Politik hört nicht auf die Meinung der Jugend. Deswegen freue ich mich, jetzt politisch mitentscheiden zu können.“

Wählen ab 16 Jahren

So sieht das auch Marius (20), der selbst in der Jungen Union und im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten, politisch aktiv ist. Er ergänzt: „Ich finde, dass wir unsere freiheitlich demokratische Grundordnung verteidigen müssen.“ Dazu gehöre eben auch, wählen zu gehen.

Allerdings: Wählen gehen ab 16 finden alle fünf keine gute Idee. Zwar wäre dann die Gruppe der jungen Wähler größer, die Chance, für eigene Themen Gehör zu finden, damit auch größer. Aber „die jungen Leute sind einfach noch nicht informiert genug“, fasst Marius stellvertretend zusammen.

Soziale Medien als Info-Quelle

Der Wahl-O-Mat und ähnliche Angebote werden von den jungen Erwachsenen genutzt.
Der Wahl-O-Mat und ähnliche Angebote werden von den jungen Erwachsenen genutzt. © dpa | bpb

Dabei, so sagt es Tim Bunderla, „ist es in unserer Generation sehr einfach, an die nötigen Informationen zu kommen“. Der 18-Jährige nutzt vor allem soziale Medien, etwa die App Vote-Swiper. „Die funktioniert so ähnliche wie der Wahl-O-Mat“, erläutert der Schüler. „Bei mir kam die FDP raus, das hat mich überrascht. Danach habe ich mir erst einmal das Wahlprogramm von denen angeschaut.“

Kira Isenberg sucht sich ihre Informationen zur Wahl teils noch auf klassische Art – „Nachrichten“, sagt sie – zusammen. „Aber ich nutze auch die Kanäle zum Beispiel auf Youtube, die die Wahlprogramme zusammenfassen.“

Wichtig dabei sei aber eine gewisse Medienkompetenz. „Ich muss schon wissen, welche politische Grundorientierung derjenige hat, der etwa ein Video postet.“ Dann sei man auch gegen gezielte Meinungsmache besser gewappnet.

Klimawandel ist Top-Thema

Thematisch sind sich alle fünf fast einig, auch wenn die Reihenfolge variiert. „Klimawandel, denn da kann man ja nichts aufschieben“, fast Eric Jöllenbeck kurz und knapp zusammen. „Es gibt ja tolle Erfindungen im Bereich der erneuerbaren Energien“, sagt der 19-Jährige, „aber vieles wird dann von irgendwelchen Lobbies ausgebremst.“

„Wir müssen etwas gegen die Erderwärmung tun, damit wir auch in Zukunft noch gut leben können“, sagt auch Tim Glettenberg. Aber, ergänzt Tim Bunderla, „Umweltschutz muss intelligent sein.“ Was er meint: „Autospuren durch Fahrradspuren zu ersetzen, das nutzt doch keinem“, findet der 18-Jährige. „Wenn, dann sollten wir uns an den Niederlanden orientieren und eigene Fahrradstraßen planen zum Beispiel.“

Digitalisierung vorantreiben

Ebenfalls bei allen auf der Agenda: die Digitalisierung. „Ich komme aus Brandenburg“, sagt Kira, „da ist der Stand oft noch schlimmer als hier.“ Obwohl selbst an der Villa Wewersbusch nicht überall Empfang für Mobiltelefone herrscht. „Den Ausbau von Glasfaser etwa finde ich wichtig und eine gute Verbindung sollte eigentlich selbstverständlich sein.“

Digitalisierung ist für die Schülerinnen und Schüler der Villa Wewersbusch ein wichtiges Thema – auch deshalb, weil die Schule sehr auf Technik setzt. Im Bild spricht Schülerin Pauline übers Internet mit ihrer Klassenkameradin Cana: Im Jahr 2020 gab es auch an dem Langenberger Internat Distanzunterricht.
Digitalisierung ist für die Schülerinnen und Schüler der Villa Wewersbusch ein wichtiges Thema – auch deshalb, weil die Schule sehr auf Technik setzt. Im Bild spricht Schülerin Pauline übers Internet mit ihrer Klassenkameradin Cana: Im Jahr 2020 gab es auch an dem Langenberger Internat Distanzunterricht. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Und dann wäre da noch die Wirtschaft, auch die beschäftigt die fünf Erstwähler: „Kleine Unternehmen brauchen jetzt Hilfe“, meint Eric, „nicht die großen Konzerne.“ Die deutsche Wirtschaft dürfe jetzt nicht „den Bach runter gehen“, sagt Tim Bunderla, „und ich sehe die Gefahr, dass genau das mit der einen oder anderen Partei passieren würde.“

Kleine Unternehmen unterstützen statt Konzerne – dieses Vorgehen würde auch Tim Glettenberg bevorzugen. „Damit wir nach den Lockdowns stark aus der Krise kommen.“

Neues Einwanderungsgesetz

Einzig Marius sieht noch einen anderen Schwerpunkt: „Wir müssen Extremismus aller Art bekämpfen. Dafür müssten Polizei und Verfassungsschutz digitaler werden und ausgebaut werden.“ Für die Einwanderung nach Deutschland wünscht sich der 20-Jährige „ein vernünftiges Gesetz nach japanischem oder kanadischem Vorbild“. Qualifizierte Zuwanderung werde benötigt, „kriminell Gewordene müssen schneller abgeschoben werden.“

Zweiter Teil folgt

Vor der Bundestagswahl wollen wir an dieser Stelle auch Erstwähler zu Wort kommen lassen. Im ersten Teil haben wir mit fünf Schülerinnen und Schülern der Villa Wewersbusch gesprochen.

Im zweiten Teil, der Anfang nächster Woche an dieser Stelle folgen wird, kommen Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Langenberg zu Wort.