Langenberg. In der Altstadt von Langenberg gibt es einen Leerstand weniger. Ein E-Bike-Spezialist sitzt nun an der Hauptstraße in der ehemaligen Bank-Filiale

Und wieder einer weniger: Seit dieser Woche ist an der Hauptstraße in der Altstadt ein weiterer Leerstand behoben. Der E-Bike-Spezialist „e-Motion“ aus Velbert hat in der ehemaligen Commerzbank-Filiale einen zweiten Standort eröffnet.

„Der Standort hat für uns gleich mehrere Vorteile“, sagt Michael Wiegel, der zur Inhaberfamilie gehört. „Einige Kollegen wohnen in Hattingen, Kupferdreh oder Richtung Bochum.“ Praktisch, denn so hätten die eine kürzere Strecke zur Arbeit zurückzulegen.

Hauptsitz in Velbert

„Dazu haben wir hier jetzt schon reichlich Kunden. Warum also sollten wir nicht hierhin gehen?“ Und außerdem habe der Standort gepasst. Auch wenn die Suche etwas länger gedauert hat. „Wir hatten von dem städtischen Förderprogramm gehört“, sagt Michael Wiegel, der mit „e-Motion“ seinen Hauptsitz in der Nähe von Möbel Rehmann im Velberter Westen hat.

Also hätte er bei der Wirtschaftsförderung nachgefragt, denn „wir hatten die Idee, eine Art Outlet zu errichten.“ Allerdings: In Velbert-Mitte fand er nichts, was passte oder „hübsch genug“ gewesen sei. Dann habe Luca Henke, einer der beiden Langenberger Altstadtmanager, ihn kontaktiert.

Langenberger lieben Lastenräder

Der Spezialist aus Velbert hat – natürlich – auch Lastenräder im Angebot: Viele davon sind nach Langenberg verkauft worden.
Der Spezialist aus Velbert hat – natürlich – auch Lastenräder im Angebot: Viele davon sind nach Langenberg verkauft worden. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

„Er hat mir die Bankfiliale gezeigt und wir waren begeistert: Das ist genau richtig“, berichtet der Inhaber. Zunächst werde e-Motion in dem neuen Laden „Sondersachen“ anbieten, fährt er fort. „Irgendwann könnte ich mir vorstellen, dass wir das in Richtung Lastenrad-Zentrum ausbauen.“

Die meisten dieser Zweiräder hätte e-Motion bislang tatsächlich auch nach Langenberg verkauft. Sollte der Gebrauchtradbestand wieder wachsen, könnte an der Hauptstraße dann auch vielleicht die Idee des Outlet-Centers umgesetzt werden.

Akademie geplant

Ergänzen soll das Angebot die Akademie, Kurse und Workshops, in denen die Kunden den Umgang mit ihrem E-Bike lernen und Tipps und Tricks für Pflege und Wartung bekommen. „Bei 99 Prozent der Leute ist es ja so, dass ein E-Bike für sie etwas Neues ist.“

Da könne schon ein einfacher platter Reifen ein Hindernis darstellen. „Wir zeigen dann hier, wie man den Schaden behebt.“ Zehn bis 15 Teilnehmende pro Kurs, dazu die „schöne Altstadt-Atmosphäre“, das könne schon passen, ist sich Michael Wiegel sicher.

Vermieterin freut sich auch

Ein Leerstand weniger: Statt Banknoten und Kontoauszügen gibt es an der Hauptstraße nun E-Bikes und den entsprechenden Service.
Ein Leerstand weniger: Statt Banknoten und Kontoauszügen gibt es an der Hauptstraße nun E-Bikes und den entsprechenden Service. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Glücklich über das Ende des Leerstandes sind auch Ulrike und Peter Salewski. Den beiden gehört das Haus, in dem sich das Ladenlokal befindet. Jahrzehntelang war die Commerzbank ein zuverlässiger Mieter, Ende der 1990er Jahre hatte die Bank sogar darum gebeten, das ganze Erdgeschoss nutzen zu dürfen.

Denn bis dahin hatte Ulrike Salewskis Vater dort sein Fotogeschäft – im hinteren Teil des Ladenlokals, abgeteilt von der Bank. „Damals haben wir uns entschieden, das Fotogeschäft in unser Haus zu verlagern“, erzählt die Vermieterin.

Polizei hatte auch Interesse

Nachdem die Commerzbank dann ausgezogen sei, sei es gar nicht so einfach gewesen, einen neuen Mieter zu finden: „Für größere Geschäfte wie zum Beispiel Modeketten ist der Laden zu klein. Für Kreative und andere Selbstständige wiederum ist das einfach zu groß.“

Auch die Polizei habe Interesse gezeigt – doch für zwei Beamte sei das Objekt viel zu groß gewesen. „Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung hat aber sehr gut funktioniert“, lobt Ulrike Salewski. Die nun mit „E-Motion“ einen Mieter mit Zukunftsperspektive hat.

Branche mit Zukunft

Je mehr E-Bikes verkauft werden, desto wichtiger wird der Service: Hans-Joachim Willenberg, Mechaniker bei e-Motion, hat dann genug zu tun.
Je mehr E-Bikes verkauft werden, desto wichtiger wird der Service: Hans-Joachim Willenberg, Mechaniker bei e-Motion, hat dann genug zu tun. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Davon ist zumindest Michael Wiegel überzeugt. „Die nächsten fünf Jahre werden wir sicher nicht kaputt gehen.“ Zwar werde sich wahrscheinlich schon recht kurzfristig einiges ändern, aber ein Problem sieht der Inhaber darin nicht.

Was er meint: „Die Lieferfähigkeit wird 2023 genau so sein, wie in diesem Jahr. Also schwierig.“ Ab 2025 rechnet er damit, dass die großen Hersteller dann den Markt fluten und die Preise sinken werden. „Schön für die Kundinnen und Kunden“, sagt er schmunzelnd, „für mich als Händler eher nicht.“

Aber gleichzeitig werde der Servicebereich entsprechend wachsen: „Alles, was man jetzt kauft, muss irgendwann einmal zum Service“, sagt der Fachmann. Grundsätzlich sei das Thema Fahrrad eines mit Zukunft – wenn man denn das richtige Personal finde. „Zum Glück“, sagt Michael Wiegel, „dürfen wir jetzt auch zum Zweiradmechatroniker ausbilden.“

Auszubildende gesucht

Zum nächsten Ausbildungsjahr stellt e-Motion Auszubildende ein, unter anderem als Zweiradmechatroniker.

Bislang nämlich habe man Azubis lediglich im Bereich Einzelhandelskaufmann/-frau bzw. als Zweiradmechaniker einstellen können.

„Aber wir haben entsprechende Schritte unternommen und können nun auch über die Handwerkskammer ausbilden“, sagt Inhaber Michael Wiegel.

Kontakt zu e-Motion gibt es über die Homepage www.emotion-technologies.com.