Velbert. Die Fahrradgeschäfte haben momentan gut zu tun. Es gab schon Schlangen. „Die Leute kaufen alles, was zwei Räder hat,“ sagt ein Velberter Händler.

Wenn man in Velbert unterwegs ist, dann fällt einem sofort auf, dass seit dem Beginn der Pandemie immer mehr Fahrradfahrer auf den Radwegen und Straßen der Stadt unterwegs sind. Keine Frage: Die Fahrradbranche boomt. An jeder Ecke und Kreuzung sieht man Radfahrer auf ihren Trekking-, Touren- oder immer häufiger auch E-Bikes. Einige alte „Schätzchen“ sind darunter, aber viel häufiger glänzt ein ganz neues Zweirad unter seinem Besitzer, der nicht immer so glänzt wie sein Fahrrad, wenn er abgerackert von einer Tour ins bergische Land zurückkehrt. Jede Altersgruppe scheint in die Pedalen zu treten. Eltern mit ihren kleinen Kindern sind genauso häufig unterwegs wie Senioren, die einen Ausflug ins Umland machen.

Gewinner der Krise

„Es gibt wenige Gewinner der Corona-Krise. Der Fahrradeinzelhandel ist allerdings einer davon“, sagt Christian Tüller, Inhaber von „Zweirad Tüller“ in der Friedrichstraße 246. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen war ein verändertes Freizeitverhalten der Bevölkerung in der Zeit des Lockdowns zu erkennen. Als Spielplätze gesperrt waren, Sportvereine kein Training anbieten durften und Freizeiteinrichtungen ihre Pforten geschlossen halten mussten, machten viele Familien aus der Not eine Tugend und organisierten innerhalb der Familie die Freizeitaktivitäten. Radtouren standen auf einmal wieder ganz oben auf der Aktivitätenliste.

„Die Leute kaufen alles, was zwei Räder hat“, sagt Christian Tüller vom gleichnamigen Fahrradgeschäft auf der oberen Friedrichstraße.
„Die Leute kaufen alles, was zwei Räder hat“, sagt Christian Tüller vom gleichnamigen Fahrradgeschäft auf der oberen Friedrichstraße. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Verluste gut kompensiert

Zum anderen verbringen in diesem Jahr viele Familien ihren Urlaub während der Sommerferien in Deutschland und dem benachbarten Ausland. Und dann liegt es nahe, auch die eigenen Fahrräder mitzunehmen. „Die Leute kaufen alles, was zwei Räder hat. Ähnlich wie bei den Hamsterkäufen von Klopapier“, so Tüller.

Auch in dem Geschäft „Bike Special Parts Franke“ in der Friedrichstraße 64 ist der Absatz nach dem Lockdown stark angestiegen. „Wir konnten den geringeren Umsatz während der sechswöchigen Schließung des Geschäfts nach dem Lockdown sehr gut kompensieren“, sagt Lothar Franke und fügt hinzu „ich habe ein mulmiges Gefühl dabei, von der Pandemie profitiert zu haben, da ich weiß, wie hart die Corona-Krise andere getroffen hat.“

Lieferservice für Räder

Sicherlich kam es der Branche zugute, dass die Fahrrad-Werkstätten durchgängig geöffnet haben durften. Sowohl Christian Tüller als auch Lothar Franke boten darüber hinaus einen Lieferservice an. Bestellte oder reparierte Fahrräder durften die ganze Zeit ausgeliefert und zu reparierende Räder bei den Kunden abgeholt werden. „Das war sehr zeitintensiv. Wir haben bis zu 13 Stunden täglich gearbeitet“, so Franke.

Geführte Radtouren des ADFC

Seit Ende Mai bietet der ADFC im Neanderland wieder seine geführten Radtouren durch Velbert und das Umland an. Die Touren finden gemäß der geltenden Hygienevorschriften und Kontaktbeschränkungen statt.

Teilnehmer müssen sich im Vorfeld für die Tour anmelden. Es müssen vor Antritt der Tour Name, Adresse und Telefonnummer der Teilnehmer hinterlegt werden, damit eine Zurückverfolgung möglicher Infektionsketten gewährleistet wird. Touren sind zur Zeit auf maximal zehn Teilnehmer beschränkt.

Detaillierte Informationen zu den angebotenen Touren des Kreisverbands Velbert findet man auf der Homepage www.adfc-velbert.de

Neue Mitarbeiter eingestellt

Ähnlich sieht es im „e-motion Technologies Premium Shop“ von Michael Wiegel im Flandersbacher Weg 6 aus. Nach der verordneten Schließung rannten die Kunden Wiegel und seinen Mitarbeitern förmlich die Türen ein bzw. standen bis zu vier Stunden in Schlangen vor den Türen. Der Ansturm konnte kaum bewältigt werden. „Wir haben in den letzten Wochen vier neue Mitarbeiter (-innen) eingestellt. Im Spätsommer und Herbst folgen fünf weitere“, sagt Wiegel. Das sind endlich mal gute Nachrichten in dieser Krisen-Zeit.