Velbert-Langenberg. Die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer des Bürgerbusses lernten Ausweichmanöver, Vollbremsungen, Erste Hilfe und neue Verkehrsregeln.
Ehrenamtliche üben ehrenamtlich, um ihr Ehrenamt auszuüben. Konkreter: Der Verein Bürgerbus Langenberg schult freiwillig seine Fahrerinnen und Fahrer – theoretisch wie praktisch.
Im Übungsraum erhalten insgesamt 38 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Erste-Hilfe-Auffrischung sowie eine Einführung in das neue Fahrkartensystem. Auf dem Außengelände der Feuerwehr erwartet die rüstige Truppe ein herausfordernder Parcours.
Der Spaß kommt beim Training nicht zu kurz
Die Organisatoren haben dazu zwei aufeinanderfolgende Samstage auserkoren. 16 Personen pro Tag. Der Tag beginnt mit einem Multiple-Choice-Test. José Almansa, Fahrdienstleiter im Verein, hat Fragen zu neuen Verkehrsregeln sowie Standard-Fehler formuliert und zu Papier gebracht.
Der pensionierte Feuerwehrmann frischt anschließend die Grundlagen der Ersten Hilfe auf. Zwischenbemerkungen lassen die Senioren-Schulklasse herzlich lachen. „Stabile Seitenlage ist kein Problem, aber das Aufstehen,“ scherzt ein Teilnehmer.
Ute Berker ist seit 24 Jahren dabei – ihr Mann Gerd führt den Verein
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Natürlich kommen sie in Wirklichkeit leicht wieder auf die Beine. Die Ehrenamtlichen sind fit und haben gute Laune. „Wir bezeichnen und sehen uns als Bürgerbus-Familie“, sagt Ute Berker – und fasst damit den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe in einen Satz. Sie ist die Dienstälteste, seit 24 Jahren dabei. „Als mein Mann in Rente ging, habe ich ihn mitgenommen“, erklärt die geradlinige Dame.
Besagter Ehemann, Gerd Berker, ist mittlerweile Vorsitzender des Vereins: „Wir haben einen neuen Bus“ freut er sich. „Darin einsetzbar ist unser neues Fahrkartensystem.“ Per Tablet, das regelkonform montiert ist, erhalten die Fahrerinnen und Fahrer ihre Route inklusive Haltezeiten, die Fahrkarten werden aufgenommen und an anderer Stelle ausgedruckt.
Fahrgastzahlen in Velbert-Langenberg steigen wieder
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Zudem erfasst das System Statistiken. „Unsere Fahrgastzahlen steigen wieder“, weiß Gerd Berker. „Vor der Pandemie hatten wir rund 33.000 Fahrgäste“, erklärt der Vereinsvorsitzende, „jetzt sind es schon wieder 25.000“.
Übrigens gilt auch für den Bürgerbus das 9-Euro-Ticket.
Kindersitz sorgt für mehr Sicherheit im Bürgerbus
Ein wenig tüfteln mussten die Rentnerinnen und Rentner mit dem Kindersitz. Wenngleich viele als Großeltern erprobt sind, funktioniert die Sicherheit für die Kleinen im Bus anders. Sie schauen es sich an und akzeptieren die Neuerung. Hauptsache der Transport funktioniert sicher.
Dazu üben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch auf einem Parcours, erdacht und aufgebaut von José Almansa. Zu Beginn müssen die Fahrer abschätzen, wie weit gestapelte Kartons auseinanderstehen müssen, um ohne „Schrammen“ vorbeizukommen. Almansa notiert den Luftraum in Zentimeter zwischen Außenspiegel und Karton. Dann kullert plötzlich ein Ball auf die Fahrbahn. Vollbremsung, denn ein Kind könnte folgen.
Die Klippe ist eine Herausforderung für die Fahrerinnen und Fahrer
Dann: Rückwärts einparken bis zur Kartonwand. „10 Zentimeter“, ruft ein Freiwilliger, der mit seinem Maßband zwischen den Stationen unterwegs ist. Slalomfahren gehört ebenso wie ein Ausweichmanöver, das eine immer wiederkehrende Situation darstellt, dazu. „An der Klippe stehen seitlich immer Autos, sodass wir regelmäßig in Lücken rein und wieder raus müssen“, erklärt der José Almansa.
Ein paar Hütchen fallen, ein Wasserball platzt
Der Fahrdienstleiter lächelt – manchmal verschmitzt, wirkt froh und gibt mit seiner Schulung ein beruhigendes Gefühl. Allerdings zählt er auch Fehler und Zeit. Wie schnell und sicher sind die Fahrerinnen und Fahrer unterwegs? Gerd Berker gibt zu: „Ein wenig nervös war ich schon.“ Ein paar Hütchen und Pylonen fallen im Laufe der Stunden, auch ein Wasserball knallt beim Training. Aber: Jeder stellt sich der Herausforderung – und ist am Ende dankbar für die gemachten Erfahrungen.
Volle Aufmerksamkeit und Konzentration bei Training, stets ein Lächeln auf den Lippen und zu einem Späßchen bereit: So hält sich die Bürgerbus-Familie fit und engagiert sich, um ehrenamtlich Bürgerinnen und Bürger auf den Strecken zu fahren, die vom regulären ÖPNV nicht bedient werden.
>>> Brems-Schulung soll Verschleiß reduzieren
Die Bremsen des neuen Busses haben sich ungewöhnlich schnell abgenutzt.
Grund genug für Fahrdienstleister und Kfz-Meister José Almansa, eine Übungsrunde einzuschieben, die den Aktiven zeigt, wie die Motorbremse bei einem Automatikgetriebe mit Lenkradschaltung funktioniert.
Ziel ist es, den Verschleiß zu reduzieren und so auch Kosten zu sparen.