Velbert. Im Rinderbachtal ist auf 560 Metern Länge ein Waldweg befestigt und verbreitert worden. Das dient der Sicherheit im Falle eines Waldbrandes.

Auf Facebook hat sich in den vergangenen Tagen wieder einmal Unmut geregt: Von einer „Waldautobahn“, die da im Rinderbachtal gebaut worden sei, war dort die Rede: „Typisch Velbert – typisch TBV.“

Über solche Kommentare kann Peter Tunecke, Geschäftsbereichsleiter Forst bei den Technischen Betrieben (TBV), nur den Kopf schütteln. Er kennt diese Vorwürfe, hat sich fast schon daran gewöhnt. Vieles, was man als Spaziergänger auf den ersten Blick nicht verstehen mag, hat jedoch einen Grund – so auch der rund dreieinhalb Meter breite Schotterweg, der nun von der Straße Am Buschberg unterhalb der Jugendherberge bis zur Parkstraße führt. In Höhe des Parkbades endet der rund 560 Meter lange Weg.

Das Land NRW hat ein Waldbrandvorsorge- und -bekämpfungskonzept vorgelegt

Vorher war dort ein engerer Waldweg – nach Regen gern schon mal matschig. „Der war dann teilweise selbst mit Allrad-Kleinfahrzeugen nicht zu befahren“, sagt Tunecke. Das ist nun anders. Aufs Stichwort biegt ein mehrere Tonnen schweres Löschgruppenfahrzeug der Velberter Feuerwehr in den Weg ein. „Genau das ist der Grund, warum wir das hier gemacht haben“, sagt Peter Tunecke.

Dass die Waldbrandgefahr in den vergangenen Jahren gestiegen ist, liegt auf der Hand: immer trockenere, heißere Sommer, immer mehr Totholz durch geschädigte Bäume. So hat nun auch das Land NRW reagiert und am Mittwoch in Wermelskirchen ein Konzept zur Waldbrandvorsorge und -bekämpfung vorgestellt. Eine wesentliche Aussage darin: Wälder sollen mit Wegen so erschlossen werden, dass diese für die Großfahrzeuge der Feuerwehr befahrbar sind.

Die Feuerwehr Velbert ist regelmäßig in den Wäldern im Stadtgebiet unterwegs, um die Ortskenntnis zu verbessern und kritische Stellen zu kennen.
Die Feuerwehr Velbert ist regelmäßig in den Wäldern im Stadtgebiet unterwegs, um die Ortskenntnis zu verbessern und kritische Stellen zu kennen. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

In Velberter Wäldern finden regelmäßige Befahrungen mit Feuerwehrautos statt

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„Es gibt für die Feuerwehr kaum etwas Schlimmeres, ein Feuer zu sehen, aber nicht zum Brandherd vordringen zu können“, sagt Franziska Kern, Sachgebietsleiterin Einsatzplanung und Organisation bei der Velberter Feuerwehr. In Velbert sei man bereits gut aufgestellt, lobt die Feuerwehrfrau mit Blick zu Peter Tunecke. Es gebe regelmäßig Befahrungen, um die Ortskenntnisse der Einsatzkräfte zu verbessern und Problemstellen zu optimieren. Und weil ein Feuerwehrfahrzeug nun mal recht breit ist, einen recht großen Wendekreis hat und bei einem größeren Feuer auch Landwirte Wasser in Gülletransportern zur Einsatzstelle bringen sollen, müsse der Weg nun einmal eine gewisse Breite mit möglichst geringem Gefälle haben. Gewässer, die man früher habe nutzen können, so Tunecke, seien mittlerweile teils eingetrocknet. „In so einem Rinnsal kann man kein Löschwasser pumpen.“

Feuerwehr kann das Rinderbachtal nun von einer zur anderen Seite befahren

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Den neuen Brandweg, der ein komplettes Durchfahren des Waldes von einer zur anderen Seite ohne Rangieren oder Einlegen des Rückwärtsgangs ermöglicht, hält darum auch Franziska Kern, die selbst noch keinen größeren Waldbrand in Velbert erlebt hat, darum für „extrem wichtig“. Kern: „Die Waldbrandgefahr wird weiter steigen – und das nicht nur in den Sommermonaten.“

Erinnerungen an großen Waldbrand in Velbert

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Peter Tunecke kann sich noch gut an einen Waldbrand erinnern, der sich zu Beginn seiner Zeit in Velbert ereignet hat: Damals seien am Zwingenberg sieben Hektar – das entspricht etwa zehn Fußballfeldern – abgebrannt. Die Wasserversorgung sei damals sehr schwierige gewesen, so Tunecke. Es habe eine rund drei Kilometer lange Wasserleitung gelegt werden müssen. Es habe eineinhalb Tage gebrannt, mit Nachbränden im Wurzelwerk habe man noch 14 Tage später zu tun gehabt. Für ihn sei das ein Grund gewesen, die Situation in Velbert zu verbessern. „Vieles von dem, was das Land nun schriftlich fixiert hat, ist hier also schon längst gängige Praxis.“

Übrigens könne jeder Bürger dazu beitragen, dass es nicht zum Ernstfall kommt, sagt Tunecke: Fahrzeuge mit heißen Katalysatoren nicht auf Grünstreifen abstellen, nicht in unmittelbarer Waldnähe grillen und in den Wäldern nicht rauchen.

An verschiedenen markanten Stellen sowie an den Bänken in den Velberter Wäldern gibt es Nummern. „Diese kann man der Leitstelle bei einem Notruf mitteilen“, rät Stadtförster Peter Tunecke. So wissen die Einsatzkräfte genau, wo sich die Einsatzstelle befindet.
An verschiedenen markanten Stellen sowie an den Bänken in den Velberter Wäldern gibt es Nummern. „Diese kann man der Leitstelle bei einem Notruf mitteilen“, rät Stadtförster Peter Tunecke. So wissen die Einsatzkräfte genau, wo sich die Einsatzstelle befindet. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

>>> Rettungspunktsystem

In den Velberter Wäldern gibt es ein Rettungspunktesystem.

An verschiedenen Stellen und an Bänken stehen Nummern, die der Leitstelle im Falle eines Falles genannt werden können.

Die Velberter Feuerwehr verfügt über ein Kartensystem, in dem die jeweiligen Standorte eingezeichnet sind – inklusive den Anfahrtswegen mit Höhen- und Breitenbeschränkungen. Diese Karte wird fortlaufend aktualisiert und durch regelmäßige Befahrungen mit der Realität abgeglichen.

Das System gilt für Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze gleichermaßen.