Velbert. Dem Velberter Wald sind Trockenheit und Hitzeperioden deutlich anzusehen. Den Velberter Straßenbäumen geht es da etwas besser.

Die Sommer in Europa werden immer trockener und die Wasserlage angespannter. Besonders die Vegetation leidet sehr unter den Auswirkungen der extremen Hitze. Auch in unseren regionalen Wäldern sind die Folgen der Trockenheit zu bemerken.

„Die hohen Temperaturen haben sehr massiv auf die Waldbestände eingewirkt“, so Peter Tunecke, Geschäftsbereichsleitung Forst in Velbert. Wirft man beim Spaziergang durch den Wald einen Blick nach oben findet man schon jetzt viele Dürrspitzen, wo das Laub entweder eingetrocknet oder bereits abgefallen ist. Und es gilt, so der Velberter Förster: Was in der Krone trocken ist, lässt sich so auch im Wurzelbereich finden.

Deutlicher Rückgang des Waldbestandes

Dieses Jahr war die Niederschlagsquote zwar im Vergleich zu den letzten Jahren etwas höher, sodass viele Bäume wieder ausgetrieben sind, dennoch ist im Nachklang der vergangenen Dürrejahre ein deutlicher Rückgang des Waldbestandes zu verzeichnen. Besonders Laubbäume, wie Buche und Kirsche, sind vom Absterben bedroht.

Auch die Situation in den Kulturen spanne sich zusehend an, da die Wurzeln noch nicht weit genug in die Erde reichen und der Oberboden besonders von der Trockenheit betroffen ist. Die Fläche im Wald ist jedoch zu groß, um aktiv durch Bewässerung etwas gegen die Trockenheit zu machen.

Straßenbäume bekommen Wasser aus Säcken

Das geht es den Straßenbäumen in der Stadt etwas besser. Die technischen Betriebe in Velbert haben eine innovative Idee umgesetzt, um die Bäume im Stadtgebiet auch in Dürrephasen bestmöglich mit Wasser zu versorgen: Bewässerung mithilfe von Wassersäcken. Das Prinzip dahinter ist schnell zu verstehen: die Säcke lassen sich einfach um den Baumstamm legen und mit einem Reißverschluss verschließen, sodass sie am Baumstamm befestigt sind. Je nach Größe des Baumes können mehrere Säcke über den Reißverschluss miteinander verbunden werden. An der Unterseite haben sie kleine Löcher, über die das Wasser aus dem Sack laufen kann und so die Erde um den Baum herum befeuchtet.

Durch die Trockenheit sind die Baumkronen trocken. „Was in der Krone trocken ist, lässt sich so auch im Wurzelbereich finden,“ sagt der Förster.
Durch die Trockenheit sind die Baumkronen trocken. „Was in der Krone trocken ist, lässt sich so auch im Wurzelbereich finden,“ sagt der Förster. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Erdreich wird kontinuierlich feucht gehalten

Über einen Zeitraum von sechs bis acht Stunden leeren sich die Wassersäcke, die mit bis zu 100 Litern Wasser befüllt werden können, sodass das Erdreich um die Bäume herum kontinuierlich feucht gehalten wird. Vorteile hierbei sind, dass das Wasser sehr gezielt am Stamm des Baumes abgegeben wird, betont Franziska Hübner, Geschäftsbereichsleitung Grün und Friedhöfe.

Aufgrund der Trockenheit ist die Erde um die Bäume herum sehr fest und die Wurzeln der Bäume sind nicht tief im Erdreich verzweigt. Mithilfe dieser Variante der Tröpfchenbewässerung wird das vorhandene Wasser effizient genutzt, da es kaum zur Verdunstung kommt, das Wasser über einen längeren Zeitraum in ausreichenden Mengen in den Boden versickern kann und die Wurzeln die Wassermengen direkt aufnehmen können.

Bürger und Bürgerinnen können selbst aktiv werden

Dennoch sei es von großer Bedeutung, dass auch die Bürger und Bürgerinnen selber aktiv werden, so Hübner, indem sie beispielsweise die Säcke bei Bedarf mit Wasser befüllen oder auch die Bäume am Straßenrand vor ihrer Haustür bewässern, um so die Stadt Velbert bei der Umsetzung dieses Projekts zu unterstützen und den Erhalt der Grünflächen in der Stadt fördern.

Das stößt aber nicht immer auf Gegenliebe, wie WAZ-Leser Henri Schmidt erfuhr: „Als ich in meiner Wohnanlage darum warb, die vor unserem Haus stehenden Bäume in der Dürreperiode zu gießen, erhielt ich keine erforderliche Zustimmung. Das herausragende Argument war: Straßenbäume gießen, nein Danke.“

Tunecke betont zudem, dass Bürger darauf achten sollten, kein offenes Feuer im Wald zu entzünden sowie die Einfahrten zum Wald für Forstbetriebe freizuhalten, „damit der noch bestehende Wald erhalten bleibt“.