Velbert. Forstwirt Peter Tunecke sieht mit Sorge auf das Wetter – es droht das dritte Dürrejahr in Folge. Die Natur leidet bereits jetzt.
„Seit dem 14. März haben wir keinen Niederschlag mehr, die angekündigten Gewitter kamen hier in Velbert nicht an“, Diplom-Forstwirt Peter Tunecke von den Technischen Betrieben Velbert (TBV) ist besorgt. Er warnt vor allem vor Waldbränden, die nun entstehen können.
Von März bis Oktober ist das Rauchen im Wald grundsätzlich verboten, Feuer sowieso. Doch auch Autos können einen Brand verursachen: So ruft der Forstwirt dazu auf, nicht auf getrocknetem Gras am Straßen- oder Wegesrand zu parken. „Ein heißer Katalysator oder Auspuff kann die trockenen Gräser in Brand setzen.“ Er empfiehlt daher, unbedingt nur ausgewiesene Parkplätze zu nutzen, „oder direkt in den Wald zu laufen und das Auto ganz stehen zu lassen.“
Mit dieser Empfehlung richtet sich Tunecke auch an die vielen Menschen, die es jetzt, während der Corona-Krise, immer häufiger in die Wälder zieht. „Die Waldbrandgefahr ist hoch“, mahnt der Forstwirt.
Sorge vor drittem Dürrejahr in Folge
Seit fast sechs Wochen hat es nicht mehr geregnet: „Einmal gab es fünf Tropfen, die kann man nicht zählen.“ Es scheine sich das dritte Dürrejahr in Folge anzukündigen. Durch die ausbleibenden Niederschläge haben die Böden bereits Defizite, die durch trockene Winde noch verstärkt werden. Diese Kontinentalwinde bringen nämlich keine Luftfeuchte mit, wie beispielsweise atlantische Luftmassen.
„Durch die trockenen Nordostwinde wird die Oberfläche des Bodens zusätzlich ausgetrocknet. Die ersten 20 Zentimeter sind staubtrocken“, erläutert Tunecke. Darüber hinaus sei es schon Anfang April viel zu früh zu warm gewesen. An manchen Tagen habe das Thermometer bereits 25 Grad Celsius angezeigt – was weitere Folgen habe: „Die Vegetation ist rund drei, vier Wochen zu früh dran.“
Der Niederschlag im Winter hat nicht ausgereicht
Die höheren Niederschläge im Winter haben zwar dafür gesorgt, dass die Böden insgesamt eine Durchfeuchtung von bis zu einem Meter erreicht haben, „das Wasser reichte aber nicht, um die Bodenspeicher wieder vollständig zu füllen“, sagt Forstwirt Peter Tunecke.
So habe man zwar das Gefühl gehabt, dass es langsam genug geregnet habe, mein der Stadtförster. Dennoch fehle die so genannte Kapillarität in die tieferen Bodenschichten – das bedeutet, dass das Wasser durch feinste Spalten oder Hohlräume in verschiedene Schichten gelangen kann: „Ganz unten ist es immer noch zu trocken und ganz oben ist es wieder trocken“, so Tunecke.
Frische Gräser sind noch nicht Nachgewachsen
Wer im Wald unterwegs ist, könne selbst sehen, wie trocken es derzeit ist: „Man sieht das an den Staubwolken, wenn man im Wald spazieren geht“, sagt der TBV-Mann. Und Tunecke spricht noch einmal an, wie hoch die Brandgefahr ist: „In Velbert gilt jetzt die zweithöchste Brandgefährdungsstufe. Die trockene Gras- und Farnschicht aus dem letzten Jahr sorgt für viel Brandmaterial.“
Frische und saftige Gräser seien noch nicht nachgewachsen, es fehle ausreichend Feuchtigkeit. „Es gab 2018 und 2019 bereits zwei Dürrejahre und es scheint, dass wir wieder in ein dürres und trockenes Jahr hineinlaufen“, fürchtet Peter Tunecke.
Klimawandel ist im Wald gut zu beobachten
Schon länger sei der Klimawandel im Wald zu beobachten: „Deutliche Niederschlagszunahmen in den Wintermonaten, in der Vegetationsruhe – und in der Vegetationszeit fehlt der Niederschlag. Also genau dann, wenn die Pflanze das Wasser dringend braucht.“
Schon jetzt sei auch der Grundwasserspiegel abgesackt, was an den Bächen sichtbar werde, die unterdurchschnittlich Wasser führten. „Manche Waldbäche sind schon ganz trocken gefallen“, hat der Forstwirt beobachtet.
Bäume reagieren auf Dürreschäden
Durch die Dürreschäden der letzten Jahre reagieren die Bäume nun mit einer so genannten Notfruktuation: „Wenn Bäume geschwächt sind, versuchen sie all ihre noch verbliebene Lebenskraft in die Nachkommenschaft zu stecken.“ Was dem ungeübten Augen Fülle und Gesundheit der Bäume suggeriere.
So beschreibt der Waldexperte Tunecke die Vollmast bei der Buche: „Wenn die Buche voller Eckern hängt, das powert die Bäume aus, die letzten Reservestoffe werden so abgegeben. Auch bei der Eiche gab es das in den Vorjahren.“
Ausgetrocknete Äste können herunterfallen
Die vorausgegangenen Dürrejahre zeigten sich außerdem in den Spätschäden: Die einen Bäumen treiben in Fülle aus, andere Bäumen wollen gar nicht austreiben oder verlieren die Rinde. Tunecke warnt: „Die Bäume mit hohen Vitalitätsverlusten können umfallen oder einfach ihre Äste verlieren. Erhöhte Aufmerksamkeit ist deshalb auch bei Windstille gefordert.“
Stadt setzt auf Mischwald
Um auf den offenkundigen Klimawandel zu reagieren, lässt die Stadt Velbert schon seit den 1980er Jahren Mischwälder aufbauen.
Dazu pflanzen die Technischen Betriebe für den Waldumbau neben der Buche auch heimische Bäume wie die Weißtanne oder auch die nordamerikanische Küstentanne. Beide arten bilden Pfahlwurzeln aus.
Im Laubholzbereich setzt die Stadt vermehrt wieder auf die Roteiche, die ebenfalls zu den Tiefwurzlern zählt.
Flachwurzler wie die Fichte haben langfristig wenig Chancen, zu überleben. Zumal der Bestand zusätzlich durch Borkenkäfer stark dezimiert worden ist.