Velbert. Der trockene Sommer 2018 hat im Velberter Wald Spuren hinterlassen. Bäume können sich nicht mehr gegen Schädlinge zur Wehr setzen.
Die Dürre und Hitze vom vergangenen Jahr haben auch im Velberter Wald tiefe Spuren hinterlassen. „Die Folgen von 2018 werden sich noch in den nächsten fünf Jahren nachhaltig bemerkbar machen“, sagt Förster Peter Tunecke von den Technischen Betrieben Velbert (TBV).
Schon im letzten Jahr zeigten viele Bäume Anzeichen für einen schlimmer werdenden Zustand. So kam es bereits im August bei einigen Bäumen zum frühzeitigen Laubabwurf. Der unzureichende Niederschlag im letzten und in diesem Jahr sorge zudem dafür, dass Fichten in ihrer Harzproduktion gehemmt werden.
Dies begünstigte wiederum die steigende Population des Buchdruckers, eine Käferart aus der Unterfamilie der Borkenkäfer. Der Käfer befällt vor allem Fichten und bohrt sich in die Rinden. Dort legen sie ihr Brutkammern an und vermehren sich. Eine gesunde Fichte wehrt sich normalerweise mithilfe vom Harz, das die Käfer ausspült.
Experte rechnet mit rund 120.000 Schädlingen
„Dazu hat vielen Bäumen, aufgrund von Wassermangel allerdings die Energie gefehlt“, sagt der Forstwirt. Bereits 200 Buchdrucker könnten ausreichen, um einen Baum absterben zu lassen. Inzwischen rechnet der Experte mit rund 120.000 Käfern dieser Art im Velberter Wald. Die aktuelle Situation sei eine Katastrophe, so Tunecke.
„Die Fichte hat keine Chance. Im nächsten Jahr könnte es zum ersten mal eintreten, dass wir keine Fichtenbestände mehr in Velbert haben“, mahnt der Stadtförster. Aktuell bliebe nichts anderes übrig als die absterbenden und bereits abgestorbenen Bäume zu fällen. Diese stellten aufgrund ihrer mangelnden Standfestigkeit im Boden ein Risiko für Spaziergänger dar. Das Holz wird dann zum Beispiel zu Feuerholz geschnitten und weiterverkauft.
Pilze gefährden Buchen
Aber auch andere Baumarten leiden. So stellen die Technische Betriebe auch immer mehr Verluste bei Buchen fest. „Vor allem Altbäume, die mehr als 100 Jahre alt sind, sterben immer öfter weg“. Auch Ahornbäume sind derzeit anfälliger für Parasiten, wie den Ruß-Rinden-Pilz. Viele absterbende Bäume führen als letzte Handlung noch einmal eine so genannte Notfruktifikation durch. Dabei nutzen die Bäume ihre letzten Kräfte dazu, Samen und Früchte zu bilden, „damit ihre Art überlebt“, so Tunecke.
Mischwald mit anpassungsfähigeren Arten
Diese Saat bildet wiederum die Grundlage für die Naturverjüngung, in die die TBV im Hinblick auf die Zukunft des Waldes ihre Hoffnung setzt. Die Saat soll an dem Ort, an dem der alte Baum abgestorben und anschließend wegtransportiert wurde, keimen und wachsen. Einen weiteren Weg zum Erhalt des Waldes sehen die TBV in der Neugestaltung eines Mischwaldes. Dieser soll entstehen, in dem verschiedene Baumarten, die stabiler und anpassungsfähiger an das trockene Klima sind, gepflanzt werden. Zu diesen Baumarten zählen etwa Nadelbäume wie die Douglasie oder die Küsten-Tanne.
Grundwasserspiegel sinkt weiter
Glas und Zigaretten nicht wegwerfen
Feuerwehrsprecher Reinhard Lüdecke warnt aufgrund der Waldbrandgefahr davor, Zigarettenstummel und Glasflaschen „achtlos in den Wald zu schmeißen.
„Flaschen können im richtigen Winkel wie ein Brennglas schnell ein Feuer entfachen“. Zudem fordert die Feuerwehr dazu auf, keine Waldwege mit Autos zuzuparken, da diese im Notfall die einzigen Zufahrten zum Brandort darstellen können.
Große Wirkung zeigten die zwei Ansätze bisher allerdings nicht, berichtet der Förster. Viele der Jungpflanzen überlebten nicht, da ihre Wurzeln noch nicht tief genug seien, um sich ausreichend Wasser aus dem Boden zu holen. Dabei spiele auch der weiter sinken Grundwasserspiegel eine Rolle.
Die Wasserreserven im Boden werden immer weniger und auch kleine Bäche würden immer weniger Wasser für die Pflanzen zur Verfügung stellen. Um die Wasserspeicher wieder aufzufüllen, brauche es nach Tuneckes Einschätzung einen acht Wochen anhaltenden Niederschlag. „Eine 100 Jahre alte Buche braucht alleine 300 Liter Wasser am Tag“.
Waldbrandgefahr steigt
Die Trockenheit birgt aber auch eine weitere Gefahr. So warnt der Förster vor der miteinhergehenden Waldbrandgefahr. Laut des Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes befindet sich Velbert in der dritten Gefahrenstufe (Der Index geht von 1 = sehr geringe Gefahr bis 5 = sehr hohe Gefahr).
Um im Ernstfall vorbereitet zu sein führen die Technischen Betriebe mit der Freiwilligen Feuerwehr zurzeit vermehrt Übungsfahrten durch die Wälder durch. „Es ist wichtig die Waldwege zu kennen. Wenn es zu einem Brand kommt, können Rauch und Flammen schließlich die Orientierung erschweren“, so Tunecke.