Velbert. Geschichte, Geschichten und Anekdoten: Wie Velberterinnen und Velberter mit Manfred Bolz auf Bustour ihre Stadt ganz neu entdecken.
„1796 wurde hier die letzte Hinrichtung durchgeführt“, sagt Manfred Bolz, während der Reisebus, in dem er ganz vorne sitzt, durch Tönisheide rollt. „Eine Frau wurde beschuldigt, ihren Sohn umgebracht zu haben und deshalb zum Tode verurteilt.“
Die 25 Männer und Frauen, die Bolz bei der Stadtführung begleiten, lauschen gespannt. „Blöd war, dass der Sohn ein halbes Jahr nach der Hinrichtung wiederaufgetaucht ist – der war nur unterwegs.“ Ein Raunen geht durch die Sitzreihen, manche Menschen lachen zaghaft – einige Schauergeschichten können auch kurios sein.
Und wenn jemand diese Art der Geschichten kennt, ist es Manfred Bolz. Verschiedene Bildbände hat er bereits zu Velbert herausgegeben, dazu etwa auch eine Historie des Velberter Rathauses. „Das“, weiß er zu Beginn der knapp dreistündigen Rundfahrt zu berichten, „übrigens 1930 fertiggestellt wurde“.
Start an der Christuskirche
Es ist ein warmer Samstag und vor Beginn der Rundfahrt ist die Hitze im Bus, der extra angemietet wurde, beinahe unerträglich. Als der Busfahrer aber den Motor anmacht und Bolz zum Mikrofon greift, fängt auch die Klimaanlage an zu arbeiten.
Also kann es losgehen; von der Velberter Christuskirche auf schnellstem Weg nach Neviges. Vorbei am schicken, in der Sonne silbrig funkelnden Schloss- und Beschlägemuseum und den zahlreichen Fassaden aus der Zeit der Jahrhundertwende, die noch heute so gut erhalten sind, dass sie nicht an Charme eingebüßt haben.
Stippvisite am Nevigeser Dom
„Schauen Sie die sich ruhig richtig an“, sagt Bolz. „Weder zu Fuß noch im Auto haben wir da ja sonst die Chance dazu – heute aber schon.“ Durch Tönisheide gelangt der Bus schließlich nach Neviges, wo eine Domtour ansteht. Erbaut von 1965 bis 1968, ist er die zweitgrößte Kirche im gesamten Kölner Erzbistum.
Durch die erblühenden Felder fährt die Gruppe nach einiger Zeit weiter nach Langenberg, wo die 395 Grundsteinkisten besucht werden, die von 395 verschiedenen Künstlern gestaltet worden sind. Doch nicht nur die Kunstwerke selbst sind eine Attraktion, sondern auch der Ausstellungsort – das Bürgerhaus: Bereits 1916 wurde es eröffnet und bietet seitdem einen Ort für kulturellen und sozialen Austausch.
Zurück ins Schloss- und Beschlägemuseum
Nach dem Besuch im Stadtbezirk fährt die Reisegruppe zurück nach Velbert-Mitte, fast zwei Stunden sind nun schon vergangen. Das Schloss- und Beschlägemuseum funkelt noch immer in der Sonne, diesmal aber wird es nicht nur von außen bestaunt, sondern auch von innen: Mit der Führung schließt die Stadtrundfahrt.
„Ich wollte die umfassende Zusammenstellung der Historie der einzelnen Stadtteile hören“, sagt Teilnehmer Karl-Wilhelm Wilkesmann. Das dürfte ihm – dank sei Manfred Bolz – gelungen sein.
Manfred Bolz nennt sich selbst Hobby-Historiker, hat aber schon beeindruckend tief in der Velberter Geschichte gegraben. Seine verschiedenen Bücher und regelmäßig stattfindenden Stadtführungen sind ein Zeugnis dessen.