Mettmann/Erkrath. Der weltberühmte Fundort des Neanderthalers wird angemessen aufgewertet und inszeniert: Das Projekt „Höhlenblick“ steht vor der Vollendung.

Im Neandertal ist eigentlich nichts mehr so, wie es ganz ganz früher einmal war. Damals, als hier vor ca. 40.000 Jahren unsere etwas entfernteren Verwandten, die Neanderthaler, gelebt haben. Die Feldhofer Grotte, in der 1856 die Überreste des Neanderthalers gefunden und geborgen worden sind, ist durch Steinbrucharbeiten völlig zerstört. Durch sie hat das Tal ein vollkommen anderes Gesicht bekommen. Nach erneuten Ausgrabungen in 1997 und 2000 wurde der weltbekannte Fundort gestaltet: Die Fundstelle, vormals als Schrottplatz „genutzt“, wurde zuletzt im Zuge der „Euroga 2002plus“ hergerichtet und eröffnet. Doch aktuell wird das Neandertal Museum an dieser Fundstelle um eine Attraktion reicher: In wenigen Wochen bringt dort der Turm „Höhlenblick“ die Besucher buchstäblich auf die Höhe der damaligen Zeit und ihre Verhältnisse.

Exakt an der Stelle der Feldhofer Grotte

Zusätzlich zu der eher gemütlich ansteigenden Rampe gibt es auch eine Treppe.
Zusätzlich zu der eher gemütlich ansteigenden Rampe gibt es auch eine Treppe. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Hier war eine tiefe Schlucht. Das Gelände war nicht bewaldet, sondern eine so genannte Mammutsteppe“, erklärt Dr. Bärbel Auffermann beim grandiosen Rundumblick ganz oben auf der Plattform. Nach Auskunft der Museumsdirektorin entspricht dieser Standort der Lage bzw. Position der Feldhofer Grotte. Exakt da, wo der Neanderthaler bestattet worden war. Hier wird es einen Knochentisch geben mit 3 D-Drucken der 16 gefundenen Knochen zum Anfassen, und mittels eines QR-Codes können sich die Besucher dank Augmented Reality-Technik und 360-Grad-Video in den Zeitpunkt der Bestattung zurückversetzen lassen.

Eröffnung voraussichtlich im Oktober

Der Turm selbst, eine Stahlrohr-Konstruktion, ist fertig. 22 Meter hoch, Durchmesser 13 Meter, die oberste Plattform neun. Zurzeit fertigen Fachleute die Geländernetze, zum gehörigen Teil tatsächlich in Handarbeit vor Ort. Der erste Spatenstich auf Erkrather Gebiet war im November 2021; die ursprünglich geplante Eröffnung verschiebt sich und erfolgt nunmehr voraussichtlich erst im Oktober. Das reine Turm-Ticket wird nach jetzigem Stand vier Euro kosten und das Kombi-Ticket incl. Museum mit Dauer- und Sonderausstellung – übrigens auf Mettmanner Stadtgebiet gelegen – 13 Euro. Der mehrere 100 Meter lange Weg dazwischen wird im Zuge des Masterplans Neandertal vom Kreis Mettmann „attraktiv hergerichtet“ und mit Silhouetten wichtiger Zeitgenossen wie der des Malers Johann Wilhelm Schirmer bestückt.

Wertvolle Gemälde der Düsseldorfer Maler

Die Geländernetze erfordern eine Menge Handarbeit – und vielfach Maßarbeit vor Ort.
Die Geländernetze erfordern eine Menge Handarbeit – und vielfach Maßarbeit vor Ort. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die Düsseldorfer Maler hatten im 19. Jahrhundert im Neandertal ihre „Romantikschlucht“. Vor allem aber haben sie den Zustand vor Beginn des Kalkabbaus festgehalten. „Deshalb sind die Gemälde für uns so wichtig“, sagt Dr. Bärbel Auffermann und erzählt, dass ein ehrenamtlicher Forscher mit der Lupe die Werke untersucht und en detail Felsformationen rekonstruiert hat. Aufgrund dieser Erkenntnisse sei dann ein 3 D-Modell gerechnet worden, das wiederum die Grundlage „für die Filme war, die wir in den virtuellen Fernrohren zeigen“.

Barrierefrei nach oben

Vier Stück kommen auf die Plattform, zu der eine stetig leicht ansteigende, gewendelte Rampe führt, die man ohne größere Anstrengung gemütlich hochschlendern kann. Sie ist mit Douglasien-Holz belegt, Es gibt aber auch eine Stahltreppe. Und weit oben einmal quer rüber ein gut gesichertes Kletternetz bzw. Klettergang. Bedeckt ist der Turm mit einer sechs Tonnen schweren Schädeldecke. Unter dieser Kalotte stehend gucke man also gewissermaßen aus den Augenhöhlen des Neanderthalers, so Auffermann.

Kostenpunkt: 3,5 Millionen Euro

Eine Attraktion für sich: der Klettertunnel oben im „Höhlenblick“
Eine Attraktion für sich: der Klettertunnel oben im „Höhlenblick“ © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Wir sind froh, dass wir früh gestartet sind, und haben jetzt auch eine Attraktion im Außenbereich“, sagt die Direktorin beim Rundgang. Sie habe das Projekt ja von ihrem Vorgänger Prof. Dr. Gerd-Christian Weniger geerbt. Zu den Kosten in Höhe von 3,5 Millionen steuert das Land 1,9 Millionen Euro hinzu. Zudem gibt es eine Großspende über 500.000 Euro von der Stiftung Habris (Mettmann). Schließlich unterstützt der Kreis Mettmann das Ganze in Form der Tilgung des Darlehens, das die Stiftung Museum Neanderthal aufgenommen hat.

Der Turm Höhlenblick ist fast fertig

file7lxndxvr5pz1ffuhnl6
file7lxndxnjxkz1l3gn9fox
file7lxndy7wdtz1d82sla3k
file7lxndyu99auv6t6sd7e
file7lxndyuuus72kyigfus
file7lxndz9c691zackpfrq
file7lxndzkjqjqr2wbmf4h
file7lxndzujsg8cwqve6mf
file7lxne08pk3kitglf55g
file7lxne0ypego17g6qgfrq
file7lxne18zqt4vdxcjhej
file7lxne1k829wsugv72g3
file7lxne1t1d5l1bngeid7e
file7lxne231j6f1fe56wl6
file7lxne2eqbmh1ml52id7e
file7lxne2ycnv410l2s38g9
file7lxne30q3fqg81lgd7e
file7lxne38yhk81j4ewjhej
file7lxneefvmlhjgenj2g3
file7lxne47m18z1d82er8g9
1/20

Großes Museumsfest zum Ende der Ferien

Das Museumsfest des Neanderthal Museums findet am letzten Wochenende der Sommerferien statt: am Samstag, 6. August, von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, 7. 8. von 10 bis 18 Uhr. Es gibt Aktionen im Museumsgarten und im Umfeld des Hauses.

Zu den Vorführungen und Mitmachangeboten für die ganze Familie gehören z. B. Jagen mit Speerschleuder und Pfeil und Bogen, Mitmachzirkus, Steinzeit-Tattoos, Ausgrabungen, Steinzeitmusik oder auch ein Besuch bei der Tarpanen im eiszeitlichen Wildgehege.