Velbert. Die WAZ öffnet Pforten und hat Leserinnen und Leser auf einen exklusiven Rundgang durch das kleine Stadtwerke-Museum in Velbert eingeladen.

Bernd Rasche sorgt für ein Erlebnis für (fast) alle Sinne. Das Licht geht aus und Stille kehrt ein. Er drückt einen orangefarbenen Knopf und mit einem Mal rutschen Kolben scheppernd nach unten und an den Scheren oberhalb der Maschine surrt ein weißblaues Licht, das sich flackernd auf und ab bewegt. „Strom zum Sehen und später auch zum Riechen“, erklärt Rasche der kleinen Gruppe, die um den sogenannten „Leistungsschalter“ herum steht, das Erlebnis für fast alle Sinne und räumt dann lachend ein: „Schmecken möchten wir den Strom aber lieber nicht.“

Die Besucherinnen und Besucher befinden sich in einem kleinen – aber feinen – Museum, in dem es schon mal knallt oder brizzelt: Bernd Rasche, der mehr als 50 Jahre in Diensten der Stadtwerke Velbert für die Stromversorgung der Stadt zuständig war, pflegt seit 2007 das Museum. Im Rahmen der „Aktion WAZ öffnet Pforten“ erzählte er den Leserinnen und Lesern dieser Zeitung Geschichten und Anekdoten über die Versorgung früher und heute.

Im UW3 an der Mettmanner Straße in Velbert kommen 110.000 Volt an

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An der ersten Station der Führung geht kein Weg vorbei: Vor dem unscheinbaren Museum, das sich auf dem ehemaligen Gelände der ersten Velberter Gasanstalt befindet, wurde in den 1960er-Jahren das Umspannwerk aufgebaut. Kenner – wie Bernd Rasche – sprechen kurz vom UW3, dem Werk an der Mettmanner Straße. Im UW3 kommen 110.000 Volt an, die strahlenförmig in 10.000 Volt transformiert an die umliegenden Straßen fließen. „Seit 2010 steht hier der 60 Tonnen schwere Transformator“, erklärt der Stromhistoriker und deutet auf einen großen surrenden Kasten.

Fotogalerie: Das „Stadtwerke-Museum“ in Velbert – Teil 1

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Das kleine Museum, in dem es um die Stromversorgung in Velbert geht, befindet sich auf dem Gelände des Umspannwerks an der Mettmanner Straße.
Das kleine Museum, in dem es um die Stromversorgung in Velbert geht, befindet sich auf dem Gelände des Umspannwerks an der Mettmanner Straße. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Im Museum sind viele Exponate aus unterschiedlichen Zeitepochen der Stromversorgung in Velbert zu sehen. Dieses Exponat stammt von einer Walzenstraße der Kupfer- und Messingwerke in Langenberg.
Im Museum sind viele Exponate aus unterschiedlichen Zeitepochen der Stromversorgung in Velbert zu sehen. Dieses Exponat stammt von einer Walzenstraße der Kupfer- und Messingwerke in Langenberg. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Bernd Rasche hat die WAZ-Leserinnen und -Leser durch das kleine „Stadtwerke-Museum“ in Velbert geführt.
Bernd Rasche hat die WAZ-Leserinnen und -Leser durch das kleine „Stadtwerke-Museum“ in Velbert geführt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Diese Baumwurzel ist um ein Stromkabel herum gewachsen.
Diese Baumwurzel ist um ein Stromkabel herum gewachsen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Wer sich für Strom, Elektrizität und die zugehörige Technik interessiert, kommt in dem Velberter Museum auf seine Kosten.
Wer sich für Strom, Elektrizität und die zugehörige Technik interessiert, kommt in dem Velberter Museum auf seine Kosten. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Dass Strom lebensgefährlich sein kann, verdeutlicht dieses Warnschild.
Dass Strom lebensgefährlich sein kann, verdeutlicht dieses Warnschild. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Isolatoren im Museum der Stromversorgung in Velbert.
Isolatoren im Museum der Stromversorgung in Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Sicherungstafel im „Stadtwerke-Museum“ in Velbert.
Sicherungstafel im „Stadtwerke-Museum“ in Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Bernd Rasche führt kenntnisreich durch die Sammlung.
Bernd Rasche führt kenntnisreich durch die Sammlung. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
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Eine Zeitreise ins Jahr 1903: Als der Strom nach Velbert kam

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Die zweite Station der Führung ist das eigentliche Museum, das die Besucherinnen und Besucher, wie eine Zeitkapsel mit ins Jahr 1903 nimmt. „Über der Tür sehen sie den ersten Stromliefervertrag der Stadt Velbert“, Bernd Rasche deutet auf das Schriftstück, das auf den 27. März 1903 datiert ist.

Die WAZ-Leserinnen und -Leser, die aus Witten, Bochum, Duisburg, Essen und Spockhövel nach Velbert gekommen sind, hören gespannt zu und stellen Fragen zu den historischen Maschinen. Einige von ihnen sind selbst vom Fach. Einer von ihnen hat seine Lehre zunächst als Radio- und Fernsehtechniker gemacht und später Nachrichtentechnik im Bergbau in Bochum studiert. „Unter Tage habe ich dann zum Beispiel Lampen ausgewechselt“, erzählt er. Für die WAZ-Veranstaltung im Museum hat er sich beworben, weil er sich berufsbedingt für das Fach interessiert. Seine Frau ist als Begleiterin dabei. „Ich finde es wichtig sich damit auseinanderzusetzen, woher unser Strom kommt. Menschen möchten keine Windräder oder Stromspannungsmasten vor der Tür“, betont sie und fährt fort: „Strom kommt nun mal nicht nur aus der Steckdose.“

Bernd Rasche (r.) führte die Leserinnen und Leser der WAZ fachkundig durch die Sammlung des kleinen Museums, in dem sich alles um die Velberter Stromversorgung dreht.
Bernd Rasche (r.) führte die Leserinnen und Leser der WAZ fachkundig durch die Sammlung des kleinen Museums, in dem sich alles um die Velberter Stromversorgung dreht. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Belastung der Stromnetze wird immer höher

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Die Frage, wie wir zukünftig mit unserem Strom umgehen können bzw. müssen, beschäftigt auch Bernd Rasche. „Die Belastung der Netze wird durch E-Autos steigen. Vor 20 Jahren wurden Transformatoren zurückgebaut, heute brauchen wir wieder mehr.“ In der Stadt Velbert gebe es etwa 410 dieser Transformatoren, die 10.000 Volt aufnehmen und 320 Volt ausgeben können.

In dem Museum können die Besucherinnen und Besucher auch sehen, wie sich die Technik der Transformatoren im Laufe der Zeit geändert hat. Bernd Rasche steht vor einem der älteren Exemplare. „Die Anlage ist über 100 Jahre alt und früher arbeitete man ohne Visier und hatte höchstens einen Helm zum Schutz“, erklärt er, während er einen Kolben unter Anstrengung umlegt. So viel zur Arbeitssicherheit in den 1920er-Jahren. Dieser alte Helm – aber auch die anderen historischen Gegenstände und Maschinen – wurden in den vergangenen Jahren von Firmen und Privatpersonen gestiftet.

Fotogalerie: Das „Stadtwerke-Museum“ in Velbert – Teil 2

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Die Leserinnen und Leser der WAZ wurden durch das „Strom-Museum“ in Velbert geführt.
Die Leserinnen und Leser der WAZ wurden durch das „Strom-Museum“ in Velbert geführt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Eine 10.000-Volt-Leitung im Velberter Museum.
Eine 10.000-Volt-Leitung im Velberter Museum. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Die WAZ hatte für die interessierten Leserinnen und Leser die Pforten des Museums geöffnet.
Die WAZ hatte für die interessierten Leserinnen und Leser die Pforten des Museums geöffnet. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Ein Isolator für 100.000 Volt im kleinen Museum der Stadtwerke in Velbert.
Ein Isolator für 100.000 Volt im kleinen Museum der Stadtwerke in Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Bernd Rasche, gelernter Starkstromelektriker und viele Jahre in Diensten der Stadtwerke Velbert, kennt jedes Ausstellungsstück und viele Details zur Geschichte der Stromversorgung.
Bernd Rasche, gelernter Starkstromelektriker und viele Jahre in Diensten der Stadtwerke Velbert, kennt jedes Ausstellungsstück und viele Details zur Geschichte der Stromversorgung. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Bernd Rasche zeigt den WAZ-Leserinnen und Lesern eine 250- Ampere-Leitung.
Bernd Rasche zeigt den WAZ-Leserinnen und Lesern eine 250- Ampere-Leitung. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Bernd Rasche führt im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ durch das kleine Museum.
Bernd Rasche führt im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ durch das kleine Museum. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Bernd Rasche war viele Jahre für das Netz der Stadtwerke Velbert verantwortlich. Mittlerweile ist er in Rente – die Leidenschaft für Elektrizität und die Versorgung der Stadt Velbert mit Strom ist geblieben.
Bernd Rasche war viele Jahre für das Netz der Stadtwerke Velbert verantwortlich. Mittlerweile ist er in Rente – die Leidenschaft für Elektrizität und die Versorgung der Stadt Velbert mit Strom ist geblieben. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Sicherungstafel im Museum: Hier dreht sich alles um Strom.
Sicherungstafel im Museum: Hier dreht sich alles um Strom. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
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Das Museum ist ein ehrenamtliches Projekt: Gemeinsam mit seinem Kollegen Frank Körber, der bis zu seiner Pensionierung unter anderem als Leiter Netzservice bei den Stadtwerken ebenfalls für die Stromversorgung in Velbert zuständig war, hält Bernd Rasche die Anlagen in Schuss. So auch den funkensprühenden Leistungsschalter. „Meine Monteure haben die gestiftete Anlage für das Museum restauriert“, erinnert er sich.

Stickstoffdruck sorgt dafür, dass Schäden schnell gefunden werden

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Im Museum können auch Blicke in Stromkabel geworfen werden. Frank Körber deutet auf eine aufgeschnittene Leitung: „Die Leitungen sind mit einem Stickstoffdruck von 16 Bar gesichert. Mit dem Druck kann die Form des Kabels gehalten werden – und wenn bei Baustellenarbeiten eine Leitung getroffen wird und der Druck sinkt, können wir den Unfall schneller lokalisieren.“

Nach der Führung durch das kleine Museum stehen die Besucherinnen und Besucher im Kreis und tauschen sich über das Gesehene aus. Marcus Roweda aus Sprockhövel, der selbst Elektroingenieur ist, betont: „Ich arbeite im Niedrigspannungsbereich, doch über die historischen Anlagen habe ich heute Neues gelernt.“

>>> Das Museum

Seit 2007 befindet sich das Museum an der Mettmanner Straße 3 in Velbert.

Bernd Rasche und Frank Körber halten die gestifteten Anlagen in Schuss.

Termine für einen Besuch können per Mail (bernd.rasche65@gmail.com) oder telefonisch unter 0151  40 06 75 07 vereinbart werden.