Im Sicherheitsbereich eines Stadtwerke-Umspannwerks ist ein kleines, feines Museum versteckt. Der Sammler und Fachmann Bernd Rasche kennt zu jedem Bauteil spannende Geschichten.
Bernd Rasche dreht den Schlüssel um, öffnet die Tür und geleitet in das weit und breit wahrscheinlich unbekannteste, zudem noch bestens versteckte Technikmuseum. Gleich vorn flackert schummerig eine Kerze, hinten an der Wand glimmt stimmungsvoll heimelig eine Gaslaterne. Doch dann drückt Rasche auf den Lichtschalter, grelles Licht erhellt den gesamten Raum. Strom, das darf man unterstellen, gibt’s hier zur Genüge. Denn die Sammlung, die so etliche Jahrzehnte „Stadtwerke-Velbert-Strom-Geschichte(n)“ beinhaltet, befindet sich auf dem Gelände des Umspannwerks 3 – von stadtweit vieren – an der Mettmanner Straße. Es steht dort schon seit 1965.
110 000 Volt kommen per Erdkabel aus Wuppertal und Kupferdreh, werden auf 10 000 Volt umtransformiert, gehen anschließend in 10-KV-Schaltanlagen und weiter in die hundertfach in Velbert verteilten Netz- bzw. Trafostationen. Das Umspannwerk befindet sich auf historischem Boden: Einst stand hier das Gaswerk; der Koks rollte über einen Schienenabzweig vom ersten Velberter Bahnhof an, erzählt Rasche.
2007 hat sich der gelernte Starkstromelektriker, der heute die Werkstatt Netzservice leitet, den rund 100 m² großen Ex-Schaltraum „unter den Nagel gerissen“. Die Leute der Stadtwerke-Werkstatt haben – meist nach Feierabend – beim Ausbau mit Hand angelegt, und endlich konnte Rasche das alles in einem Raum unterbringen, was er zuvor in Form mehrerer kleiner Lager gehortet hatte. Fast alles muss es richtig heißen, denn der „Jäger und Sammler“ (Rasche über Rasche) könnte locker die vierfache Fläche brauchen: „Die Keller sind voll. Und es kommen ja immer noch alte Bauteile hinzu.“
Zu sehen sind z. B. Hausanschlusskästen, eine Marmor-Sicherungstafel, Stromzähler diverser Generationen, FI-Schalter gegen Überspannung groß wie eine Wanduhr (heute klein wie eine Zigarettenschachtel), eine kleinere Telefonabteilung, Messgeräte nebst ihrer Werkstatt, Kabel(anschluss)technik – 1928 noch mit Papier umwickelt und von Blei umhüllt –, oder auch eine dicke Wurzel, die sich in ein Bündel von 10-KV-Kabeln reingemogelt hat und dort gewaltig gewuchert ist.
Manchem Teil hinterhergeweint
Vieles hat der Sammler von Velberter Firmen sowie Elektro-Installateuren bekommen. Zudem gibt’s Fotos, Bücher, Planwerke, alte Verträge, Tafeln mit Anleitungen und Sicherheitsvorschriften. Das älteste Exponat ist von 1895. „Ich kann zu jedem Bauteil ein paar spannende Geschichten erzählen.“
„Erste Teile habe ich noch weggeschmissen“, erinnert sich der Stadtwerker, „und heute weine ich denen hinterher.“ Das „Highlight“ ist für Rasche ein beeindruckend voluminöser Leistungsschalter, den er extra im Stockdunkeln präsentiert: Es knallt gewaltig und brizzelt gehörig – fast ein wenig so wie in einem Frankenstein-Film.
Zum 125. Jubiläum der Stadtwerke in diesem Jahr wird’s wohl nichts mehr werden, aber Rasche hält eigentlich Ausschau nach einer Alternative, um die Sammlung besser präsentieren zu können: „Das Gebäude sollte vom Stil her schon passen, und eine Gastronomie hätte ich auch gerne dabei.“
Wer den „Museumsstandort UW 3 Mettmanner Str.“ kennenlernen will, kann anrufen: 02051/988-222. Wenn’s die Arbeit erlaubt, macht Bernd Rasche was möglich.