Neviges. Die Küsterin der ev.-reformierten Kirchengemeinde in Velbert-Neviges sagt nach 20 Jahren „Tschüss“. Und setzt fort, was ihr wichtig ist.

Nein, einen schöneren Ort zum Leben als den Kirchplatz kann sich Birgit Dywicki nicht vorstellen. Die hübschen bergischen Häuser, eng aneinander geschmiegt, und natürlich ihre geliebte Stadtkirche direkt vor der Nase. Die sperrt sie auch nach wie vor für jeden auf, der hier einen Blick hereinwerfen möchte, freut sich, wenn Besucher sich für das schlicht-klare gotische Gotteshaus interessieren. Doch dass sie jetzt auch mal spontan mit Ehemann Frank ins Blaue düsen kann, ohne sich einen Kopf machen zu müssen, ob auch wirklich alles vorbereitet ist für den Gottesdienst – „ja, darauf freue ich mich sehr“. Nach 22 Jahren geht Birgit Dywicky, Küsterin der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde, am 30. Juni in den Ruhestand.

Hilfe beim Besuchsdienst

Ein Duo als Nachfolge

Als Nachfolger übernehmen Jörg Sindt und Stephan Schnautz jetzt die Aufgaben der langjährigen Küsterin Birgit Dywicki.

Jörg Sindt ist Mitglied des Presbyteriums und hier zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Nach einer Einarbeitung sei für ihn klar: Die Küsterstelle mache ihm Spaß, er freue sich auf seinen ersten Gottesdienst am Sonntag in der Stadtkirche.

Stephan Schnautz hatte in der Gemeinde bereits mit Dr. Britta Burkhardt den Schulgottesdienst im Siepen mitgestaltet, in der Corona-Pandemie als Video-Gottesdienst. Unter anderem war Stephan Schnautz engagiert bei der Sanierung des Gemeindehauses Siebeneicker Straße.

Das Aufziehen der Kirchenuhr zwei Mal wöchentlich gehört bereits seit einiger Zeit zu ihren gemeinsamen Aufgaben.

Doch so ganz „Tschüss“ sagt Birgit Dywicki der Gemeinde zum Glück nicht. Nicht nur, dass auch in Zukunft an der Schautafel vor der Kirche der Hinweis steht, man könne einfach bei ihr klingeln, wenn man einen Blick in die Kirche werfen möchte. Ehrenamtlich will sie zum Beispiel weiter beim Besuchsdienst helfen; hier bekommen Senioren auch persönliche Glückwünsche zum Geburtstag. Oder im Herbst das Frauenfrühstück mitorganisieren, das nach der Corona-Pause wohl wieder starten kann.

Die „Deko-Queen“ schmückt weiter

„Und als unsere Deko-Queen für Nummer Fünf bleibst du uns hoffentlich auch erhalten?“ wirft Dr. Britta Burkhardt ein, die als engagiertes Gemeindemitglied auch einen Kirchen-Info-Flyer entworfen hat. Birgit Dywicki lacht, schaut hinauf zu den Fenstern des schmucken Hauses Kirchplatz Nr. 5, die sie immer dekoriert. Das Gebäude ist zwar inzwischen im Privatbesitz des Architekten Martin Straßen, die Gemeinde kann es aber nach wie vor als Treffpunkt nutzen. „Jaja, das mach ich alles weiter, ich bleibe ja mit dem Herzen dabei.“

Dabei hatte sie bis zu ihrem Umzug 1987 nach Neviges „so gar nichts mit Kirche am Hut“, wie die gebürtige Wuppertalerin frei von der Leber sagt. Damals kam sie der Liebe wegen nach Neviges, Ehemann Frank lebte hier, und als sie den Kirchplatz, ihren neuen Wohnort, gesehen habe, sei sie sofort hin und weg gewesen. „Die Vorstellung, hier Kinder groß zu ziehen, eine Familie zu gründen, die fand ich einfach toll.“

Die Nachbarin war ein Segen

Ein Duo als Nachfolge

Als Nachfolger übernehmen Jörg Sindt und Stephan Schnautz jetzt die Aufgaben der langjährigen Küsterin Birgit Dywicki.

Jörg Sindt ist Mitglied des Presbyteriums und hier zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Nach einer Einarbeitung sei für ihn klar: Die Küsterstelle mache ihm Spaß, er freue sich auf seinen ersten Gottesdienst am Sonntag in der Stadtkirche.

Stephan Schnautz hatte in der Gemeinde bereits mit Dr. Britta Burkhardt den Schulgottesdienst im Siepen mitgestaltet, in der Corona-Pandemie als Video-Gottesdienst. Unter anderem war Stephan Schnautz engagiert bei der Sanierung des Gemeindehauses Siebeneicker Straße.

Das Aufziehen der Kirchenuhr zwei Mal wöchentlich gehört bereits seit einiger Zeit zu ihren gemeinsamen Aufgaben.

Als wahrer Segen und wegweisend für ihr weiteres Lebens erwies sich die unmittelbare Nachbarschaft: „Da wohnte die damalige Küsterin Liesel Heimann. Wir hatten uns angefreundet, dann nahm mich Frau Heimann mal mit in den Hauskreis.“ Gemeinsam Bibel zu lesen, zu singen, überhaupt diese ganze Gemeinschaft, all das habe ihr damals gefallen. „Dann habe ich mich entschieden, im Glauben zu leben. Das war wohl alles so geführt und geleitet, sollte so sein.“

Traubensaft für das Abendmahl

Auch die genaue Vorbereitung des Abendmahls gehörte zu den Aufgaben der langjährigen Küsterin Birgit Dywicki.
Auch die genaue Vorbereitung des Abendmahls gehörte zu den Aufgaben der langjährigen Küsterin Birgit Dywicki. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Und als Liesel Heimann – die Familie ist später weggezogen in den Westerwald – anfragte, ob sie während ihres Urlaubs nicht ab und zu in der Kirche nach dem Rechten sehen könnte, war danach schnell alles klar: „1999 war ich erst Teilzeit-Küsterin, ab 2002 dann voll.“ 22 Jahre lang sorgte sie unter anderem dafür, dass alles bereit lag für den Gottesdienst, genug Traubensaft für das Abendmahl da war, die Lieder in der richtigen Reihenfolge vorlagen. „Man telefoniert vorher mit dem Pfarrer. Früher wurden die Lied-Nummern eingesteckt, seit Corona läuft das über Beamer.“ Bei Taufen stellte sie das tragbare Taufbecken in Position, nicht zu vergessen das Läuten der Kirchenglocken: „Das Anstellen der Glocke ist nach wie vor Handarbeit.“ Vieles könne man auch programmieren, „aber es kann ja immer mal was dazwischen kommen“.

Zeit für Ausflüge

In 22 Jahren, da habe sie doch auch bestimmt mal die ein oder andere Überraschung oder vielleicht auch Panne erlebt? Birgit Dywicki denkt kurz nach, „nein, da fällt mir spontan nichts ein“. Und Dr. Britta Burkhardt liefert auch gleich eine mögliche Erklärung. „Wenn Birgit da war, dann wussten wir: es läuft.“ Da auch Ehemann Frank in den Ruhestand geht, freut sich die langjährige Küsterin jetzt auf gemeinsame Ausflüge, zum Beispiel zu den erwachsenen Söhnen, von denen einer in Dresden lebt. „Ich liebe auch Gesellschaftsspiele. Und ich hab so viele Puzzles, die kann ich jetzt endlich mal machen.“ Es sei denn, es bimmelt an der Haustür und jemand möchte sich die Stadtkirche anschauen – dann weiß Birgit Dywicki noch immer, wo der Schlüssel liegt.