Velbert-Mitte/Neviges. Der Bergische Geschichtsverein/Abteilung Velbert-Hardenberg macht eine neue Ausstellung. Es geht um Schloss und Burg Hardenberg. Und um mehr.

Die nächste Gast-Ausstellung des Bergischen Geschichtsvereins (BGV/Abteilung Velbert-Hardenberg) im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum, die zugleich auch die erste ihrer Art in dessen neuem Domizil ist, dreht sich um ein ganz besonderes Schloss im Velberter Stadtgebiet. Die Rede ist vom Schloss Hardenberg. Aber ebenso gut auch um die ehemalige Burg Hardenberg, einschließlich der zugehörigen archäologischen Aspekte. Das BGV-Team steckt bereits in den Vorbereitungen.

Schauplatz ist die Velberter Villa Herminghaus

Das Modell der historischen Höhenburg schlummert seit Jahren im Archiv. In der Ausstellung wird es wieder ins Rampenlicht gerückt.
Das Modell der historischen Höhenburg schlummert seit Jahren im Archiv. In der Ausstellung wird es wieder ins Rampenlicht gerückt. © Stadtarchiv | Stadtarchiv

Jürgen Lohbeck spricht von einer „eingespielten Kooperation“ zwischen dem federführenden BGV, dem Museum und dem Stadtarchiv, die nunmehr eine gut zweijährige, durch Neubau und Umzug des Industriemuseums bedingte Zwangspause hinter sich lässt. „2019 und 2020 lief nix“, sagt der Vereinsvorsitzende und erinnert an die letzte, bislang auch größte eigene Ausstellung „Velbert im Luftkrieg 1939 – 1945“, die wegen des Zuspruchs letztlich sogar noch verlängert wurde. Es war zwar eine Ausstellung über den Krieg, „vor allem aber eine gegen den Krieg“, wie Lohbeck (Konzeption) damals betont hatte. Vorangegangen waren ihr „Velbert – Industrie in der Stadt“ und „Velbert – einst bedeutender europäischer Gießereistandort“. Ort des Geschehens war jeweils das Forum Niederberg. Und nun folgt also die Premiere in der zum neuen Museum gehörenden Villa Herminghaus.

Dem Zeitgeschmack angepasst

„Wir sind in der glücklichen Lage, dass die bauliche Geschichte des Schlosses wirklich sehr sehr gut erforscht und dokumentiert ist“, erzählt Dr. Ulrich Morgenroth. Das Gebäude sei wiederholt dem Zeitgeschmack angepasst worden, erklärt der stv. BGV-Vorsitzende und Leiter des Stadtarchivs und nennt drei „Haupt-Phasen“: erst gotisches Herrenhaus, dann Renaissance-Schloss und schließlich Barock-Schloss. Flapsig ausgedrückt, fügt er launig hinzu, könne man das Ganze eigentlich auch unter die Überschrift „Kulturgeschichte des Pfuschs am Bau“ stellen. Die außerordentliche Bedeutung der Artillerie-Wehrgänge – gemeinhin Kasematten genannt – sei erst recht spät gebührend und richtig eingeordnet worden.

Idee ist schon länger in den Köpfen

Man habe sich bei den Ausstellungen bisher fast ausschließlich um Velbert-Mitte gekümmert und wolle nun auch mal in andere Stadtbezirke gehen, schildert Lohbeck die Überlegungen. Jetzt sei also Neviges an der Reihe, danach wieder Mitte und anschließend wende man sich Langenberg zu. Die aktuelle Idee sei gewiss schon seit anderthalb Jahren in den Köpfen, und man werde dabei verdeutlichen, „wie toll das Ensemble ist“ mit Burg, Schloss, Vorburg und Wehranlage. „Das ist noch nie richtig zusammenfassend dargestellt worden.“ Start ist voraussichtlich Anfang Dezember.

Leihgaben und Modell der Burg

Stationen der Ausstellung werden z. B. die Geschichte der Burg Hardenberg sein, die Ausgrabung von 1888 und die Bodenfunde von 1978. Zum Schloss-Kapitel gehören u. a. die Herrschaft und das Adelsgeschlecht Hardenberg, die Sanierung der Artillerie-Umwehrung 2013 - 2016 sowie Mythen und Legenden. Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege hat bereits Leihgaben für die eine oder andere Vitrine zugesagt, und es wird (zumindest) ein Modell der historischen Burg erneut zu Ehren kommen.

Wie das Original weiß verputzt

Jürgen Lohbeck (vorne) und Ulrich Morgenroth erläuterten beim Besuch in der WAZ-Redaktion die Konzeption und schilderten auch die Vorbereitungen für die neue Ausstellung.
Jürgen Lohbeck (vorne) und Ulrich Morgenroth erläuterten beim Besuch in der WAZ-Redaktion die Konzeption und schilderten auch die Vorbereitungen für die neue Ausstellung. © Sascha Döring | Sascha Döring

Das geht auf das gemeinsame Konto von Ulrich Morgenroth und Christoph Schotten, seinem Amtsvorgänger im Archiv. Der Archäologe und der Historiker haben sich vor gut zehn Jahren an den bis dato ersten Versuch gemacht, „die Burg in drei Dimensionen darzustellen, und zwar auf solider Grundlage“. Ergo musste ein Modell her. Ungefähr ein Meter mal ein Meter groß, der Turm ca. 30 Zentimeter hoch. Das Ganze wurde aus Kunststoffschaum CNC-gefräst von einem professionellen Modellbauer gefertigt und mit Gips verputzt. Schließlich war auch das Original einst weiß verputzt, das Dach mit Schiefer gedeckt. Das Werk soll die Anlage, von der heutzutage mehr zu erahnen als wirklich zu sehen ist und die eigentlich nur noch als Bodendenkmal existiert, detailgetreu zeigen. Aufbewahrt wird es seither im Archiv der Stadt.

Kaum noch Hinweise

Vor Ort deuten nur noch wenige Indizien auf die einstige Adelsburg hin, die Höhenburg Hardenberg ist im 13. Jahrhundert durch einen Brand zerstört worden. Oberhalb des Reiger Wegs, wo jetzt ein Wäldchen steht; damals nur mit einem einzigen Zugang aus Richtung des heutigen Tönisheide.

INFOBOX:

Die politische und kirchliche Geschichte erforschen

Die Wurzeln der hiesigen Abteilung reichen zurück bis zu dem 1863 in Elberfeld gegründeten Bergischen Geschichtsverein. Und zwar zwecks „Erforschung der politischen und der Kirchen-Geschichte der ehemaligen Herzogtümer Jülich, Cleve und Berg sowie der dazu gehörigen und angrenzenden Lande“. Heute ist der Gesamtverein mit etwa 4000 Mitgliedern deutschlandweit der größte regionale Geschichtsverein.

Den Doppelnamen „Velbert-Hardenberg“ trägt die Abteilung seit 1976; er steht nicht nur für den Umfang des historisch bedingten Vereinsgebietes, sondern deutet auch die geschichtliche Entwicklung des Vereins an. Derzeit hat die Abteilung rund 230 Mitglieder.