Velbert. . Der Bergische Geschichtsverein zeigt in einer Ausstellung alles rund um das Thema Gießereien. Zum Jahresprogramm 2017 gehört noch vieles mehr.

  • Der Bergische Geschichtsverein (BGV) stellt 2017 das Thema Gießereien in den Mittelpunkt
  • Im Juni präsentiert der Verein dazu eine Ausstellung im Velberter Schloss- und Beschlägemuseum
  • Die Vorsitzende Dr. Jutta Scheidsteger präsentiert 17 weitere Programmpunkte für das Jahr 2017

Eine Gießerei muss man hier in der Stadt mittlerweile fast schon mit der Lupe suchen. Dabei war Velbert ab Mitte des 19. Jahrhunderts „der europäische Gießereistandort schlechthin“, wie Dr. Jutta Scheidsteger ins Gedächtnis ruft. „Ihr“ Verein – die Unternehmerin ist erste Vorsitzende des Bergischen Geschichtsvereins (BGV/Abteilung Velbert-Hardenberg) – widmet jetzt seine nächste Ausstellung genau diesem Thema. Ende Juni eröffnet der Fachmann Jürgen Wesoly im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum „Velbert – einst europäischer Gießereistandort: Vom Gelbguss zum Eisen- und Leichtmetallguss“.

Eine historische Aufnahme einer Gießerei in Velbert. Foto: Uwe Möller
Eine historische Aufnahme einer Gießerei in Velbert. Foto: Uwe Möller

Die Ausstellung ist nur einer der insgesamt 18 Programmpunkte in diesem Kalenderjahr, von denen bis auf lediglich zwei alle vom Beirat und Vorstand selbst auf die Beine gestellt und durchgeführt werden. Für Scheidsteger nicht zuletzt ein Indiz dafür, wie lebendig und aktiv der Verein sei. Er habe aktuell rund 260 Mitglieder aus dem gesamten Stadtgebiet. Die Abteilung Velbert-Hardenberg wiederum ist einer von 14 Ortsverbänden des „großen“ BGV, der mit 3800 deutschlandweit der größte historische Verein ist.

Ausflug ins kaiserliche Exil

Der erste Vortrag findet bereits am 24. Januar statt. Morgen Abend referiert Rolf Knop um 19 Uhr, ebenfalls im Schloss- und Beschlägemuseum, über den Bergbau und die Industriegeschichte im Hespertal und Hefel.

Darüber hinaus gibt es übers Jahr Halbtagesfahrten – etwa ins Oberschlesische Landesmuseum –, Besichtigungen – z. B. des Stadtwerke-Museums sowie zum Thema „Reformation und Gegenreformation in Neviges“. Außerdem noch Vorträge, genealogische Stammtische und Tagestouren zum Beethoven- und Schumann-Museum sowie zum Haus Doorn, der niederländischen Exil-Residenz Kaiser Wilhelm II. Die diesjährige Mehrtages-Studienfahrt führt im August in die Eifel und Ardennen. Sämtliche Angebote stehen auch Nicht-Mitgliedern offen; Interessenten können sich online auf www.bgv-velbert-hardenberg.de informieren und orientieren.

Idee enstand bei der ersten Ausstellung

Die Idee zu der 2017er Ausstellung entstand übrigens bei der ersten BGV-Ausstellung überhaupt, die im Vorjahr zum Schlüsselfest an den Start ging. Ein Besucher von „Industriestadt Velbert – Industrie in der Stadt“, so erzählt Dr. Ulrich Morgenroth, habe enttäuscht angemerkt, dass er doch gehofft hätte, dort mehr über die Gießereien zu erfahren. „Das machen wir“, beschlossen der BGV-Vize, zugleich Museumsleiter, und Jutta Scheidsteger umgehend. Morgenroth berichtet, dass einst u. a. auch die zapfenförmigen Gewichte für Kuckucksuhren in Velbert gegossen wurden, weil man dafür die selben Formkästen wie für Schlüssel verwenden konnte.

Exemplarisch werden Firmen vorgestellt

Weitere Produkte waren beispielsweise Bremstrommeln, Fleischwölfe und Rohrverbindungsstücke. „Wir gehen der Gießerei-Geschichte nach, erklären die Technik wie Grau-, Gelb- und Temperguss, und wir stellen exemplarisch Firmen vor“, kündigt die BGV-Vorsitzende an. In diesem Zusammenhang lobt sie die enge Kooperation mit dem Museum, die das alles erst möglich mache. Sie sei jedoch keine Einbahnstraße: Wenn im Museum Not am Mann sei, wären BGV-Mitglieder zur Stelle und arbeiteten dort mit.

„Es ist wichtig zu wissen, woher wir kommen“

Warum man sich – in welcher Form auch immer – überhaupt mit Geschichte beschäftigen und auseinander setzen solle? Diese Frage beantwortet Ulrich Morgenroth prompt mit dem bekannten Isaac Newton-Zitat „Wir sind immer nur Zwerge, die auf den Schultern eines Riesen stehen“. Jutta Scheidsteger ist es grundsätzlich wichtig, zu wissen „woher wir kommen“. So sei Schloss und Beschlag eben nicht nur Vergangenheit, sondern zugleich auch Gegenwart und Zukunft.

Und da der BGV Präsens und Futur auch ganz konkret im Visier hat, will sich der Verein, der sich vor Jahren bekanntlich erfolgreich für den Erhalt der Villa Herminghaus stark gemacht hat, auch beim Umzug und Neubau des Museums sowie beim Nutzungskonzept fürs Forum Niederberg engagieren.