Velbert. . Burg Hardenberg als reines Phantasiegebilde

In der aktuellen Sonderausstellung „Für 5 Pfennig um die Welt“ im Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum hängt – neben vielen anderen – eine sehr alte, kolorierte Postkarte. Sie zeigt im Stil eines Nevigeser Neuschwanstein angeblich die alte Burg Hardenberg, ist jedoch untertitelt mit „Schloss Hardenberg“. Allerdings: Mit der Realität hat die Darstellung mal so überhaupt nichts zu tun. Denn erstens handelt es sich eindeutig nicht ums Schloss, und zweitens ist die Burg ein reines Phantasiegebilde.

Der Wirklichkeit wesentlich näher gekommen sind jetzt Stadtarchivar Christoph Schotten und Museumsleiter Dr. Ulrich Morgenroth. Der Historiker und der Archäologe machen einmal mehr mit viel Verve gemeinsame Sache. Ihr Impetus: der erste „Versuch, die Burg in drei Dimensionen darzustellen, und zwar auf solider Grundlage“. Im Klartext: Ein Modell soll her. Ungefähr ein Meter mal ein Meter groß, der Turm ca. 30 Zentimeter hoch. Das Ganze wird aus Kunststoffschaum – CNC-gefräst – von einem professionellen Modellbauer gefertigt und mit Gips verputzt. Denn auch das Original war einst weiß verputzt, das Dach mit Schiefer gedeckt. Das Werk soll die Anlage, von der heutzutage mehr zu erahnen als wirklich zu sehen ist und die eigentlich nur noch als Bodendenkmal existiert, detailgetreu zeigen. „So weit es wissenschaftlich haltbar und verantwortbar ist.“

Denn Schotten und Morgenroth haben zwar nicht auf eigene Faust neu geforscht, aber vorhandene Funde und Befunde neu gesichtet, aus- und bewertet, haben Einiges zusätzlich zusammengetragen. Mit dem Ergebnis, das es nun gilt, sich von manchen Mythen zu verabschieden. So ist der geheime Gang von der Burg hinunter bis zum Schloss eindeutig reines Hirngespinst, sind die Steine des Bauwerks erwiesenermaßen nicht zur Errichtung des späteren Schlosses verwendet worden.

Vor allem aber war die Höhenburg – der ursprüngliche Stammsitz der Herren von Hardenberg – keine bloße Fluchtburg, wie bisher immer gedacht, sondern ein ständiger Adelssitz. Lange Zeit hat dort z. B. Graf Hermann von Hardenberg gelebt, ein echter Kreuzritter. Als sehr ähnliches Gebäude vergleichbaren Typs existiert heute noch Burg Abenberg in Franken.

Hingegen deuten vor Ort nur noch wenige Indizien daraufhin, dass hier „phantastisch auf der Höhe gelegen“ (Schotten) einst eine Adelsburg war und im 13. Jahrhundert durch einen Brand zerstört worden ist. Oberhalb des Reiger Wegs, wo jetzt ein Wäldchen steht; damals nur mit einem einzigen Zugang aus Richtung des heutigen Tönisheide.

Die Höhenburg Hardenberg ist weitaus weniger im Bewusstsein der Bevölkerung verankert als das Schloss Hardenberg, das Wahrzeichen von Neviges schlechthin. Und gerade weil man ja über dieses Bodendenkmal nur so wenig wusste, war das der ideale Nährboden für geheimnisvolle Geschichten und zahlreiche Mythen. Christoph Schotten ergänzt: „Die Phantasie ist doch immer schöner als die Wirklichkeit.“