Langenberg. Zum Tag der Druckkunst haben die Velberter Künstlerinnen Käthe Wissmann und Monika Wellnitz Besuchern einen Einblick in ihre Arbeit gewährt.

„Endlich mal wieder Kunst“, freut sich eine Besucherin am Atelier „Kunstraum Schnittstelle“ in Nierenhof. Anlässlich des Tages der Druckkunst organisierten die beiden Künstlerinnen Käthe Wissmann und Monika Wellnitz in ihrem Atelier an der Bonsfelder Straße eine kleine Veranstaltung.

Nachdem die jährliche Aktion des auf Druckkunst spezialisierten Ateliers im vergangenen Jahr ausgefallen ist, dachten sich die beiden dieses Jahr: „Da können wir immerhin mal im Schaufenster zeigen, wie das bearbeitet wird.“

Arbeiten im Schaufenster

Die Künstlerinnen Monika Wellnitz und Käthe J.S. Wissmann: Zum Tag der Druckkunst haben sich die beiden eine besondere Aktion überlegt und durchgeführt.
Die Künstlerinnen Monika Wellnitz und Käthe J.S. Wissmann: Zum Tag der Druckkunst haben sich die beiden eine besondere Aktion überlegt und durchgeführt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Käthe Wissmann sitzt also im Schaufenster und präsentiert den vorbeigehenden Besuchern die Kunst des Holzschnitts. Konzentriert sitzt sie vor ihrer Arbeitsfläche. „Ich schneide das Motiv hier in die Holzplatte“, erläutert die hauptberufliche Künstlerin.

Anschließend wird das Motiv auf der Holzplatte mit Farbe eingewalzt und auf Papier gedruckt. Bedenken müsse sie, dass beim Drucken das Bild gespiegelt wird, erzählt sie. „Verkehrte Welt“ gilt im Kunstatelier Schnittstelle also sprichwörtlich.

Detailverliebte Holzschnitte

Man könnte glatt meinen, was gedruckt wird, ist schnell fertig, doch weit gefehlt. „So ein kleines Motiv wie dieses hier ist auch mal an einem Nachmittag fertig.“ In Käthe Wissmanns Worten klingt das fast schon schnell und auch kaum wirklich nach Arbeit.

Sie zeigt auf ein Papier, auf dem eine Straßenschlucht voller Menschen detailliert abgebildet ist. „Das hat deutlich länger gedauert.“ Wie lange genau, dass weiß sie aber auch nicht mehr. Die Detailverliebtheit in ihren Holzschnitten fasziniert.

Zwei Bilder stechen heraus

Die Holzschnitte bestechen durch Details – je nach Motiv dauert die Arbeit an einem Werk auch mal einige Tage.
Die Holzschnitte bestechen durch Details – je nach Motiv dauert die Arbeit an einem Werk auch mal einige Tage. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Aus einer erstellten Vorlage auf der Holzplatte können ganz viele Variationen entstehen. Das sieht man, wenn man einen Blick in den Ausstellungsraum wirft. Die verschiedensten Bilder sind zu sehen. Bunte Fische, abstrakte Formen und surreale Landschaften.

Zwei Bilder stechen besonders heraus. Sie zeigen in schwarz-weißen Konturen Menschen auf der Flucht, übertönt von einem roten Nebel. „Die gehören zu einer Ausstellung zum Thema Flucht, die wir vor einigen Jahren gemacht haben“, sagt Wissmann, während sie sich ebenfalls im Raum umschaut.

Eine andere Arbeit kombiniert die Drucktechnik mit dem Falten von Papier zu dreidimensionalen Formen. Monika Wellnitz erläutert: „Unser Schwerpunkt ist die Arbeit mit Papier.“ Eines der ausgestellten Werke beschäftigt sich mit Wissenschaftlerinnen, die zwar viel bewegt haben, jedoch in der breiten Bevölkerung ziemlich unbekannt sind. „So gefaltet sind sie kaum zu erkennen, aber trotzdem präsent“, erklärt Käthe Wissmann das Werk.

Ausstellung bis Ende März

Noch bis Ende März ist die Ausstellung mit den Holzdrucken im Atelier ausgestellt. „Dann werden wir die Auslage verändern“, so Monika Wellnitz. Im April steht ein Projekt namens „Auf! Blühen!“ an. „Da wollen wir dann sehr optimistische Motive, die Mut verbreiten ausstellen“, meint Wellnitz weiter.

Dem Druck und den Papierobjekten wollen die beiden „natürlich“ treu bleiben. Ebenfalls sei geplant im April wieder regelmäßige Öffnungszeiten anzubieten. Nähere Informationen dazu folgen aber noch in den kommenden Wochen.

Holzschnitt gibt es seit 600 Jahren in Europa

„Den klassischen Holzschnitt gibt es seit Ende des 14. Jahrhunderts“, erläutert Monika Wellnitz vor dem Schaufenster des Ateliers. Anfangs waren es vor allem Geistliche in süddeutschen Klöstern, die diese Kunstform praktizierten.

Seine Bedeutung zur Erstellung von Zeitschriften und Verbreitung anderer Texten verlor der Holzschnitt mit der Entwicklung des klassischen Buchdrucks durch Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert und der Erfindung neuer Verfahren zur Bildreproduktion im 19. Jahrhundert immer weiter. Seitdem ist er nur noch als eine Form der Kunst vertreten.

Den Hochdruck in ähnlicher Form gibt es jedoch schon wesentlich länger als den westlichen Holzschnitt. Das älteste noch erhaltene Beispiel stammt aus dem Jahr 868 und zeigt einen buddhistischen Text.