Langenberg. Das Begegnungszentrum Klippe 2 in Langenberg richtete mit der Kreispolizei ein Fahrsicherheitstraining „Pedelec“ für Menschen 55plus aus.

Neun Personen sitzen im Begegnungszentrum Klippe 2 am Tisch. Jeder stellt sich vor. Zwei von ihnen sind in Uniform: Detlef Friese, Polizeihauptkommissar und Susanne Wulf, Polizeioberkommissarin; beide ausgesendet von der Verkehrsprävention der Kreispolizeibehörde Mettmann.

Sieben Ü60-Jährige berichten von ihren Erlebnissen mit dem Pedelec – dem Fahrrad mit Hilfsmotor. Eine Vielzahl von Geschichten wird ausgetauscht. Darunter bisweilen auch Empörung über andere Verkehrsteilnehmer, überwiegend jedoch bewertungsfreie beziehungsweise selbstkritische Berichte.

Tückische Bremsen

Detlef Friese und Susanne Wulf von der Kreispolizei leiteten das Sicherheitstraining und gaben den Teilnehmenden wertvolle Tipps für den Umgang und den Gebrauch ihrer E-Fahrräder.
Detlef Friese und Susanne Wulf von der Kreispolizei leiteten das Sicherheitstraining und gaben den Teilnehmenden wertvolle Tipps für den Umgang und den Gebrauch ihrer E-Fahrräder. © Funke Foto Services | Diplom Grafik-Designerin Alexandra Roth

Die beiden Beamten hören zu, fragen nach und erklären. Ein vielseitiges Bild tut sich auf: Die eigene Unsicherheit kann genauso zu Unfällen führen wie Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer oder Ablenkung, Technik und Besonderheiten der Wegführung.

„Die Bremse ist tückisch“, betont Friese und erklärt: „Lässt man die Bremse los, ist man sofort einen Meter weiter.“ Klar wird auch, dass manche Unfälle nicht vermieden werden können, beispielsweise wenn andere Verkehrsteilnehmer unachtsam sind.

Das kann beispielsweise das zu dicht vorbeifahrende Auto sein, ein an der Flexi-Leine ausscherender Hund oder ein anderer Pedelec-Fahrer, der entspannt die Landschaft genießt, dabei zur Seite driftet und den überholenden Pedelec-Fahrer nicht bemerkt.

Konflikte im Straßenverkehr

Insgesamt sieben Damen und Herren haben das Angebot der Klippe 2 wahrgenommen und sich im Gebrauch ihrer Pedelecs schulen lassen. Der Praxisteil fand auf dem Schulhof des Gymnasiums statt.
Insgesamt sieben Damen und Herren haben das Angebot der Klippe 2 wahrgenommen und sich im Gebrauch ihrer Pedelecs schulen lassen. Der Praxisteil fand auf dem Schulhof des Gymnasiums statt. © Funke Foto Services | Diplom Grafik-Designerin Alexandra Roth

Großes Thema, der Panoramaradweg. Der heißt zwar Radweg, ist jedoch auch für Fußgänger und Kinderwagen-Schieber, Inlineskater oder Reiter freigegeben. Sportliche Rennradfahrer und Mountainbiker sind auf dem schmalen Streifen genauso unterwegs wie Pedelec-Liebhaber. Gerade an besonders schmalen Stellen wie die Saubrücke, kann es zu Unfällen kommen. Friese rezitiert dazu einen Unfall aus einem Polizeibericht.

„Vorbildlich“, lobten die Polizisten die Teilnehmenden – denn alle trugen zum Sicherheitstraining einen Helm.
„Vorbildlich“, lobten die Polizisten die Teilnehmenden – denn alle trugen zum Sicherheitstraining einen Helm. © Funke Foto Services | Diplom Grafik-Designerin Alexandra Roth

Susanne Wulf bringt es auf den Punkt: „Jeder möchte aus seinem Bereich den größten Freizeitwert haben.“ Sind wir Autofahrer, möchten wir schnell von A nach B kommen. Fahrradfahrer auf den Straßen sind dann manchmal ein Hindernis. Fahrradradfahrer, die einen urplötzlich als Fußgänger überholen, jagen denen ohne Vehikel einen Schecken ein. Kinder, die urplötzlich etwas am Rand entdecken, bleiben stehen und bücken sich, dass der Fahrradfahrer einkalkulieren sollte.

„Der Wohlfühlabstand zwischen Fahrrad und Auto ist gesetzlich vorgeschrieben“, wiederholt Friese. Einen Meter fünfzig innerhalb und zwei Meter außerhalb geschlossener Ortschaften. Die Teilnehmer wissen das.

Theorieteil wirkt fast therapeutisch

Für allen sieben Teilnehmer, trotz ihrer teils schweren Unfällen, bewirkt die erste Stunde Theorie so etwas wie Therapie. „Ich bin nicht allein mit meinen Erlebnissen und Gefühlen.“ In einem sind sie sich einig: Pedelec fahren macht Spaß und ist für die angeschlagenen Gelenke eine willkommene Erleichterung zum Fahrradfahren – besonders im Niederbergischen. So viel wie möglich ohne Unterstützung zu fahren bleibt Ziel.

Praxisübung auf dem Schulhof

Zur Praxis-Übung geht es auf das Gelände des Langenberger Gymnasiums. Polizeihauptkommissar Friese stellt einen Parkour auf. Mit den Teilnehmern geht er diesen ab. Das wirkt zunächst etwas übertrieben, ist es aber nicht. Die ersten Mutigen setzen sich auf ihr Zweirad und absolvieren die Hütchen-Strecke.

An manchen Stellen jedoch spüren sie selbst Unsicherheiten. Übung and Anweisung, wie „Der Blick führt den Lenker“, helfen. Währenddessen begutachtet Wulf ein Fahrrad, das alle Kriterien für Verkehrssicherheit erfüllt und klebt so etwas wie eine „TÜV-Plakette“ der Polizei darauf.

Versöhnlich die Worte von Polizeihauptkommissar Friese: „Früher habe ich geschaut, was die Menschen falsch machen. Seit ich in der Prävention arbeite, schaue ich, was sie alles richtig machen.“ Ein besonderes Lob: Alle tragen Helm, der 85 Prozent der Kopfverletzungen vermeidet. Erfolgreich und mit viel Lob für die Polizeibeamten endet das erste Pedelec-Fahrtraining in Velbert.

Weitere Bilder zum Training auf www.waz.de/Velbert.

Tipps kurz zusammengefasst

Hier sind die wichtigesten Tipps aus dem Workshop kurz zusammengefasst: Während der Fahrt kein abruptes Abbremsen; Klingeln, wenn andere überholt werden; Bordstein nur gerade anfahren; Hände immer am Lenker.

Wichtig auch: Helm tragen; Sattel so einstellen, dass mindestens die Fußspitzen den Boden berühren; im Zweifelsfall absteigen; Schulterblick; ggf. Spiegel nachrüsten; Licht anlassen; auffällige Kleidung tragen und regelmäßige Inspektion des Rades (Bremsen halten rund 2000 Kilometer).