Neviges. Die Kita „St. Mariä Empfängnis“ in Velbert-Neviges feiert 50-jähriges Bestehen. Die Leiterin schaut zurück auf „tausende Sternstunden“.

Fröhliches Geschnatter, die niedrigen Tische sind reich gedeckt, die „Bären“ müssen sich schließlich stärken, wenn es gleich in den Wald geht. Hier wird ein Joghurt verputzt, da ein Brot geschmiert, die Butterdose wird über den Tisch geschoben, zwischendurch muss ein Knirps unbedingt und jetzt sofort zur Toilette – und mittendrin, wie ein Fels in der Brandung, sitzt Heike Land, Leiterin der katholischen Kita „St, Mariä Empfängnis“. Der Geräuschpegel, das Gewusel, all das scheint an der 58-Jährigen abzuprallen. Seit 38 Jahren beginnt ihr Arbeitstag so turbulent – so lange schon ist sie Erzieherin in der Kita gegenüber dem Kloster, die sie seit 1989 auch leitet. So fröhlich, wie hier die Tage mit einem gemeinsamen Frühstück starten, war auch die Geburtstagsfeier zum 50-jährigen Bestehen der Einrichtung. Zum Kinderprogramm gehörte Sänger Heiko Fänger ebenso wie Schauspielerin Mareike Lenz, die ihr Programm „Honk und Hanna“ zeigte.

Gemütliche Geburtstagsfeier in der Nevigeser Kita

Das Team der Kita „St. Mariä Empfängnis“ mit der Leiterin Heike Land (2. von rechts) ist mit Herzblut bei der Sache.
Das Team der Kita „St. Mariä Empfängnis“ mit der Leiterin Heike Land (2. von rechts) ist mit Herzblut bei der Sache. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Wir hatten die Feier extra klein gehalten, nur mit den Kindern, Eltern und Großeltern, man wusste ja lange nicht, ob man wegen der Corona-Situation überhaupt etwas machen kann“, sagt Heike Land, die nicht müde wird, zu betonen: Dass sie auch nach so viel Jahren noch immer mit der gleichen Begeisterung dabei sei, liege auch „an dem tollen Team hier“. Zur gemütlichen Geburtstagsfeier kamen auch Abbé Thomas vorbei, der das Logo zum Jubiläum segnete, sowie Andrea Rehrmann, Verwaltungsleiterin der Gemeinde Maria, Königin des Friedens, Bürgermeister Dirk Lukrafka, Guido Häger, Vorsitzender des Kirchenvorstandes, Tekla Lukannek, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates und Kollegin Sabine Zeugpfang-Hüttel, Leiterin der Kita St. Antonius in Tönisheide.

Vorstellungsgespräch ist noch präsent

Am Anfang standen die „Armen Schulschwestern“

In der Kindertagesstätte St. Mariä Empfängnis sind zurzeit sieben Erzieherinnen beschäftigt, davon die meisten in Teilzeit.

Zur Historie: Die Baronin von Wendt, geb. Gräfin Ansembourg, machte 1861 den „Armen Schulschwestern“ eine Stiftung, aus der 1888 der Kindergarten an der früheren „Kaffeewasserstraße“ hervorging.

Die Schwestern hatten 84 Jahre die Leitung inne. Als 1972 der Neubau des Architekten Prof. Gottfried Böhm fertig war, als Teil des Gesamtensembles zum Dom und Pilgersaal, verließen die Schwestern Neviges.

Träger der Kita ist die katholische Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens. Für die 44 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren gibt es jeden Morgen ein Frühstück sowie ein in der Einrichtung zubereitetes Mittagessen.

„Die Idee zum Logo ist schon vor Jahren mal auf einem Betriebsausflug im Bus entstanden. Veronika Tassioulas aus unserem Elternrat hat sich darum gekümmert, dass wir es jetzt auch richtig öffentlich zeigen können“, sagt Heike Land, die sich noch gut an ihr Vorstellungsgespräch im Sommer 1984 erinnern kann. „Das Pfarrbüro drüben war noch nicht umgebaut. Auch damals gab es einen Thomas, keinen Abbé, das war Pater Thomas“, erzählt sie gut gelaunt. „Der empfing mich in einem dunklen Raum mit gefühlt 100 Leuten. Ja, das war damals meine erste Stelle, und dann gleich fest und unbefristet. Ich gehöre ja zu den geburtenstarken Jahrgängen, das war wie ein Sechser im Lotto.“ Und ordentlich zu tun gab es: „70 Kinder in drei Gruppen, das war schon was. Leiterin war Fräulein Sträßer, wie alle nur sagten.“

Einen Traum erfüllt

Für die damals 20-Jährige ging damals ein Traum in Erfüllung. „Schon in unserer Kleingartenanlage in Wuppertal, als ich noch selbst Kind war, da war ich irgendwie immer die Anlaufstelle für die noch Kleineren.“ Und später in der Schule, da habe ein Eignungstest des Arbeitsamtes als ideale Berufe vorgeschlagen: Erzieherin oder Diakon. Eigentlich logisch, dass sie nach dem Abschluss in der Fachschule für Sozialpädagogik Jahre später in einer kirchlichen Kita landete – und hier auch nie mehr weg wollte. „In der Jugendzeit fand ich als Berufe auch Elektriker mal nett oder Schreiner“, so Heike Land lachend, und fügt auf Nachfrage hinzu. „Stimmt, so ganz unpraktisch bin ich nicht.“

In Kinder hineindenken

Heike Land ist eine Frau, die zupackt, großes Tamtam um ihre Person, das mag sie so wenig wie große Worte. Da wiegt es umso stärker, wenn sie in ihrer Jubiläumsrede von „tausenden Sternstunden“ spricht, die sie hier in der Kita erlebt habe, all die Kleinigkeiten, bei denen einem das Herz aufgehe. Noch immer liebe sie ihren Beruf mit turbulenten Arbeitstagen, die um 7 Uhr beginnen und um 16 Uhr enden, „von den 44 Kindern werden nur zwei mittags abgeholt“. Was man neben Geduld – und ja – Kinderliebe noch mitbringen müsse, um auch nach so vielen Jahren mit Begeisterung dabei zu sein? „Man muss sich in die Kinderebene hineindenken, man kann sicher vieles erlernen, aber das hat man oder nicht.“

Die Bürokratie nimmt zu

Ein bisschen schade findet sie, dass inzwischen ein erheblicher Teil des Arbeitsalltags dafür draufgehe, alle möglichen Vorgänge zu dokumentieren. „Konzepte hatten wir immer schon, aber im Kopf. Jetzt muss alles schriftlich festgehalten werden.“ Vor ihrer Bürotür wird es laut, die „Bären“ und „Hasen“, so heißen die Gruppen, warten ungeduldig darauf, gemeinsam die Geburtstagsgeschenke auszupacken. Unter anderem ein Paket rund ums Backen, mit Formen, Schürzen und Utensilien. Die Kinder quieken, quasseln, der Geräuschpegel ist enorm. Und Heike Land? Lächelt. „Macht mal Platz, jetzt geht’s los“