Neviges. Senioren und Kita-Kinder aus Velbert geben bei dem Projekt „Von 0 auf 100“ Einblicke in ihr Leben. Die gemeinsame Ausstellung macht allen Freude.
Keine Frage, Eleanas Lieblingsfarbe ist rot. Daher hat sie sich auch im knallroten Kleid gemalt, „finde ich schön“, sagt die Fünfjährige und zeigt stolz auf das große Selbstbildnis. Karlo treibt es bunt: blaue Hände, orangefarbene Füße, roter Leib. Dass Bennet gern Fußball spielt, ist unübersehbar und Elisabeth (6) mag es gern modisch ausgefallen: ein Strumpf auf dem Bild ist blau, der andere grün. Daneben „erzählt“ Käthe Arnst, die kürzlich fit ihren 101. Geburtstag gefeiert hat, mit diversen Fotos aus ihrem bewegten Leben. All das gehört zum Ergebnis des Generationen-übergreifenden Projektes „Von 0 auf 100“, zu sehen noch bis Ende März im Pfarrheim Glocke, Tönisheider Straße 8.
Team musste umplanen
Die Grundidee war ursprünglich, dass die Kinder der katholischen Kita St. Mariä Empfängnis mit den Seniorinnen und Senioren zusammentreffen. Die einen viel erzählen, vielleicht etwas vorlesen, die anderen singen, tanzen. Dass man sich begegnet, das Leben aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, rückblickend und am Anfang stehend. So lautete der Plan vor der Pandemie.
Dann mussten Julia Schneider und Corinna Kinnen, die den Glocken-Treff leiten und auch die Idee zu „Von 0 auf 100“ hatten, umplanen. Jede Gruppe leistete nun für sich einen Beitrag – was letztlich keiner schlimm fand. In Kooperation mit dem Familienzentrum Neviges-Mitte waren die Kinder eben nebenan in der Kita fleißig und freuen sich jetzt, dass ihre großen Bildnisse in der Glocke so toll zur Geltung kommen.
Selbstgenähte Kostüme
Und auch die „Oldies“ zogen prima mit, wie Julia Schneider bestätigt: „Die Leute kamen von selbst, hatten viele gute Ideen.“ Wie Sygun Büchsenschütz, die ihr Leben mittels Aufklebern und Fotos erzählt. „Ich bin immer gern gereist, daher der Koffer.“ Und der gemalte Rollstuhl? „Ich hab früher in der Altenpflege gearbeitet“, erzählt die 78-Jährige. „Doch, das hier war interessant, ich hab da gern mitgemacht“, sagt auch Antje Grotegut, 79 Jahre alt, und zeigt auf ein Foto aus dem Karneval: „Alles selbst genäht.“ Die Nevigeserin setzt im Leben auf Diplomatie, wie ihr Spruch auf dem Papier besagt: „Alles, was du sagst, muss wahr sein. Aber nicht alles, was wahr ist, musst du sagen.“
Karneval und Kirche
Ausstellung ist bis Ende März zu sehen
Die gemeinsam von Kindern und Senioren gestaltete Ausstellung „Von 0 auf 100“ ist noch bis zum 31. März im Pfarrheim Glocke, Tönisheider Straße 8, zu sehen. Die Öffnungszeiten lauten: Montag von 14 bis 16 Uhr, Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 17 Uhr und Freitag von 10 bis 14 Uhr.
Basis der Ausstellung „Von 0 auf 100“ ist die ausgeliehene Wanderausstellung „100 Jahre Leben“ des Kölner Diözesan-Caritasverbandes: Die Fotografin Nathalie Dampmann hat dafür Hundertjährige aus diversen Pflege-Einrichtungen der Caritas porträtiert.
Zu jedem Portrait gibt es persönliche Texte, ein Lebensmotto. Lohnenswert ist auch der dort kostenfrei ausliegende Katalog „100 Jahre Leben“, in dem die Seniorinnen und Senioren ausführlich zu Wort kommen.
Ohne Karneval und Kirche kann sich auch Gertrud Hammes, die kürzlich 100 Jahre alt geworden ist, das Leben nicht vorstellen. Dass sich tief empfundene Religiosität und sprühende Lebensfreude prima ergänzen, dafür ist die muntere Seniorin das beste Beispiel. Kleine Fotos des Gnadenbildes und des Domes kleben in der Mitte, dazu der Spruch „Endlich wieder Fasching“, nicht zu vergessen „1 x die Woche Massage und Sauna“ und natürlich Gymnastik – all das hält jung. Die Malgruppe mit Barbara Bosch und Heike Pagen macht ebenso mit wie die 83-jährige Gisela Rosenberger. Die Gartenfreundin lässt es auf ihrem „Lebens-Papier“ ordentlich blühen, Fotos erzählen von einem großen Hobby. „Ich hab hier gern mitgemacht, das war mal was Neues.“