Kreis Mettmann. Der Mettmanner hat die Autos im Angebot, die die Herzen von Oldtimerfans höher schlagen lassen – vom königlichen Rolls-Royce bis zum Papst-Mobil.

Glänzender Chrom und poliertes Blech – das ist die Welt von Michael Fröhlich: „Jetzt mach ich den Kram tatsächlich schon 45 Jahre – hätt ich nie im Leben gedacht!“ So startet der Mettmanner Gebrauchtwagenhändler Michael Fröhlich ins Gespräch. Aber halt: „Ich verkaufe doch nicht einfach Gebrauchtwagen – ich erfülle Träume“, sagt er. Wie man das in eine passendere Berufsbezeichnung fassen könnte – da muss der 72-Jährige kurz überlegen: „Oldtimer-Fritze mit Leib und Seele.“ Am Ortsrand von Mettmann hat er seine Agentur für Oldtimer, die den Namen „Fantastische Fahrzeuge“ trägt.

In der Halle und dem gut mit einer Panzersperre gesicherten Hof an der Rudolf-Diesel-Straße stehen rund 250 Autos – die genaue Zahl weiß Fröhlich selbst nicht. Darunter ein offener Rolls-Royce, der einst Jagdwagen des marokkanischen Königs war (248.000 Euro), ein weißer Mercedes-Benz 300 in der Cabrio-Ausführung („Adenauer-Cabrio“), Baujahr 1956, gerade einmal 80.000 Kilometer gelaufen (348.850 Euro), ein „GAZ 21“ von 1959, der eine polierte Edelstahl-Karosserie erhalten hat, die einem stählernen Drachen nachempfunden ist (100.000 Euro), aber auch eine knallrote Ente von 1987 mit sagenhaften 29 PS (14.850 Euro).

Kraftwerk-Käfer, Vogts-Golf und Papst-Lincoln

Immer wieder verkauft Fröhlich, der oft als exzentrisch bezeichnet wird und sich ob seiner Art auch schon so manche negative Bewertung in Internetportalen eingefangen hat, die Autos von Prominenten – so den Käfer von „Kraftwerk“-Gründer Florian Schneider-Eisleben, den weißen Ford Lincoln von Papst Johannes Paul II oder ganz aktuell einen Golf II, an dessen Steuer einst Fußball-Weltmeister Berti Vogts saß.

Der Alvis TD 21 ist ein Oberklassefahrzeug des britischen Automobilherstellers Alvis Cars, das von 1958 bis 1964 in zwei Serien gefertigt wurde.
Der Alvis TD 21 ist ein Oberklassefahrzeug des britischen Automobilherstellers Alvis Cars, das von 1958 bis 1964 in zwei Serien gefertigt wurde. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Für Kommilitoninnen schraubte er besonders gern an Autos

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Dass sein Berufsleben so verläuft – daran war lange nicht zu denken. Als Kind kam Michael mit seinen Eltern von Berlin ins Rheinland. „Wir hatten nicht viel Geld“, sagt der heute 72-Jährige. „Ich habe mit Ach und Krach die Schule geschafft.“ Das schlimmste Fach? Mathe. Im Anschluss studierte Fröhlich Jura und Philosophie in Bochum. Dafür kaufte er sich „für ein paar Mark“ einen klapprigen, fast schrottreifen Citroën 2CV, an dem er so lange schraubte, bis er wieder fahrbereit war. Das erste Auto. Für Professoren und Kommilitonen – am liebsten aber Kommilitoninnen, „weil die sich immer sehr nett bedankt haben“ – reparierte er fortan Autos. „Das fand ich spannender, als Paragrafen zu pauken.“

Nicht nur große Straßenkreuzer hat Michael Fröhlich im Angebot, sondern auch einen „Topolino“ – das Mäuschen – wie der Fiat 500 liebevoll genannt wird.
Nicht nur große Straßenkreuzer hat Michael Fröhlich im Angebot, sondern auch einen „Topolino“ – das Mäuschen – wie der Fiat 500 liebevoll genannt wird. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Mit Mode verdiente Fröhlich „richtig, richtig gut“

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Michael Fröhlich träumte von der großen weiten Welt – von einem roten Jaguar E, wie ihn FBI-Agent Jerry Cotton in den gleichnamigen Kriminalromanen durch die Straßen New Yorks steuert. „Aber ich hatte nicht mal Geld für eine coole Lederjacke“, so Fröhlich. So kaufte er an einer Tankstelle Waschleder, zerschnitt ein Hemd und ließ sich von seiner Mutter in die Kunst des Nähens einweihen. Fertig war die Fransenjacke. In der Düsseldorfer Altstadt sprach ihn ein Boutiquenbesitzer an, dem die Jacke gefiel. „Mach mir mal zehn Stück davon.“ Michael Fröhlich machte. Plötzlich hatte er sechs Näherinnen und war Modedesigner und -hersteller. „Ich hab richtig, richtig gut verdient.“ Schnell stand der ersehnte Jaguar auf dem Hof, kurz danach ein dunkelroter Rolls-Royce Silver Shadow, den er dem Krupp-Erben Arndt von Bohlen und Halbach abkaufte.

Das „Stainless Steel Dragon Car“: Ein GAZ 21“ von 1959 hat eine polierte Edelstahl-Karosserie erhalten hat, die einem stählernen Drachen nachempfunden ist.
Das „Stainless Steel Dragon Car“: Ein GAZ 21“ von 1959 hat eine polierte Edelstahl-Karosserie erhalten hat, die einem stählernen Drachen nachempfunden ist. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Damit kurvte er über die Königsallee in Düsseldorf, kassierte Knöllchen wegen „übermäßiger Straßennutzung“. Fröhlich: „Ich bin halt ein Klischeearschloch.“ Mit einem Bekannten baute er einen Jaguar zu einem Rennauto um, nahm an Wettbewerben teil und gewann den „Großen Preis von Deutschland“ in der Oldtimer-Grand-Prix-Serie.

Der Sheriff ist in der Stadt: Mit diesem amerikanischen Polizeiwagen ist Michael Fröhlich privat unterwegs.
Der Sheriff ist in der Stadt: Mit diesem amerikanischen Polizeiwagen ist Michael Fröhlich privat unterwegs. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Das Schrauben machte ihm Freude, Geld verdiente er mit seinem Modelabel – an eine Tätigkeit als Anwalt verschwendete er längst keinen Gedanken mehr. Irgendwann hatte er die Idee, eine „Shelby Cobra“-Replika mit modernster Technik zu bauen. Damit fiel er auf den Straßen auf – und so wurde er zur Motorshow nach Essen eingeladen. Dort kam er mit Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg ins Gespräch, aber auch mit mit dem Ford-Motorsport-Team. Alle wollten seine Cobras. Nach Überweisung von einer Million Mark für zehn Autos mietete Fröhlich eine Halle in Düsseldorf an und legte los. Im Laufe der Zeit baute Fröhlich 113 Cobras.

Rund 250 Oldtimer und besondere Fahrzeuge hat Michael Fröhlich aktuell im Angebot.
Rund 250 Oldtimer und besondere Fahrzeuge hat Michael Fröhlich aktuell im Angebot. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Fröhlich führte fortan ein Teilzeit-Jetset-Leben: Haus an der Côte d’Azur, Speedboot, ein Model als Ehefrau. Auf der anderen Seite hatte er im Neandertal günstig ein Grundstück von den Rheinisch-Westfälischen Kalkwerken gekauft, wo er mit viel Eigenleistung ein Haus baute. Er bekam einen Sohn: Felix Fabian, der heute als erfolgreicher Comedian eine Fernsehshow in Los Angeles hat.

Bildergalerie: Zu Gast bei Michael Fröhlich

Einer von Michael Fröhlichs Schätzen: ein Bentley S1.
Einer von Michael Fröhlichs Schätzen: ein Bentley S1. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Einer von Michael Fröhlichs Schätzen: ein VW Bus T1.
Einer von Michael Fröhlichs Schätzen: ein VW Bus T1. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Auch einen Fiat 500 hat Michael Fröhlich im Angebot.
Auch einen Fiat 500 hat Michael Fröhlich im Angebot. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Ein Bentley S1 – bei Michael Fröhlichs Welt der fantastischen Fahrzeuge,
Ein Bentley S1 – bei Michael Fröhlichs Welt der fantastischen Fahrzeuge, © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Ein Aston Martin DB9.
Ein Aston Martin DB9. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Dicht an dicht stehen die Oldtimer in der Halle von Michael Fröhlich in Mettmann.
Dicht an dicht stehen die Oldtimer in der Halle von Michael Fröhlich in Mettmann. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Dieses Fahrzeug lässt das Herz von Jaguar-Fans höher schlagen.
Dieses Fahrzeug lässt das Herz von Jaguar-Fans höher schlagen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Ein Lincoln Continental Convertible V12.
Ein Lincoln Continental Convertible V12. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Ein Jaguar auf dem Gelände von Michael Fröhlich in Mettmann.
Ein Jaguar auf dem Gelände von Michael Fröhlich in Mettmann. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Ein Jaguar XK 120 OTS.
Ein Jaguar XK 120 OTS. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Mit diesem Rolls-Royce war Michael Fröhlich selbst viele Jahre unterwegs. Er wurde bei einem Feuer in seiner Düsseldorfer Werkstatt zerstört.
Mit diesem Rolls-Royce war Michael Fröhlich selbst viele Jahre unterwegs. Er wurde bei einem Feuer in seiner Düsseldorfer Werkstatt zerstört. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
Bei Michael Fröhlich findet wohl jeder Oldtimer-Fan das passende Fahrzeug.
Bei Michael Fröhlich findet wohl jeder Oldtimer-Fan das passende Fahrzeug. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller
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Die Ehe scheiterte. Und Cobras wurden irgendwann langweilig. „Dann habe ich immer mehr verrückte Autos gebaut – einen Golf mit 500 PS oder einen Opel Rekord mit Viper-Technik.“ So entstand nach und nach die Welt der fantastischen Fahrzeuge.

Das Elektroauto „Elektrus“: Michael Fröhlich hat es konstruiert und gebaut – aber dann schnell den Spaß daran verloren.
Das Elektroauto „Elektrus“: Michael Fröhlich hat es konstruiert und gebaut – aber dann schnell den Spaß daran verloren. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Das Geschäft läuft: „Die Autos kommen zu mir – nicht ich zu ihnen“, sagt er. Ans Aufhören denkt er auch mit 72 noch nicht. „Ich bin nie krank, mache nie Urlaub – vermutlich werde ich irgendwann tot umkippen, aber das ist ok, ich hab doch alles erlebt und mir alle Träume erfüllt.“ Privat ist er ruhiger geworden – genießt die Zeit mit seiner zweiten Frau, einem Ex-Model, die jetzt als promovierte Wissenschaftlerin tätig ist. „Ich pflege den Garten, gieße die Blumen – ich bin ein echter Spießer geworden.“

>>> Das E-Auto Elektrus

Michael Fröhlich stieg auch ins E-Auto-Geschäft ein, konstruierte den „Elektrus“, der im Sportwagen-Stil der 1960er-Jahre daherkommt, aber voll elektrisch fährt.

Schnell hatte er daran aber keinen Spaß mehr: „Ich mag den Sound der Oldtimer einfach mehr.“

Aktuell führt Fröhlich Verhandlungen mit einem chinesischen Unternehmen, das ihm die Rechte an dem Elektrus abkaufen will.