Velbert. Ein Gespräch mit der Velberter Pfarrerin Maret Schmerkotte über das Osterfest in der Kirche und daheim. Und über Leid, Hoffnung und Gottvertrauen

Der Pfarrberuf sei der Schönste aller Berufe, wenn es darum gehe, etwas von Gottes Botschaft und Liebe in die Welt hinein zu tragen. Das sagt Maret Schmerkotte, die diesen Beruf in zwei Gemeinden ausübt und lebt: mit je einer halben Stelle in der Ev. Kirchengemeinde Velbert und in der Gemeinde Velbert-Dalbecksbaum. Ihr Mann Martin ist ebenfalls Pfarrer; die Töchter, 20 und 24 Jahre alt, stecken in der Ausbildung. Maret Schmerkotte ist es wichtig, für christliche Inhalte alltagssprachliche, einfache Worte zu finden, „damit möglichst viele Menschen eine Beziehung zu Gott aufbauen können und nicht von Missverständnissen abgeschreckt werden“. WAZ-Redakteur Klaus Kahle sprach mit der Pfarrerin (noch 48), die Ostermontag Geburtstag hat, über das Osterfest und mehr.

Wie sieht Ihr ganz persönliches Osterfest aus?

Es beginnt damit, dass ich in der Osternacht – also am Samstag um 23 Uhr – in die dunkle Christuskirche zum Gottesdienst gehe. Und dann trägt ein Gemeindemitglied die Osterkerze herein, das ist für mich schon ein Auferstehungsgefühl, wenn das Dunkle durch das Licht überwunden wird.

Und wie sieht die Deko aus?

Klassischen Osterschmuck – also auch Häschen oder so etwas – werden Sie bei uns daheim vergeblich suchen.

Maret Schmerkotte feiert Gottesdienste in der Christuskirche, der Markuskirche, der Apostelkirche und – nach Abschluss der Sanierungsarbeiten – auch wieder in der Alten Kirche.
Maret Schmerkotte feiert Gottesdienste in der Christuskirche, der Markuskirche, der Apostelkirche und – nach Abschluss der Sanierungsarbeiten – auch wieder in der Alten Kirche. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Gibt’s bei Schmerkottes fest eingespielte Riten und Abläufe?

Ja, ein Ritual hat sich über all die Jahre gehalten. Unsere ältere Tochter besteht darauf, dass am Sonntag alle zusammen Ostereier verstecken und dann alle auf die Suche gehen. Dabei gibt’s richtig gemeine Verstecke.

Warum wird das höchste christliche Fest, bei dem es um nichts Geringeres als die Auferstehung Jesu Christi geht, eigentlich so sehr von Weihnachten überstrahlt?

Weihnachten ist eindeutig das große Familienfest. Ein Kind wird geboren, man beschenkt sich: Das lässt sich einfach gut feiern. Leiden, Sterben und Auferstehung ins heutige Leben zu übertragen ist hingegen viel schwieriger.

In dem Mittelpunkt Ihrer Predigt steht dieses Mal was?

Ostermontag gestaltet ein Team morgens um 11 Uhr die Feier in der Christuskirche. Es geht dabei viel um die Gefühle und Empfindungen rund um das Dunkel und das Licht, um das, was uns traurig stimmt und was unser Leben erhellt. Und die Kinder machen selbstverständlich mit. Aber ich will hier noch nicht zu viel verraten.

Im Familiengottesdienst in der Christuskirche geht’s am Ostermontag um Gefühle und Empfindungen rund um das Dunkel und das Licht.
Im Familiengottesdienst in der Christuskirche geht’s am Ostermontag um Gefühle und Empfindungen rund um das Dunkel und das Licht. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Kommen an diesen Feiertagen andere Menschen in den Gottesdienst als gewohnt?

Es kommen weniger als Weihnachten, aber auf jeden Fall mehr als an den üblichen Sonntagen. Aber die Tradition wurde ja zwei Jahre lang durch die Pandemie unterbrochen. Da bin ich jetzt selbst gespannt. Auch darauf, ob die Menschen das nun wieder aufleben lassen.

Vielen Menschen fällt es angesichts des Kriegs von Putin gegen die Ukraine schwer, ihr Gottvertrauen zu bewahren, geschweige denn Gottvertrauen zu gewinnen. Was sagen Sie ihnen?

Die Verantwortung dafür, was hier auf der Erde läuft und Schreckliches passiert, liegt allein bei uns Menschen. Gott ist ja keiner, der von oben draufhaut und dazwischen geht. Auch wenn wir uns das oft so wünschen. Karfreitag heißt schließlich auch, unter dem Kreuz stehen zu bleiben, das Leid auszuhalten und selbst darin Hoffnung zu entdecken. Gerade das Osterfest führt uns vor Augen, dass Jesus mit dem unendlichen Gottvertrauen gestorben ist, dass der Tod nicht das Letzte ist, sondern dahinter Gottes Liebe steht.

Zur Person

Maret Schmerkotte stammt aus Lübben (Spreewald) und hat später in Göttingen, Bonn und Greifswald studiert. In den Jahren 2000 bis 2013 haben die Eheleute Schmerkotte in der Ev. Kirchengemeinde Essen-Werden gearbeitet. Dort sind auch ihre Kinder groß geworden.

Seit 2013 leben und arbeiten Maret und Martin Schmerkotte hier in Velbert.

Die Evangelische Kirche hierzulande steht für strikten Gewaltverzicht. Ist es an der Zeit, diese Haltung zu korrigieren?

Ich bin da offengestanden in einem absoluten Zwiespalt. Ich glaube aber grundsätzlich, dass man mit Waffen keinen Frieden schaffen und mit Gewalt keinen Konflikt lösen kann. Und trotzdem halte ich es für richtig, dass wir die Ukrainer in jeder Hinsicht unterstützen.