Velbert-Mitte/Langenberg. Evangelische Gemeinden proben und praktizieren schon seit Monaten Alternativen zum Gewohnten. Das beflügele aber die Kreativität.

Es begab sich aber zu der Zeit, dass Weihnachten und Christi Geburt so ganz anders als bislang gewohnt gefeiert werden sollten. Genauer gesagt: müssen. Die Corona-Pandemie wirft allerdings nicht nur die eingeübten und traditionellen Abläufe beim Christfest über den Haufen, sondern überhaupt das übliche und normale Gemeindeleben in Velbert. Und dennoch gilt eine Feststellung: „Weihnachten findet statt“, sagt Jürgen Buchholz. „Egal ob mit 70 Leuten, oder ob es zwei zusammen feiern“, fügt der Pfarrer und Superintendent des ev. Kirchenkreises Niederberg hinzu.

Corona sei zugleich Brennglas und Verstärker, so Buchholz weiter. „Wir werden lernen, den digitalen Raum ernster zu nehmen und nicht nur als Notlösung zu verstehen.“ Ganz furchtbar sei jedoch, dass man keine Vesper-Kirche ausrichten könne. Man habe ein neues Format geplant, habe dieses Mal den Raum öffnen wollen, aber zuletzt seien ja in der Spitze 400 Leute dort gewesen. Einfach undenkbar in diesen Zeiten.

Ungewissheit ist ein Problem

Am schwierigsten sei eigentlich immer die Ungewissheit, ob man das, was man sich jeweils überlegt habe, auch wirklich werde so durchführen können, erzählt Maret Schmerkotte. Allerdings sei recht schnell klar gewesen, dass man die jährliche Tradition der Senioren-Adventsfeiern mit drei Veranstaltungen in Gemeindehäusern und je um die 200 Teilnehmer nicht machen könne. „Das finde ich schon ein bisschen frustrierend“, sagt die Pfarrerin der ev. Kirchengemeinde Velbert.

Das sei in Langenberg genauso, knüpft Volker Basse an. Also in diesem Fall keine Adventsfeiern in der Event-Kirche an zwei Tagen hintereinander „und in wirklich feierlichem Rahmen“. Die ersten Veranstaltungs-„Opfer“ seien die Gold- und Diamant-Konfirmationen gewesen, blickt der Langenberger Pfarrer zurück. Die Suche nach Alternativen dauere nun schon seit Monaten an.

Kleinere Aktionen laufen noch

Immerhin habe man noch kleinere Aktionen, so in der Kinder- und Jugendarbeit, mit maximal zehn Personen und unter sehr strengen Auflagen realisiert. Der Großteil laufe jedoch online – oder gar nicht mehr. Wobei seine Kollegin Schmerkotte den Herausforderungen ebenfalls durchaus etwas abgewinnen kann: „Corona hat auch einen Kreativitätsschub ausgelöst“, berichtet die 47-Jährige. Zum Beispiel wurden im Advent dann an die Senioren Briefe verschickt und teils auch persönlich verteilt.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Velbert verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter. +++

Kinder durften sich Weihnachtspäckchen bestellen, etwa mit einer Botschaft, einem Gruß oder einer CD. Und der lebendige Adventskalender, bei dem jeden Tag eine andere Gruppe vor dem großen Tannenbaum an der Christuskirche etwas präsentiert hätte, „ist perdu, den machen wir jetzt online“. Aber viele blühten auch einfach auf, wenn sie sich endlich wieder richtig präsentieren könnten.

Jeden Tag ein Online-Türchen

In Langenberg öffnet sich auch Tag für Tag ein neues Online-Türchen, „aber es gibt auch immer eine kleinere Nicht-Online-Aktion“, erzählt Volker Basse. Dabei liege irgendetwas bereit – zum Abholen, zum Antreffen oder es erklinge ein Gruß. Der Fahrplan mit dem Ablauf, so der 55-Jährige weiter, hänge in den allseits bekannten Schaukästen. Die Wunschbaumaktion funktioniere auch sogar wieder. Von den Mitarbeitern und Helfern hege eigentlich doch die Mehrzahl den Wunsch, dass zu Weihnachten gefeiert werde und etwas stattfinde. Und das passiert ja nun auch. Nicht nur in Langenberg. Viele von den Mitstreitern seien hochmotiviert, bestätigt und berichtet auch Maret Schmerkotte: „Es finden sich immer viele Helfer. Und es ist unglaublich, wie sich die Leute reinhängen.“

Corona verändert das Gemeindeleben

Das Gemeindeleben hat sich stark verändert.“ So lautet die Zwischenbilanz des Superintendenten mitten im zweiten Lockdown. Die Gemeinden bemühten sich, den Schaden möglichst gering zu halten: „Es werden welche auf der Strecke bleibe“, denkt Jürgen Buchholz. „Es entstehen aber auch neue Kontakte.“ Die Arbeit sei infolge Corona unheimlich anstrengend und kräftezehrend geworden.