Velbert. Das Velberter Begegnungszentrum „Info Point Ukraine“ hat die erste Woche hinter sich. Wir haben einen Vormittag dort verbracht: Was dort passiert.

Freitagmorgen, zehn Uhr. Der Info Point Ukraine im Gebäude des WBS-Trainingscenters an der Nevigeser Bernsaustraße hat vor einer Stunde geöffnet. Noch ist hier recht wenig los: Die runden Tische sind unbesetzt, nur zwei WBS-Mitarbeiterinnen sitzen an ihren Schreibtischen und sind in Videokonferenzen vertieft. Die Kaffeemaschine hingegen wartet sehnsüchtig darauf, endlich mal einen guten Cappuccino zubereiten zu dürfen; und auch die beiden Bananen auf der Küchenzeile sind noch unberührt. Im hinteren Teil des riesigen Raumes aber huschen Menschen über das frisch verlegte Parkett. Wir sind im Reich von Katharina Pozdneacov.

Die Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte arbeitet seit kurzem für die Integrationshilfe Langenberg (IHLA), die Träger des Info Points ist. Pozdneacov kommt ursprünglich aus Kasachstan, hat dazu ukrainische und litauische Wurzeln, spricht Russisch und lebt seit knapp 25 Jahren in Deutschland. „Ich bin hier, um alle grundsätzlichen Fragen mit den Menschen zu klären“, sagt sie. Und hilft den Geflüchteten aus der Ukraine jeden Tag von 9 bis 13 Uhr dabei, die Wege der deutschen Bürokratie zu erleuchten – denn die sind zuweilen unergründlich.

Velberter Flüchtlingshelfer beraten in allen Alltagsfragen

„In den ersten vier Tagen habe ich mehr als zehn Gruppen beraten“, erzählt Pozdneacov. Dabei gehe es um alles Mögliche, vor allem aber um Fragen der Arbeitserlaubnis. „Viele der Frauen haben zuhause in Make-Up- und Nagel-Studios gearbeitet“, sagt sie. „Ich helfe den Menschen, die Anträge auszufüllen, die sie brauchen.“ Für die 34-Jährige ist das gewissermaßen auch eine Reise in die eigene Vergangenheit: „Ich weiß selbst, wie sich Integration in Deutschland anfühlt.“

Katharina Renke und Katharina Pozdneacov wissen, welche Fragen Geflüchtete haben.
Katharina Renke und Katharina Pozdneacov wissen, welche Fragen Geflüchtete haben. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Es ist mittlerweile kurz vor zwölf: An einem kleinen runden Tisch direkt an der großen Fensterfront sitzt die junge Ukrainerin Yulia, die mit der IHLA-Kommunikationsbeauftragten Ann-Kathrin Schneider deutsche Wochentage lernt. Und siehe da: Die große Kaffeemaschine scheint auch zum Einsatz gekommen zu sein. Jedenfalls: „Ponedilok“ heißt – na, wissen Sie es? – „Montag“.

Helfen bei der Integration

Plötzlich – es ist kurz vor eins – öffnet sich die große glasige Eingangstür: Drei Frauen treten ein und laufen schnellen Schrittes auf Katharina Pozdneacov zu, die gerade dabei ist, mit Samer Mouhammad Büro-Ausstattung im Internet zu kaufen. Mouhammad arbeitet ehrenamtlich im Info Point, er ist einer jener Geflüchteter, denen die IHLA 2015 half und die nun bereits ein fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft sind. Pozdneacov wird später vielsagend erklären: „Die drei Frauen waren nicht begeistert.“

Worüber, verrät sie nicht. Es dürfte aber, das klingt an, mit Formalitäten und Regeln direkt aus dem Kernland der Bürokratie zusammenhängen. „Der Ärger ist auch irgendwie verständlich“, sagt Pozdneacov. „Mir macht das auch nichts aus, es geht ja nicht gegen mich.“ Und die meisten Menschen seien sowieso dankbar für die Unterstützung, die sie bekämen. „Sie sind verloren – und ich möchte, dass sie es schaffen, sich hier zu integrieren.“

IHLA sucht weiteren Raum

  • Die IHLA sucht einen weiteren Raum, den sie als Begegnungszentrum einrichten will. Wichtig wäre kurze fußläufige Lage zum „Info Point“ und integrierte Toiletten.
  • „Es ist schwierig, in Neviges noch etwas zu finden“, sagt der Vorsitzende Gero Sinha. Wer einen Raum zu vermieten hat, erreicht ihn unter 0176 64377078.