Neviges. „Von 0 auf 100“ heißt ein Projekt im Glockensaal in Velbert, das Senioren und Kita-Kinder gemeinsam gestalten – ohne sich dabei zu begegnen.
Aller guten Dinge sind drei: Zweimal schon musste der Start des Projektes „Von 0 auf 100“ abgesagt werden – die Corona-Zahlen waren einfach zu hoch. Dabei hatten sich alle so gefreut im März 2020, als diese Generationen-übergreifende und lebendige Ausstellung zum ersten Mal vorgestellt wurde: die Kinder der Kita St. Mariä Empfängnis ebenso wie die Senioren des „Glocken-Treffs“, dem Begegnungszentrum der katholischen Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens. Dass es jetzt im dritten Anlauf etwas wird und sogar schon läuft, liegt an der Kreativität und Flexibilität aller Beteiligen.
Basis ist eine Wanderausstellung
Am 10. März ist alles fertig
Bis zum 10. März soll „Von 0 auf 100“ fertig sein. Bis dahin wächst das Projekt, kann aber zu den Öffnungszeiten besichtigt werden. Senioren können ihre Ideen im Glocken-Treff los werden unter 02053 5341.
Nach dem 10. März ist „Von 0 auf 100“ noch etwa eine Woche lang zu sehen. Die katholische Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens ist Träger sowohl des Glocken-Treffs als auch der Kindertagesstätte St. Mariä Empfängnis.
War ursprünglich geplant, dass die Kinder in den Glocken-Treff kommen und die Senioren besuchen, dort Geschichten hören, gemeinsam singen, basteln und spielen, tauscht man sich jetzt eben aus, ohne sich zu begegnen. Der Trick: Beide Seiten gestalten getrennt eine gemeinsame Ausstellung. Die „Detektiv-Kinder“, so nennen sich hier Vorschulkinder, bereiten ihren Teil in ihrer Kita vor, die Senioren bei sich. Zusammengetragen wird das Ganze dann im Glocken-Saal, auf der Basis der ausgeliehenen Wanderausstellung „100 Jahre Leben“ des Kölner Diözesan-Caritasverbandes: Die Fotografin Nathalie Dampmann hat zehn Hundertjährige aus Pflege-Einrichtungen der Caritas porträtiert, dazu gibt es zehn persönliche Texte, die weit mehr sind als nur Lebensgeschichten.
Austausch ohne direkten Kontakt
„Oma, erzähl doch mal. Wie war das damals, als du jung warst?“ Kinder sind neugierig und Großeltern haben ja so viel zu erzählen. Und nehmen ihrerseits meistens großen Anteil daran, was bei ihren Enkeln so abläuft. Doch nicht jedes Kind hat das Glück, mit Großeltern aufzuwachsen. „Dabei ist der Austausch zwischen Alt und Jung nicht nur spannend, er macht auch beiden Seiten viel Spaß“, weiß Heike Land, Erzieherin und Leiterin der Kita St. Mariä Empfängnis, aus Erfahrung. Davon können auch Julia Schneider und Corinna Kinnen ein Lied singen, die zusammen den Glocken-Treff leiten. Und schon neugierig sind, was sich die Kinder und auch die „Oldies“ so alles einfallen lassen, damit „Von 0 auf 100“ in der Pandemie sicher gelingt und der Austausch genauso bunt und facettenreich wird wie ursprünglich geplant – nur eben ohne direkten Kontakt.
Kinder zeigen Lieblingsspiele
„Wir haben ganz viele Ideen, mal gucken, was letztlich geht. Unsere Detektiv-Kinder möchten sich zum Beispiel in Lebensgröße darstellen, mal mit Hut, manche Mädchen mit Rock, ganz wie sie wollen. Sie legen sich dazu auf ein Stück Pappe und werden ummalt“, erzählt Erzieherin Heike Land. Diese lebensgroßen Portraits könnten dann neben die großen Fotos der Hundertjährigen gestellt werden. Natürlich gehe es auch darum, wie Kinder leben, was sie zum Beispiel gern spielen. „Im Moment ist Mau-Mau der absolute Hit“, erzählt die Kita-Leiterin, aber auch das gute, alte Spiel „Zicke Zacke Hühnerkacke“ sei noch immer sehr beliebt. „Da könnte man das Deckblatt ausschneiden und aufkleben.“ Man wolle eben zeigen, was Kinder bewegt, wie sie „ticken“.
Jetzt sind die „Oldies“ gefragt
Während die Kinder bereits eifrig in der Kita malen, schneiden und kleben, sind jetzt die Seniorinnen und Senioren gefragt. „Man könnte auch etwas über den Beruf mitteilen, entweder aufschreiben oder auch basteln. Hat man das gerne gemacht, war es der Wunschberuf, oder musste man aus irgendwelchen Gründen vielleicht etwas ganz anderes machen“, schlägt Corinna Kinnen vom Glocken-Treff vor. Und die Kinder könnten dann ihrerseits malen, was sie später mal werden möchten. Oder das Thema Familie: Wie lebte eine Familie damals, wie heute?
100-Jährige kommt zu Wort
Worauf sich Julia Schneider und Corinna Kinnen besonders freuen: Auch eine Dame aus der Gemeinde, die Ende des Monats 100 wird und auf ein bewegtes Leben zurückblickt, soll vorgestellt werden: Jahrzehntelang prägte Gertrud Hammes das Leben in der katholischen Gemeinde, machte und tat und feierte auch gern, wie sich Corinna Kinnen erinnert. „Ich hab sie noch genau vor Augen, wie sie den Karneval organisierte, wow, das war wirklich immer unglaublich, diese Lebensfreude.“ Das Team will Gertrud Hammes, die sich auch immer freut, wenn einer der Abbés mal bei ihr vorbei schaut, in Kürze besuchen, alles aufschreiben und das Ergebnis dann bei „Von 0 auf 100“ präsentieren.
Wer Ideen hat, wie Senioren sich auf der Ausstellung darstellen könnten, etwa mit Fotos oder anderen Aktionen: Die Frauen vom Glocken-Treff haben stets ein offenes Ohr und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Öffnungszeiten des Glockentreffs, Tönisheider Straße 8: Montag von 14 bis 16 Uhr, Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, zu erreichen unter 02053 5341 oder per Mail: Glocken-Treff@neviges.de.