Langenberg. Schüler aus Velbert-Langenberg haben auf unterschiedliche Weise ein Zeichen für Frieden auf der Welt gesetzt: zu Fuß und musikalisch.

Die Nachrichten aus der Ukraine beschäftigen nicht nur Erwachsene: Auch junge Menschen setzen sich mit den Bildern auseinander, machen sich Gedanken über die Auswirkungen des Krieges, der so nah vor der eigenen Haustür stattfindet.

„Der Krieg war die ganze Zeit schon Thema bei uns“, sagt zum Beispiel Felix. Der 15-Jährige geht in die achte Klasse des Gymnasiums in Langenberg. „Wir machen uns schon Sorgen“, ergänzt Mitschüler Titus. „Die Truppen rücken vor, irgendwann werden sie die Ukraine ganz besetzt haben“, sagt der 14-Jährige.

Krieg ist Thema im Unterricht

Eindrucksvolles Zeichen: Sämtliche Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Langenberg nahmen an dem Friedensmarsch teil, begleitet vom Lehrerkollegium, einigen Eltern und lokalen Politikern.
Eindrucksvolles Zeichen: Sämtliche Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Langenberg nahmen an dem Friedensmarsch teil, begleitet vom Lehrerkollegium, einigen Eltern und lokalen Politikern. © Jochen Kraus

Aber, sagt Felix, „ich habe Vertrauen, dass der Krieg die EU nicht betreffen wird, dass Russland nicht in ein Nato-Land einmarschieren wird.“

Die Auswirkungen des Krieges seien dennoch ganz konkret zu spüren: „Die Menschen, die flüchten, kommen ja auch zu uns“, sagt Titus. Erste Schüler aus der Ukraine seien bereits am Gymnasium eingegliedert worden.

„Wir haben uns auch in verschiedenen Fächern mit dem Thema befasst“, ergänzt Paul (16) aus der Stufe Q1. In Geschichte etwa sei es um die Vergangenheit der beiden beteiligten Länder – Russland und Ukraine – gegangen, „auch in Sozialwissenschaften haben wir uns mit dem Krieg befasst.“ Super findet es Nicolas (13), dass „wir die Lehrer auch immer fragen können, wenn uns etwas beschäftigt“.

Idee zur Demo kam aus der Schülerschaft

Der Krieg in der Ukraine ist in allen Stufen am Gymnasium Langenberg Thema – sowohl im Unterricht als auch in privaten Gesprächen.
Der Krieg in der Ukraine ist in allen Stufen am Gymnasium Langenberg Thema – sowohl im Unterricht als auch in privaten Gesprächen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Und weil sich das durch alle Jahrgangsstufen zog, wuchs bei den Schülerinnen und Schülern das Bedürfnis, ein Zeichen zu setzen. „Ja“, sagt Schulleiter Markus Ueberholz, „die Idee, etwas zu machen, kam tatsächlich aus der Schülerschaft“. Zunächst sollte auf dem Sportplatz das Friedenszeichen gebildet werden, schließlich aber wurde die Aktion doch noch größer.

Sämtliche Schülerinnen und Schüler, begleitet vom Lehrerkollegium, einigen Eltern sowie lokalen Politikern zogen mit Plakaten, bunten Fahnen und Spruchbändern von Gymnasium aus Richtung Altstadt, über den Froweinplatz und wieder zurück.

Weitere Aktionen sollen folgen

„Wir haben uns dabei bewusst dazu entschieden, für den Frieden zu demonstrieren“, betont Markus Ueberholz, „und nicht gegen etwas oder jemanden“. Auch sei es generell um Frieden auf der Welt gegangen, nicht nur um die Ukraine. Auch wenn deren Landesfarben bei der Gestaltung der Plakate dominiert haben.

Angeführt von den fünften Klassen und begleitet von der Polizei zogen die Langenberger Gymnasiasten zunächst Richtung Altstadt und später dann wieder an der Schule vorbei zum Abschlussfoto auf den Sportplatz Nizzatal. Rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählte Schulleiter Markus Ueberholz.
Angeführt von den fünften Klassen und begleitet von der Polizei zogen die Langenberger Gymnasiasten zunächst Richtung Altstadt und später dann wieder an der Schule vorbei zum Abschlussfoto auf den Sportplatz Nizzatal. Rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählte Schulleiter Markus Ueberholz. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Wir haben uns außerdem bewusst dazu entschieden, die Demo während der Unterrichtszeit stattfinden zu lassen“, sagt der Schulleiter. „Denn in anderen Ländern bleibt Kindern und Jugendlichen aufgrund von Konflikten diese Möglichkeit gerade verwehrt.“

Zum Abschluss stellten sich die Schüler auf dem Sportplatz in Form des Friedenszeichens auf – obwohl die Aktionen damit noch nicht aufhören werden, sagt Schülersprecherin Paulina (19): „Wir haben noch einige Ideen in Planung, eine Choreographie zum Beispiel.“

Grundschüler „sind erschüttert“

Aktiv geworden ist auch die Wilhelm-Ophüls-Schule – genauer gesagt, die Klasse 3a. „Durch die Tragweite und die erschütternde Nähe des Krieges in der Ukraine sind auch wir an der Grundschule angehalten und verpflichtet, mit den Kleinen und den Allerkleinsten über dieses Thema zu reden, die Ängste und Befindlichkeiten und Gedanken unserer Schülerinnen und Schüler aufzunehmen und mit ihnen zu verarbeiten“, sagt dazu die Lehrerin und Musikpädagogin Heike Trimpert.

Lied gesungen und aufgenommen

Notunterkunft mit 150 Plätzen

In der Sporthalle Waldschlößchen in Neviges sind Helfer vom Technischen Hilfswerk und Roten Kreuz im Auftrag der Stadt damit beschäftigt, eine Notunterkunft mit 150 Plätzen für Flüchtlinge aus der Ukraine aufzubauen.

Den Vereinen, welche die Halle sonst nutzen, sollen nach Auskunft der Stadt Velbert kurzfristige Ausweichmöglichkeiten angeboten werden.

Sie habe den „erschütterten Kindern“ vorgeschlagen, im Internet nach Friedensliedern zu suchen. „Gemeinsam blieben wir an dem bekannten hebräischen Lied ,Shalom chaverim‘ hängen“, berichtet sie. Die Kinder hätten dann dieses Lied so hingebungsvoll gesungen, dass die Idee entstand, eine Aufnahme anzufertigen. „Die Idee: Wir schicken Friedenstauben mit unseren Wünschen auf den Weg.“ (Hier geht es zu dem Video des Liedes).

Filmisch dokumentierten die Drittklässler außerdem zwei Hilfsaktionen der Schule: Alle Kinder der Schule waren aufgefordert, in einem selbst gestalteten Umschlag Spendengelder abzugeben. Das Geld hatten sie sich zuvor erarbeitet – durch Hilfe im Haushalt und Garten bei Eltern und Verwandten. Auf diese Weise kamen mehr als 2000 Euro für die Ukrainehilfe zusammen.

Spenden an lokale Hilfsorganisationen

Die Schulpflegschaft möchte mit den Spenden Organisationen aus Langenberg unterstützen. „Es werden zum einen Medikamentenspenden für einen Transport an die Grenze benötigt“, sagt Lehrerin Anna Halberkamp.

Ebenso solle die Organisation „Glaube versetzt Berge“ und die Integrationshilfe Langenberg (IHLA) bedacht werden. Außerdem organisierte die Schulpflegschaft eine Sammlung von Sachspenden in Form von Basispaketen, die in Schule abgegeben und später nach Bochum zur Gesellschaft Bochum-Donezk e.V. gebracht wurden.