Langenberg. Die Wilhelm-Ophüls-Grundschule Langenberg macht jedes Jahr bei „Jugend trainiert für Olympia“ mit. Diesmal ging’s auf den Pferdemarkt.

Laut schallen die Anfeuerungsrufe von Jutta Kemper, Eva-Maria Wiemann, Kristina Espey und Stefan König über den Pferdemarkt – während eine ganze Horde Kinder an den vier Erwachsenen vorbeirauscht.

Die vier gehören zum Lehrerkollegium der Wilhelm-Ophüls-Schule, die Kinder sind, na klar, Schülerinnen und Schüler der Grundschule. Ein Mal im Jahr lautet das Motto „Jugend trainiert für Olympia“ – eine Initiative der Deutschen Schulsportstiftung.

30 Minuten durchhalten

„Wir machen das ganz coronakonform“, sagt Jutta Kemper, die den Sport-Aktionstag gemeinsam mit Stefan König organisiert hat. „Heute machen wir hier am Pferdemarkt einen Ausdauerlauf.“ Dafür haben die Lehrerinnen und Lehrer eine Runde mit roten Hütchen markiert. Startort ist an der Halfpipe.

„Ziel ist es, 30 Minuten am Stück zu laufen“, erläutert Jutta Kemper. „Aber auch schon zehn Minuten sind eine tolle Leistung.“ Gerade sind die beiden zweiten Klassen von Kristina Espey und Eva-Maria Wiemann auf der Strecke. Die beiden Lehrerinnen stehen mit Klemmbrett am Rand, notieren, wann einer der kleinen Läufer aussteigt.

Pause an der Halfpipe

Wenn nötig, können die Kinder zwischendurch einen Schluck trinken. „Aber nicht zu viel auf einmal“, rät Lehrer Stefan König, ein erfahrener Läufer.
Wenn nötig, können die Kinder zwischendurch einen Schluck trinken. „Aber nicht zu viel auf einmal“, rät Lehrer Stefan König, ein erfahrener Läufer. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Die Kinder sind fitter, als wir gedacht haben“, lobt Lehrer Stefan König, selbst passionierter Läufer. „Nach der Corona-Zeit haben wir nicht damit gerechnet.“ Freudestrahlend läuft eine der beiden Zoes an ihm vorbei. „Acht Runden“, ruft sie ihm zu und joggt fröhlich weiter.

Salvatore hingegen hat genug, er braucht eine Pause. Schnaufend setzt er sich an der Halfpipe hin, gönnt sich einen Schluck Wasser. „Meine Muskeln tun weh“, sagt er, zeigt auf seine Waden. Eigentlich würde er ja auch Sport machen, „ich mache Training mit meinem Papa“, erzählt er. „Doch jetzt kann ich nicht mehr.“

Kinder sind motiviert

Allerdings: Als Kumpel Desmond vorbei kommt, sind die Muskelschmerzen vergessen, Salvatore läuft noch ein bisschen mit. „Interessant“, findet Jutta Kemper den Einsatz der Kinder. „Wenn ich die über den Schulhof schicke, sind die immer ruckzuck aus der Puste.“

Aber hier im Park scheint die Atmosphäre eher zu inspirieren und anzuspornen. „Es hat noch keiner gemeckert“, sagt sie. Liegt vielleicht auch an dem Super-Wetter. „Die Sonne scheint, aber es ist noch nicht zu warm, besser geht es eigentlich nicht.“

Lob für die Zweitklässler

Schon 2020 haben die Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Ophüls-Grundschule am Aktionstag „Jugend trainiert für Olympia“ teilgenommen.
Schon 2020 haben die Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Ophüls-Grundschule am Aktionstag „Jugend trainiert für Olympia“ teilgenommen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Dann ist wieder Stefan König an der Reihe. Ein Blick auf die Stoppuhr, „letzte Runde!“. Und dann gibt es noch einmal ein dickes Lob, als alle Zweitklässler sich an der Halfpipe versammelt haben: „So viele von euch haben bis zum Ende durchgehalten, das ist ganz toll.“

Für die Kleinen geht es danach zurück zur Schule, zu Fuß natürlich. Vorbei an den Viertklässlern, die gerade angekommen sind – und die klatschen ihre jüngeren Mitschüler erst einmal ab. Dann kleben die Mädchen und Jungen ihre Startnummern auf.

Gegenseitige Anfeuerung

Dass Stefan König ihnen Tipps gibt, kommt nur bei der Hälfte an. „Nicht zu schnell starten“, rät der erfahrene Läufer, „lieber gleichmäßig laufen.“ Doch kaum gibt er den Startschuss, ist der gute Rat wieder vergessen.

„Ich kann da sagen, was ich will“, sagt er lachend, „das ist schon eine Herausforderung.“ Die Quinn erst einmal nicht zu meistern scheint: Kurz nach dem Start ist er platt, will aussteigen. Doch er hat nicht mit Saim gerechnet: „Nicht laufen, guck mal“, sagt er und joggt gemütlich los, „so geht das.“ Quinn schaut zu und hält sich an den Tipp. Weitere fünf Minuten schafft er so.

Am Ende gibt es für alle Kinder eine Belohnung, eine Urkunde, die die Leistung an diesem Tag festhält. Und dann wird es wieder still am Pferdemarkt. Nur der Deilbach plätschert leise vor sich hin.

Unterricht im Kinositz

Ungewohnt viel Platz herrscht im Klassenzimmer der 2 b an der Wilhelm-Ophüls-Schule. Gerade einmal drei der kleinen Tischgruppen sind besetzt, neun Kinder haben ihre Arbeitsblätter und Federmäppchen vor sich ausgebreitet.

„Der Rest ist in Quarantäne“, sagt Kristina Espey, die Klassenlehrerin. Sieben Kinder fehlen, der Unterricht geht dennoch weiter – für alle, dank Laptop und digitaler Technik. Für die Pädagogin bedeutet diese Art hybrider Unterricht wesentlich mehr Arbeit, bereitet sie das Material doch gleich mehrfach vor.

Damit auch die Kinder zu Hause alles mitbekommen, hält Lehrerin Kristina Espey das Laptop mit seiner Kamera näher an die Tafel.
Damit auch die Kinder zu Hause alles mitbekommen, hält Lehrerin Kristina Espey das Laptop mit seiner Kamera näher an die Tafel. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Aufgaben für Zuhause

Da wäre zum einen die Arbeitsmappe für die „Videokinder“ – also die, die von zu Hause am Unterricht teilnehmen. Dann die Mappe für die Kinder im Klassenzimmer und dann noch kurze Videos für das Klassenpadlet.

„Montags ab 7.30 Uhr können die Aufgaben für die Kinder zu Hause abgeholt werden, freitags um 14 Uhr ist Abgabe.“ Bis jetzt „funktioniert das ganz gut“, sagt Kristina Espey. „Die Kinder sind ohnehin die Leidtragenden der ganzen Corona-Maßnahmen“, da sei sie froh, „dass das alles so klappt“.

Unterricht im Kinositz

Arbeiten die Kinder an ihren Aufgaben, sitzen sie an ihren Tischen. Erläutert Kristina Espey etwas oder sollen die Lösungen vorgestellt werden, geht es in den so genannten Kinositz: Die Zweitklässler sitzen u-förmig um das Lehrerpult herum, das Laptop steht mit der Kamera zur Tafel.

So sehen alle Kinder, was nun auf der Tafel passiert. Wortmeldungen gibt es auch per Video, die Kinder zuhause arbeiten genau so mit. Und eines ist gleichgeblieben, egal ob im Klassenraum oder im eigenen Wohnzimmer: Als der Gong ertönt, geht ein erleichtertes Raunen durch den Raum. Endlich Pause.