Velbert. Für ein gebrauchtes Eigenheim muss ein Velberter im Schnitt 7,9 Jahresnettoeinkommen aufbringen. Eine Wohnung ist deutlich billiger. Eine Analyse.
Den Traum von den eigenen vier Wänden, viele Velberter träumen ihn. Für viele wird er jedoch immer ein Traum bleiben. Denn ein Eigenheim können sie sich einfach nicht leisten. Und die Preise für Immobilien steigen weiter und weiter. Für ein gebrauchtes Eigenheim mussten Velberter im Jahr 2021 im Schnitt 7,9 durchschnittliche Jahresnettoeinkommen berappen, ergab jetzt der Immobilienpreisspiegel der LBS.
Dabei darf das Einkommen des Immobilieninteressenten nicht allzu niedrig sein. Denn nach den Ermittlungen der LBS kostete eine gebrauchtes frei stehendes Einfamilienhaus im Schnitt 480.000 Euro. Demnach müsste das Jahreseinkommen bei rund 60.000 Euro im Jahr oder 5000 im Monat liegen, netto versteht sich. Die Preise sind deutlich höher, als noch vor zehn Jahren. Damals konnten Bürger in Velbert laut Berechnung der Bausparkasse noch für 6,1 Jahresnettoeinkommen ein gebrauchtes Eigenheim kaufen.
Gebrauchte Reihenhäuser und Eigentumswohnungen sind in Velbert etwas günstiger
Mit 394.000 Euro waren gebrauchte Reihen- und Doppelhäuser günstiger. Die Belastung der Käufer lag hier bei 6,5 Jahreseinkommen. Eigentumswohnungen aus zweiter Hand kosteten in Velbert im vergangenen Jahr 2324 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Der Durchschnittspreis für eine komplette Wohnung betrug 167.000 Euro, was 2,7 Jahreseinkommen entspricht. Und die Preise gehen weiter nach oben. Laut Immobilienpreisspiegel kostet in einer 60 Quadratmeter großen Wohnung der Quadratmeter im Jahr 2022 rund 2499 Euro; bei den begehrten 100 Quadratmetern sind es bereits 2646 Euro.
Bei Neubauten wird es noch erheblich teurer
Soll es ein Neubau sein, wird es noch einmal deutlich teurer. So werden am Wimmersberg in Tönisheide gerade Doppelhaushälften mit Wohnflächen von 124 Quadratmetern zum Preis von rund 650.000 Euro angeboten und auch verkauft. Neue Eigentumswohnungen in Neviges kosten derzeit beispielsweise für 362.000 Euro für 90 Quadratmeter.
Mehr Platzbedarf bei jungen Familien
Die niedrigen Finanzierungszinsen können den Preisanstieg nur teilweise auffangen. LBS-Gebietsleiter Bert Christoffel: „Umso mehr brauchen wir eine verlässliche Wohneigentums-Förderung, damit auch die nächste Generation die Chance auf die eigenen vier Wände hat.“ Zum einen habe die Corona-Pandemie den erhöhten Platzbedarf gerade junger Familien gezeigt. Zum anderen sei die selbst genutzte Immobilie ein wesentlicher Rentenbaustein, der im Schnitt 600 Euro Mietentlastung bringe, so der Immobilienexperte
Interessenten aus den Nachbarstädten
Wohneigentum in der Schlossstadt ist nicht nur für Velberter interessant, sondern auch für Bürger der Nachbarstädte, in denen die Preise noch einmal deutlich darüber liegen. So kostete in Heiligenhaus ein gebrauchtes Einfamilienhaus nach LBS-Berechnung 799.000 Euro oder 13,1 Jahresnettoeinkommen eines Heiligenhausers. Hier will die Nähe zu Düsseldorf bezahlt werden. In Essen kostet das Eigenheim 680.000 Euro und in Wuppertal immerhin noch 550.000 Euro. Das macht dann Velbert für die Nachbarn attraktiv.
Auch die Mieten ziehen ordentlich an
Bei diesen Immobilien-Preisen ist es kein Wunder, dass auch die Mieten in Velbert anziehen. Laut Mietspiegel, der von einem Immobilienportal aufgrund der Inserate erstellt wurde, muss bei Neuvermietungen in einer 30 Quadratmeter großen Wohnung mit 8,24 Euro/m2, beim 60 Quadratmetern mit 6,91/m2 und bei 100 Quadratmetern mit 7,59/m2 gerechnet werden. Damit liegt die Stadt aber immer noch deutlich unter dem NRW-Schnitt.
>>>Zu wenige Sozialwohnungen
Ein Bündnis aus Mieterbund und Sozialverband Deutschland kritisiert, dass in Deutschland zu wenig öffentlich geförderte Wohnungen gebaut werden. So seien nach Angaben der NRW-Landesregierung im Jahr 2021 nur 5239 Mietwohnungen mit Fördermitteln des Landes errichtet worden – der niedrigste Wert seit 2015.
Damit würden jährlich deutlich auch weniger Wohnungen gebaut, als aus der Bindung fallen. Bereits zum Halten des derzeitigen Standes wären mehr als 17.000 neue geförderte Wohnungen notwendig.