Neviges. Die 53 Wohnungen auf dem Ex-Klinikgelände sind fast alle verkauft. Ein Trost für den Bauherrn, denn hier gibt’s auch einige Überraschungen.

Langsam senkt sich der Arm des Baukrans, lässt den roten Behälter auf den Boden runter. Unten wartet schon ein Arbeiter der Rohbaufirma Schmidt, greift sich einen Schwung Kalksandsteine und packt die Ladung in die Kiste. Geschafft, das Baumaterial baumelt in luftiger Höhe und landet kurz darauf auf dem Dach von Haus Nummer 1. Etwa 20 Meter weiter, hier steht der zweite Baukran, schwebt eine Platte nach der nächsten in Richtung Haus Nummer 2. Und mittendrin planiert ein Bagger den aufgerissenen Boden, der nach der Kanalverlegung jetzt wieder geebnet werden muss. Auf der Baustelle ehemaliges Klinikgelände an der Tönisheider Straße laufen die Arbeiten auf Hochtouren.

Kein einfacher Boden für den Bagger

Das Fundament steht. die Arbeiten gehen flott voran auf der Baustelle des ehemaligen Klinikgeländes in Velbert-Neviges. Im Hintergrund der Mariendom mit dem sanierten Dach.
Das Fundament steht. die Arbeiten gehen flott voran auf der Baustelle des ehemaligen Klinikgeländes in Velbert-Neviges. Im Hintergrund der Mariendom mit dem sanierten Dach. © Funke Foto Services | Uwe Möller

Der Rohbau von zwei der sechs Häuser auf dem 7400 Quadratmeter großen Gelände steht, bei einem auch schon die Wände für das Penthouse. Die Kanalisation ist weitgehend gelegt, auch der Aushub für die weiteren Häuser geht voran. Die Bodenarbeiten seien aufwändiger, sagt Wolf Neudahm, Bauherr und Geschäftsführer des Wuppertaler Unternehmens Pro Objekt, mit Blick auf einen Bagger, der gerade loslegt. „Hier ist nichts auf Sand gebaut, wir haben viel Felsformationen, das muss alles aufgepickt werden. Aber wir sind gut in der Zeit, trotz aller Widrigkeiten.“

Friedhof mit 200 Gräbern

Am weitesten ist dieses Haus, bei dem bereits die Wände des Penthouses stehen. Im November 2022 soll es bezugsfertig sein.
Am weitesten ist dieses Haus, bei dem bereits die Wände des Penthouses stehen. Im November 2022 soll es bezugsfertig sein. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Denn was es auf dieser Baustelle alles an Überraschungen gab, hat auch der Bauherr mit Jahrzehnte langer Berufserfahrung noch nicht erlebt. Tief im Boden wurde bei den Vorarbeiten neben Fundamenten einer Kirche und den Überresten eines alten Pfarrhauses auch ein verschütteter Friedhof mit fast 200 Gräbern entdeckt. Ein Archäologen-Team der Grabungsfirma Eggenstein legte die Knochen im Frühsommer 2021 frei, dokumentierte alles vor Ort und nahm die Überreste zur weiteren Untersuchung mit. Nach Rücksprache mit dem LVR-Amt für Denkmalpflege werde man nach Abschluss der ersten Untersuchungen noch einen Anthropologen hinzuziehen, so hatte Archäologe Dr. Georg Eggenstein in einem früheren Gespräch erläutert. Anhand der Knochen könne man zum Beispiel ableiten, wie das Arbeitsleben der Menschen ausgesehen hat, in welchem gesundheitlichem Zustand sie sich befunden haben. Bestattungen habe es an hier von 1790 bis 1819 gegeben.

Die Archäologen kommen wieder

So soll es später aussehen: In den vier hinteren Häusern gibt es jeweils fünf Wohnungen, die beiden Häuser vorn an der Tönisheider Straße haben jeweils 14 bzw 15 Wohnungen. Alle haben ein Gründach, in der Mitte der Anlage ist eine Art Dorfplatz geplant.
So soll es später aussehen: In den vier hinteren Häusern gibt es jeweils fünf Wohnungen, die beiden Häuser vorn an der Tönisheider Straße haben jeweils 14 bzw 15 Wohnungen. Alle haben ein Gründach, in der Mitte der Anlage ist eine Art Dorfplatz geplant. © Pro Objekt | Pro Objekt

In den nächsten Monaten werden die Archäologen noch einmal auf diese spannende Baustelle kommen. „Im Februar beginnt der Aushub für Haus Nummer sechs, das ist unsere interne Bezeichnung, nicht etwa eine Hausnummer“, erläutert der Pro Objekt-Geschäftsführer, der das Familienunternehmen gemeinsam mit Tochter Stefanie führt. Denn dort, wo Haus Nummer sechs geplant ist, befindet sich ein weiteres Bodendenkmal, die Überreste eines alten Pfarrhauses. Die Ausgrabungen und die archäologische Begleitung auf der Baustelle koste Pro Objekt, so schätzt Wolf Neudahm, rund 60 000 Euro. Kosten, mit denen bei der ursprünglichen Planung niemand gerechnet habe. Die Preise für die Immobilien seien allerdings schon vorher kalkuliert und festgesetzt worden.

Wohnungen waren schnell verkauft

Drei Adressen für die neuen Häuser

Die Vermarktung der Wohnungen läuft über die Sparkasse Wuppertal, Auskunft erteilt Birgit Weide unter 0202 488 3341, Mail: birgit.weide@sparkasse-wuppertal.de, oder das Unternehmen Pro Objekt unter 0202 6999 00.

Es wird drei Adressen für die neuen Häuser geben: Für die Häuser 5 und 6 Tönisheider Straße; für die Häuser 1 und 2 Hospitalstraße und die Häuser 3 und 4 Löher Straße. Das ehemalige Krankenhaus, auf dessen Gelände gebaut wird, wurde im Januar 2019 abgerissen.

Die Laune lässt sich der Investor nicht verderben, dazu bereite ihm das ganze Projekt einfach zu viel Freude. Von Anfang an sei er von dem Standort begeistert gewesen, und die starke Nachfrage gebe ihm Recht: Von den insgesamt 53 Eigentumswohnungen, die sich terrassenartig über das Gelände ziehen, sind nur noch fünf zu haben. „Eine große Wohnung mit 126 Quadratmetern und vier etwas kleinere, so um die 90 Quadratmeter.“ Die große Wohnung koste 570 000 Euro, die kleinste mit 82 Quadratmetern 362 000 Euro. Die fünf noch nicht verkauften Wohnungen sind in jenem Haus, das als Letztes hochgezogen wird. Alle anderen seien direkt nach Beginn der Vermarktung schnell verlauft worden.

Käufer kommen auch aus Köln

„Die Nachfrage war schon toll. Die Käufer kommen aus Essen, Wuppertal, Düsseldorf, Köln, natürlich auch aus Velbert“, sagt Neudahm. Voraussichtlich im November 2023 sollen alle 53 Wohnungen bezugsfertig sein, die ersten bereits Ende diesen Jahres. Übrigens: So ganz ist das ehemalige Krankenhaus nicht verschwunden. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden geschredderte Ziegelsteine des Gebäudes als Baumaterial weiterverwendet. Sie kommen, so erläutert der Bauherr, unter die Wege, etwa unter die Pflasterung für die Tiefgarage. Im deren Bereich liegt auch ein verfüllter alter Brunnen. Ihn unterirdisch zu erhalten, war eine der Forderungen des LVR-Amtes für Denkmalschutz im Rheinland.