Velbert. Die Technischen Betriebe Velbert (TBV) haben am Tierheim mehr als 100 Jahre alte Buchen fällen lassen. Dafür werden sie nun massiv kritisiert.

In dem Wäldchen, das sich zwischen Tierheim, Berufskolleg Niederberg und Brangenberg erstreckt, sind in dieser Woche mehrere alte Buchen gefällt worden. „Die haben da wie die Berserker abgeholzt“, beschreibt Sonja van der Pütten, die als sachkundige Bürgerin für die Piraten im Bezirksausschuss Velbert-Mitte sitzt, die Fällaktion. Es seien zahlreiche, mehr als 100 Jahre alte Buchen gefällt worden – darunter auch gesunde Bäume, sagt Sonja van der Pütten, die sich dabei auch auf das Urteil eines von ihr hinzugezogenen Baumexperten bezieht. „Es wären auf jeden Fall viele der Bäume zu retten gewesen“, so die engagierte Tier- und Naturschützerin.

Schnelligkeit überraschte Sonja van der Pütten

Was Sonja van der Pütten übel aufstößt: Noch am Montag habe es einen Vor-Ort-Termin gegeben, an dem einige Fraktionskollegen der Piraten und für die Technischen Betriebe Velbert als Eigentümer des Waldes unter anderem Peter Tunecke, Geschäftsbereichsleiter Forst, teilgenommen hätten. Bei diesem Termin, so sagen es Sonja van der Pütten und der stellvertretende Piraten-Fraktionsvorsitzende Helmut Stiegelmeier unisono, sei die Rede davon gewesen, dass die Bäume „so in zwei Wochen“ gefällt würden. „Wir wollten bis dahin ganz konkret wissen, welcher Baum warum gefällt werden muss“, sagt Stiegelmeier. „Auch weil es sehr unterschiedliche Experten-Einschätzungen gab und die pauschalen Aussagen vor Ort unbefriedigend waren.“

Einige Stämme wurden direkt abtransportiert, andere liegen noch auf dem Parkplatz hinter dem Berufskolleg Niederberg in Velbert.
Einige Stämme wurden direkt abtransportiert, andere liegen noch auf dem Parkplatz hinter dem Berufskolleg Niederberg in Velbert. © Philipp Nieländer

Stämme wurden zum Teil direkt abtransportiert

Dazu kam es aber nicht mehr. Denn: „Was dann folgte, war eine Nacht- und Nebel-Aktion, wie ich sie lange nicht erlebt habe“, so Stiegelmeier. Direkt am nächsten Morgen um 8 Uhr hätten die Arbeiten begonnen, viele der Stämme seien noch am gleichen Tag abtransportiert worden. „Und es sind deutlich mehr Bäume gefällt worden, als uns noch am Vortag gesagt wurde“, ärgert sich Sonja van der Pütten. „So ist das ein Kahlschlag, der definitiv nicht notwendig gewesen wäre.“ Man habe den Hunden im Tierheim wichtige Schattenspender genommen – und auch zahlreiche Eichhörnchen, die sie in den Bäumen gesehen habe, seien von der Maßnahme betroffen.

Förster verwehrt sich gegen Vorwürfe

Von einem Kahlschlag könne nicht die Rede sein, sagt hingegen Peter Tunecke. „Dagegen verwehre ich mich entschieden.“ Es seien lediglich um die 14 Gefahrenbäume zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit entnommen worden. Eine zertifizierte Baumkontrolleurin habe den Handlungsbedarf bei einer Begutachtung festgestellt. „Von nicht standsicheren Bäumen geht ein sehr hohes Gefährdungspotenzial für Menschen, die im Wald unterwegs sind, aus“, so Tunecke. In der Vergangenheit seien auch bereits Bäume auf den Zaun des Tierheims gestürzt. „Natürlich mussten wir als Technische Betriebe da jetzt zeitnah in der winterlichen Vegetationsruhe handeln.“

Peter Tunecke hält die durchgeführten Baumfällungen für völlig korrekt.
Peter Tunecke hält die durchgeführten Baumfällungen für völlig korrekt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Und wir machen damit auch kein Geld“, kontert der Diplom-Forstwirt auch diesen Vorwurf. Das Holz sei splitterhaltig und teils metallverseucht, daraus wird dann weder Säge- noch Schneideholz. „Der marktwirtschaftliche Aspekt tritt demnach völlig in den Hintergrund. Die Aktion hat mehr gekostet, als sie einbringt.“

Dürrephasen haben die Buchen stark geschädigt

TBV kümmern sich um Grünflächen

Die Technischen Betriebe Velbert (TBV) unterhalten, pflegen, reinigen und erneuern die städtischen Grün- und Parkanlagen. Genauso kümmert sich der Grünflächenbereich um die Grünanlagen auf Spielplätzen und die Außenanlagen der Schulen, Kindergärten und der öffentlichen Gebäude.

Weiterhin unterhalten die TBV alle städtischen Waldflächen sowie die fünf kommunalen Friedhöfe.

Es gibt aber auch Wälder im Stadtgebiet, die in Privateigentum sind.

Die Dürrephasen der vergangenen Sommer hätten die Buchen bedauerlicherweise stark geschädigt – nicht nur in Velbert, sondern in der gesamten Region. „Mit dramatischen Auswirkungen auf die Holzstruktur“, so Tunecke. „Und Pilze schreiten voran, wie nie zuvor.“ Das betreffe oft nicht jede Stelle des Stammes und sei demnach nicht überall sichtbar, dennoch hält Tunecke die Entnahme der Bäume auch im Nachhinein für richtig. „Wir haben da völlig korrekt gehandelt.“

Das sieht Sonja van der Pütten anders: „Es gab kranke Bäume, keine Frage, aber es gab auch, wie hinterher zu sehen war, völlig intakte Stämme.“ Auch Stiegelmeier meint: „Dass ein Baum irgendwann abstirbt ist klar, aber hier hätte man mit etwas mehr Aufwand zumindest viele der Bäume noch für einige Jahre erhalten können.“

Argumente des Försters überzeugen Kritiker nicht

Und auch das TBV-Argument, dass Gefahr im Verzug gewesen sei und darum schnell hätte gehandelt werden müssen, sei nicht nachzuvollziehen: „Die Bäume waren seit August markiert und nun musste über Nacht gehandelt werden?“, fragt van der Pütten. „Das ist schon alles sehr seltsam.“