Neviges. Die geplanten Wohnungen auf dem früheren Klinik-Gelände sind begehrt. Der Investor erlebt bei den Bauarbeiten eine dicke Überraschung.

Im Herzen von Neviges zu wohnen, in unmittelbarer Nähe zum Dom, zur Fußgängerzone und mit viel Grün drumherum - das wünschen sich anscheinend viele. Schon vor dem offiziellen Start der Vermarktung ist das Interesse an den 53 geplanten Eigentumswohnungen auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses an der Tönisheider Straße riesig. "Wir haben sehr viele Anfragen, es stehen auch schon Interessenten auf der Warteliste. Der Vertrieb startet dann ab dem 23. Februar, wir warten natürlich noch den Ratsbeschluss ab", sagt Investor Wolf Neudahm, Geschäftsführer des Wuppertaler Unternehmens Pro Objekt. Der gute Start tröstet den erfahrenen Bauherrn über eine Überraschung hinweg, mit der hier niemand gerechnet hat.

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Reste einer alten Kirche

"Ich mache das nicht erst seit gestern, habe schon so einiges erlebt. Aber so etwas ist mir in Jahrzehnten noch nicht passiert." Auf dem Baugelände hat die Denkmalbehörde des Landschaftsverbandes Rheinland archäologische Funde entdeckt: Teile eines Fundaments einer Kirche nebst zwölf frei gelegten Gräbern und einem Brunnen. "Die gefundene Keramik erlaubt eine Datierung der Funde in das 10. bis 13. Jahrhundert, also ins Hochmittelalter", erklärt Jens Schubert , Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim LVR-Amt für Bodendenkmalpflege in Bonn. Für das Unternehmen Pro Objekt, das schon beim Abriss des alten Krankenhauses einen großen Aufwand betrieb und etliche Gutachten, unter anderem zum Artenschutz, in Auftrag gab, bedeutet dieser archäologische Fund erheblich mehr Arbeit und erhöhte Kosten.

Archäologe begleitet Bauarbeiten

Von nun an wird ein Archäologe die weiteren Bauarbeiten im vorderen Teil der Baustelle, also in Richtung Tönisheider Straße, begleiten. Falls zum Beispiel alte Tonscherben oder ähnliches ans Tageslicht kommen, ist dann gleich ein Fachmann vor Ort. Die Funde werden dokumentiert, Knochenreste bestattet. Die Kosten für diese archäologische Begleitung muss Pro Objekt übernehmen, "wir rechnen mit rund 25.000 Euro", schätzt Wolf Neudahm. Auch könne man jetzt nicht wie gewohnt mit voller Kraft einfach los baggern, sondern müsse eine zahnlose Baggerschaufel einsetzen. Dass das LVR-Amt für Denkmalpflege erst zu einem recht späten Zeitpunkt des Bebauungsplan-Verfahrens über das Bodendenkmal informierte und nicht zu Anfang der Offenlage, sei schon ein wenig verwunderlich, meint der Investor.

Brunnen ist schon verfüllt

Wie dem auch sei, Pro Objekt werde natürlich die Belange des Denkmalschutzes berücksichtigen, zum Teil ist dies auch schon geschehen. So musste zum Beispiel ein alter Brunnen auf dem Gelände unterirdisch erhalten bleiben, lautete eine der Forderungen. Der Brunnen ist bereits verfüllt. "Er liegt im Bereich der späteren Tiefgarage. Das ist ein großes Glück, läge er direkt unter einem der Häuser, hätten wir unsere Planungen noch einmal überarbeiten müssen", zeigt sich Wolf Neudahm erleichtert. Kopfzerbrechen hatten zunächst die Reste eines alten Pfarrhauses bereitet: Sie liegen nämlich auf dem Gelände just unter einem großen Haufen aus Recycling-Material, rund 20.000 Kubikmeter zerkleinerte Steine aus dem ehemaligen Klinikgebäude. Das Material soll an einigen Stellen des Neubaues noch einmal verwendet werden. "Wir hatten schon befürchtet, den großen Berg jetzt sofort abbauen zu müssen."

Gespräche mit dem Amt für Denkmalschutz

Hier habe man nach Gesprächen mit dem Denkmalschutz erreicht, dass das darunter liegende alte Pfarrhaus erst frei gelegt wird, wenn man den Material-Berg im Laufe der Arbeiten sowieso abträgt." Alles andere hätten wir aus Gründen des Umweltschutzes auch nur schlecht vertreten können", sagt Neudahm und fährt fort: "Wir hätten ja sonst mehrere Lkw einsetzten müssen, die das Zeug erst einmal wegkarren. Und für den Bau hätte man dann etwas Neues gebraucht. Aber uns geht es hier ja auch um Nachhaltigkeit", erläutert Wolf Neudahm, der sich von all diesen Überraschungen und Turbulenzen nicht aus der Ruhe bringen lässt. "Wissen Sie, ich habe die Erfahrung gemacht: Je schwieriger das B-Planverfahren ist, umso schöner wird es nachher."

Neviges ist beliebt

Ein gutes Zeichen sei da das große Interesse an den 53 Eigentumswohnungen, das ihn natürlich sehr freue. Die Wohnungen mit einer Größe von 73 Quadratmetern seien dabei ebenso gefragt wie die 142 Quadratmeter großen Penthouse-Wohnungen. Wolf Neudahm: "Ich habe den Eindruck, die Menschen haben besonders jetzt in der Pandemie entdeckt, wie wichtig ein schönes Zuhause ist." Viele Anfragen kämen aus Wuppertal, hier zeige man bewusst Interesse für das beschauliche Neviges. "Es ist ja auch wirklich nett hier. Und wenn hier wieder mehr Menschen wohnen, dann macht vielleicht auch wieder der ein oder andere Laden auf. Ich sehe Neviges auf dem aufsteigenden Ast."

Zur Information: Das frühere Krankenhaus wurde im Januar 2019 abgerissen. Auf dem 8000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen sechs Häuser mit Dachbegrünung. Sie passen sich in terrassenartiger Bauweise dem Gefälle des Grundstücks an und sind durch eine parkartige Anlage miteinander verbunden. Anfragen über die Homepage www.pro-objekt.com oder telefonisch unter 0202/488 3341.