Velbert. Das Hospiz- und Palliativzentrum startet bald. Möglich macht das Projekt ein breites bürgerschaftliches Engagement in Velbert und Heiligenhaus.
Es ist schon schade. Bereits beim Spatenstich musste die Teilnehmerzahl begrenzt werden, Feste zur Grundsteinlegung und Rohbau-Fertigstellung machte die Corona-Pandemie unmöglich, und jetzt muss auch noch die Eröffnung nahezu sang- und klanglos über die Bühne gehen. Dabei gibt es auf dem Grundstück Ost-/Kurze Straße wirklich etwas zu feiern. Der Hospizverein Niederberg hat dort in Velbert das realisiert, was er vor 22 Jahren als Absicht in seiner Satzung formuliert hatte. Nämlich ein stationäres Hospiz- und Palliativzentrum für schwerstkranke und sterbende Menschen zu bauen. Und hat dafür einen Haufen Geld zusammengetragen und aufgebracht. 7,6 Millionen Euro. Öffentliche Mittel gibt’s dafür nicht.
Erster Ansatz war in Velbert der Standort Cranachstraße
Und wie fühlt sich das an, dieses Riesen-Projekt tatsächlich gewuppt zu haben? „Das ist für einen kleinen Verein mit 320 Mitgliedern schon eine tolle Leistung“, antwortet Peter Jansen. „Ich bin froh, dass wir das geschafft haben“, so der Vorsitzende. Es sei ein Segen gewesen, merkt Wolfgang Tamm (Geschäftsführer) an, dass der Grundstückswechsel möglich gewesen sei. Entgegen erster Pläne an der Cranachstraße ist das Neubau-Grundstück nunmehr für 60 Jahre von der ev. Kirchengemeinde gepachtet.
Verein ist schon eingezogen
Das Zentrum trägt die Handschrift des Büros „Dr. Krieger Architekten“ und besteht im Grunde aus zwei Baukörpern, die wie eine Einheit wirken. Der entscheidende Aspekt, sagt Michael Krieger, sei die Blickachse über Hausgarten und Gemeindezentrum zur Christuskirche. Insgesamt gibt es 1550 qm Netto-Nutzfläche. Da ist einmal der zweigeschossige Baukörper mit dem Hospiz und zweitens vorne der Schenkel parallel zur Oststraße mit dem Hospizverein Niederberg – er ist von der Poststraße umgezogen – und dessen Büro- und Konferenzräumen sowie einem Standort der „Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung“ (SAPV). Der Teil sei unterkellert, erklärt er weiter, „das kann man noch füllen“. Zudem könne man aufstocken.
Gewissen Komfort bieten
Die Fassade ist schon allein durch die unterschiedlichen Formate, Geometrien und Anordnungen der Fenster gegliedert und aufgelockert; die Atmosphäre innen ist hell und transparent, freundlich und großzügig. Eingedenk des Umstandes, dass hier im Kern zehn geräumig bemessene Gästezimmer und eines für Angehörige/Besucher geschaffen wurden, wirkt der Baukörper recht groß. Man müsse schließlich viel vorhalten, erläutert Regina Schnetzer. Die Leiterin der Einrichtung und künftige Geschäftsführerin nennt u. a. Büros, Bäder, Gemeinschaftsräume, Raum der Stille, (Tee-)Küche und Bereitschaftsraum. „Wir wollen ja auch einen gewissen Komfort bieten“, erklärt Wolfgang Droste. Er ist Geschäftsführer des Hospiz- und Palliativzentrums.
Bedarf übersteigt das Angebot
Das – eigentlich – gerne mehr Plätze als die zehn haben könnte. Auf Basis anerkannter Berechnungen, erzählt Jürgen Wosimski, liege der Bedarf im Nordkreis bei 16 Betten. Die nächsten Hospize seien in Dönberg – 2007 vom hiesigen Verein unterstützt –, in Werden und Erkrath, zählt der Vereinskassierer auf. „Es gibt jetzt schon Wartelisten.“
Team betreut rund um die Uhr
Grundsätzlich, erklärt Tamm, sei die feste Einrichtung nötig, weil die ambulante Hospizarbeit immer nur einen Teil abdecken könne. Hospizarbeit heißt, sterbenden Menschen einen würdigen und selbstbestimmten Abschied zu ermöglichen. Wenn die Versorgung in den eigenen vier Wänden nicht mehr geht, kommt eine Unterbringung in einem stationären Hospiz in Frage. Rund um die Uhr betreut von einem – in diesem Fall 26köpfigen – Team. Dieses zusammenzustellen, bedurfte nur in zwei Fällen einer Anzeige. „Die meisten Mitarbeiter kamen auf uns zu“, resümiert Kerstin Derksen, Pflegedienstleitung.
Noch Restarbeiten zu erledigen
„Wir wollen ein lebendiges Haus sein“, sagt Wolfgang Droste. Der Bedarf sei da, „wir könnten schon jetzt alle Zimmer belegen“. Ob die Einrichtung tatsächlich Anfang Februar starten könne, werde sich nächste Woche entscheiden und hänge vom Fortschritt der Restarbeiten ab. Eine kleine Abordnung mit dem Palliativ-Mediziner Johann Campean war jetzt schon mal in Wuppertal und Düsseldorf, um dort Bilder der Künstler Christian von Grumbkow bzw. von Johann Jacob für die Eröffnungsausstellung zu sichten.
Für einen Teil der Kosten sind Spenden nötig
Den Grundstück für das Vorhaben bildete das Erbe des Tönisheiders und Namensgebers für das Zentrum, Ulrich Müllenbach. Hinzu kamen eine Großspende und ganz viele kleinere von 50 Euro an aufwärts sowie die Erträge von Benefizkonzerten und -läufen.Auch für den laufenden Betrieb sind weiter Spenden nötig: Sparkasse Hilden Ratingen Velbert, IBAN: DE50 3345 0000 0026 0334 15, Verwendungszweck „Hospiz Velbert“.