Velbert-Langenberg. Die Schäden, die die Flut in der Altstadt von Velbert-Langenberg angerichtet hat, sind noch nicht behoben. Doch die meisten Geschäfte sind offen.

Auf den ersten Blick ist alles wie immer: Der Verkehr rollt über die Kamper Straße, Menschen sind auf dem Froweinplatz und in den Gassen der Altstadt unterwegs, in den meisten Schaufenstern gibt’s Waren und Produkte zu sehen.

Aber eben nur in den meisten. Noch immer haben nicht alle Geschäfte wieder geöffnet, die im Juli nach dem Starkregen unter Wasser gestanden haben. Und auch die, die geöffnet haben, sind noch nicht fertig. Noch lange nicht.

Optik Weiskamp in Velbert-Langenberg ist schon lange wieder offen

So bleibt der Backtreff an der Ecke Kamper Straße/Kreiersiepen weiter geschlossen, auch Blumen Peschel hat noch nicht geöffnet. Optikerin Iris Weiskamp-Warmbier wiederum steht schon lange wieder in den Verkaufsräumen. „Klar, das Wasser war hier drin. Aber nach dem ersten Schock haben wir zugesehen, dass wir schnell wieder öffnen.“

Ihr Vorteil: Im Ladenlokal gibt es noch eine obere Ebene, die trocken geblieben ist. „Wir haben dann ganz schnell ganz viel nach oben geschafft, gerettet, was zu retten war und dann relativ schnell wieder aufgemacht.“

Kein Verständnis für Zustand der Tiefgarage

Was die Inhaberin von Optik Weiskamp aber gar nicht gut findet, ist der Zustand der Tiefgarage am Froweinplatz. „Das ist ein Riesenproblem“, sagt sie. Die Parkplätze fehlen, die Toilette fehlt, die Beleuchtung der Unterführung ist auch abends ausgeschaltet, Müll wird nicht entfernt, der Weg unter der Bahn durch werde als Hundetoilette missbraucht.

„Wir brauchen Kundschaft und die muss parken können“, stellt sie nüchtern fest. „Es ist gut, dass Netto wieder geöffnet hat, das wirkt sich positiv auf die Frequenz aus.“ Aber ohne Parkmöglichkeiten würden viele Kunden trotzdem wegbleiben.

Optimismus bewahren

„Wir alle hier haben viel Privates eingesetzt, aber die Stadt lässt uns da im Stich“, sagt Iris Weiskamp-Warmbier. „Man könnte doch Ersatzparkplätze schaffen, zumindest vorübergehend.“ Und Dixie-Klos aufstellen. Denn momentan würden sich viele einfach hinter dem Sparkassen-Kiosk erleichtern.

Doch trotz des Ärgers will sie sich ihren Optimismus bewahren: „Viele haben schon wieder geöffnet. Wir sind noch da und freuen uns über Kundinnen und Kunden.“

Petra Rittmeyer ist Inhaberin von „Unikate bei Petra“: Rund sechs Wochen vor der Flut (Foto vom April) war die Welt noch in Ordnung. Bis der Laden wieder im alten Glanz erstrahlt, ist aber noch viel Arbeit nötig.
Petra Rittmeyer ist Inhaberin von „Unikate bei Petra“: Rund sechs Wochen vor der Flut (Foto vom April) war die Welt noch in Ordnung. Bis der Laden wieder im alten Glanz erstrahlt, ist aber noch viel Arbeit nötig. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Etwas weiter in den Kreiersiepen hinein herrscht auch Betrieb: Seit die Stadtwerke kurz nach dem Hochwasser den Strom wieder angestellt hatten, gibt’s im Friseursalon „Die Schere“ wieder die aktuellsten Haarschnitte. Bei „Masswerk“ wiederum hängen noch Planen im Ladenlokal, wird fleißig gewerkelt.

Eigentliche Arbeit steht noch an

Eine Querstraße weiter, an der Hellerstraße, liegt das „Unikate bei Petra“. Vorne im Verkaufsraum sieht fast alles aus, wie vor der Flut. „Aber wir sind noch lange nicht fertig“, sagt Inhaberin Petra Rittmeyer und atmet einmal tief durch.

„Inzwischen habe ich einen Gutachter bekommen, nach drei Monaten. Endlich“, sagt sie. Und der hat nun den Schaden beziffert: „184.000 Euro“, sagt Petra Rittmeyer. Was schwerer wiegt: Alles, was bereits wieder hergerichtet worden ist, muss erneut aufgerissen werden.

Arbeiten im Kellergeschoss

Denn besonderes der hintere Teil des Gebäudes, Baujahr 1609, ist noch immer nicht trocken, der Putz muss ab, die Aufschüttung über dem Kellergewölbe entfernt werden. Dafür muss aber der Boden im Erdgeschoss wieder raus. Ab Januar geht es los.

„Als ich das gehört habe, wollte ich erst alles hinschmeißen“, sagt die Ladeninhaberin. „Aber“, fährt sie fort, „ich bin ein positiv denkender Mensch.“ Sie habe auch mit anderen Betroffenen geredet, Susanne Martin zum Beispiel.

Geduld ist gefragt

Die Arbeiten in den vom Hochwasser betroffenen Ladenlokalen geht voran – wenn auch nicht so schnell, wie es sich die Inhaberinnen und Inhaber gewünscht hatten. So war der Gutachter etwa erst Mitte November bei Susanne Martin – hier ein Blick auf die Baustelle in ihrem Imbiss aus dem September.
Die Arbeiten in den vom Hochwasser betroffenen Ladenlokalen geht voran – wenn auch nicht so schnell, wie es sich die Inhaberinnen und Inhaber gewünscht hatten. So war der Gutachter etwa erst Mitte November bei Susanne Martin – hier ein Blick auf die Baustelle in ihrem Imbiss aus dem September. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Wir haben uns gegenseitig bestärkt. Und ich bin mir sicher, dass das Geschäft bald in neuem Glanz erblüht. Sie hoffe nur, dass „der Staat nun auch sein Versprechen einhalte und die Finanzhilfen auszahlt“ – wenn denn dann die Rechnungen für die Handwerker vorliegen.

Geduld ist also gefragt, sagt auch Susanne Martin. Die steht gut gelaunt in dem Imbisswagen, aus dem heraus sie seit der Flut Pommes und Hähnchen, Currywurst und Frikadellen verkauft. „Es geht vorwärts“, sagt sie, „wenn auch nicht so schnell, wie wir alle hoffen.“

Vieles laufe auch ungesehen ab, erzählt die Gastronomin: „Was die in der Tiefgarage und in der Sparkassenfiliale schon alles gemacht haben, das sieht man ja gar nicht.“ Doch auch sie sagt: „Wir brauchen Parkplätze.“

Knappes Material

In ihrem Imbiss geht es nun auch voran: Mitte November sei der Gutachter da gewesen, „jetzt habe ich jede Menge damit zu tun, die ganzen Anträge zu stellen.“ Sie rechne aber nicht damit, vor März fertig zu werden. „Das Material ist knapp und wird auch immer teurer“, sagt sie. Und die Handwerker sind gut ausgelastet.

Ohne den Imbisswagen, gibt sie frank und frei zu, „wäre längst Schluss gewesen.“ Aber so sind die Leute froh, „dass ich da bin.“ Und sie kommen auch weiterhin. „Es dürfen auch gerne mehr werden“, sagt Susanne Martin lachend, schließlich ist das Leben längst wieder in die Altstadt zurückgekehrt.

Netto hat geöffnet

Der Netto-Markt an der Kamper Straße hat nach der Sanierung seit dem 14. Dezember wieder geöffnet. Die Filiale war seit der Juli-Flut geschlossen.

Die Verkaufsfläche in dem Markt beträgt nun rund 530 Quadratmeter. Noch bis zum 31. Dezember geht ein Großteil der Kassen- und Pfandspenden in den Netto-Filialen an die Tafeln in Deutschland.

Neben den Tafeln unterstützt Netto in weiten Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz außerdem die Fluthilfe der „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e.V.“.